Erster vollautomatisierter Lebensmittelshop in München: Daran hakt es noch

München - Lust auf Kuchenbacken am Sonntag, doch Mehl ist alle? Ein Automat ist die Lösung. Auch Senioren, denen ihr Supermarkt weit ist, ziehen inzwischen Milch, Frischkäse oder (abgepacktes) Brot aus dem neuen Latebird-Shop in der Lortzingstraße 9 in Pasing.
Der erste vollautomatisierte Lebensmittelmarkt Münchens will einmal 650 Artikel anbieten. In einer früheren Bäckerei, nahe der Bushaltestelle Scapinellistraße, soll der Automat die Nahversorgung von 2500 Münchnern ergänzen, die in etwa 700 Vonovia-Wohnungen rund um die Lortzingstraße leben.
Neuer 24-Stunden-Automat in München: Es gibt Mozzarella-Wraps, Thunfisch-Sandwiches, Snacks
Der "smarte Shop" hat sieben Tage die Woche 24 Stunden geöffnet. Frische Snacks, wie Tomaten-Mozzarella-Wraps oder Thunfisch-Sandwiches sind im ebenfalls im Angebot. Wer Tabak oder Alkohol kaufen will, braucht seinen Ausweis für den Scanner.
Wer spät am Abend Appetit auf Chips bekommt, ist hier richtig. "Wir möchten unseren Mietern einen gewissen Service bieten und auch der Nachbarschaft ein Angebot machen", erklärt Vonovia-Regionalleiter Michael Plum. Die Nahversorgung sei in der Lortzingstraße nicht so gut. Der nächste Edeka und Lidl sind am Pasinger Marienplatz.

Laktosefreie Milch für 1,99 Euro, 200 Gramm Frischkäse für 1,79 Euro, Hellmann's Ketchup für 2,99 Euro – solche Produkte sind am großen Touch-Displayunter "Frisch und Gekühlt" zu finden. Die Ware kostet 10 bis 15 Prozent mehr als im Supermarkt. Michael Plum sagt: "Wir liegen unter den Tankstellenpreisen. Das ist uns ganz wichtig."
Die Automaten-Einkäufe in München landen sehr schnell auf dem Band
Die AZ-Reporterin macht einen kleinen Probeeinkauf. In dem beheizten Mini-Raum stehen zwei Terminals und zwei Warenbänder, wie im Supermarkt. Deckenstrahler sorgen für ein freundliches Licht. Der Touchdisplay auf Augenhöhe heißt mich willkommen. Intuitiv klicke ich mich durch jede Kategorie, auch Tierfutter – und fülle den Warenkorb für ein schnelles Familienessen mit Nudeln, Pesto, Bier. Ausweis vorgehalten, mit Karte bezahlt. Sehr schnell werden die Einkäufe über das Band zu mir befördert.
Lebensmittel zum Kochen stellen noch den kleineren Teil des Sortiments. Ich finde weder Reis noch Linsen, kein Pflanzenöl, keine Eier. "Die Eierpackung harmoniert nicht so mit dem Liftsystem", erklärt mir eine Latebird-Mitarbeiterin am Telefon. Daran werde noch gearbeitet.
Toastbrot, Bounty-Riegel und Augustiner-Bier sind ausverkauft, zeigt das Display. Seit zehn Tagen in Betrieb, sind am Pasinger Lebensmittel-Automaten bereits über 1500 Produkte gezogen worden. Unter "Drogerie und Zubehör" gibt es Praktisches, das Münchner bisweilen überraschend gut gebrauchen können: Zahnbürsten, eine Packung OBs, Kondome oder Batterien.
Latebird-Entwickler Markus Belte: "Wir tasten uns an das Sortiment heran"
Die große Auswahl an umstrittenen Genussmitteln ist jedenfalls kritikwürdig: Der Automat bietet über 20 verschiedene Energy-Drinks und mehr als 40 Zigarettenmarken an. "Das bleibt nicht so. Wir tasten uns noch an das Sortiment heran. Kommen Sie in zwei Monaten wieder", sagt Latebird-Entwickler Markus Belte.
Klicken, kaufen, einpacken: Ab Mai wird es Tiefkühl-Pizza und Eis am Automaten geben. Eine Verführung zu ungesunder Ernährung zu jeder Nachtzeit? "Da stimme ich zu. Wir greifen auch auf Dinge zurück, die die Kunden möchten. Wir haben Umfragen gemacht", erklärt Markus Belte. Der Lebensmittelautomat müsse sich zunächst etablieren.
"Der Aspekt Gesundheit und Bio spielt in Zukunft eine größere Rolle", verspricht Latebird-Geschäftsführer Belte. Er möchte Bio-Chips von einem kleinen Hersteller anbieten. Zwei Biokäsesorten von Rewe und Bioweine gibt es zu kaufen. Der Mann, der diesen Shop-Automat erfunden hat, kommt übrigens aus der Automobilbranche. Für die Kühlung experimentiert er jetzt mit Solarmodulen.