Erster Funkloch-Atlas: Hier sind Münchens weiße Flecken

München - Null Balken, keine Verbindung: Für geplagte Städter klingt die Vorstellung vom stummen Mobiltelefon vielleicht reizvoll, für Menschen auf dem Land ist sie an vielen deutschen Orten bittere Realität. Denn schlechtes Netz ist alles andere als romantisch. Funklöcher können lebensbedrohlich sein. Vor allem dann, wenn jede Minute zählt.
Das Bundesverkehrsministerium möchte Deutschlands weiße Flecken von der Landkarte entfernen. Lange wusste es aber selbst nicht, wo die überhaupt sind. Eine neue Funklochkarte (einsehbar auf www.breitbandmessung.de) soll das nun ändern. In einer mobilen App konnten Nutzer der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr ihre Daten zur Netzabdeckung übermitteln. Von 160 Millionen Messpunkten hat die Behörde das Material nun ausgewertet und aufbereitet.
Anhand einer Adresse lassen sich die ermittelten Netzabdeckungswerte auf einer Karte online einsehen und etwa mit den Ergebnissen vergleichen, die man mit der Funkloch-App selbst vor Ort ermittelt habe, sagt ein Sprecher.
Kein Kontakt zur Leitstelle – Unfallhelfer ärgern sich
Demnach ist das Mobilfunknetz vor allem in den Grenzregionen lückenhaft – oder gar nicht vorhanden. Aber auch in Bayern heißt es öfter mal: kein Netz! Etwa im Fränkischen Jura, im kleinen Örtchen Klosterlangheim, einem Ortsteil von Lichtenfels nahe Coburg. An einem Wochenende im Oktober 2017 kommt dort ein Auto von der Straße ab. Das Fahrzeug brennt. Ein Passant will helfen, er wählt die Nummer des Notrufs. Doch er kommt nicht durch – weil er keinen Empfang hat.
Erst beim dritten Versuch und nach einem Fußmarsch erreicht er die Leitstelle, doch die kann ihn nicht verstehen, berichtet der frustrierte Ersthelfer später dem "Obermain-Tagblatt". Gemeinsam mit zwei Motorradfahrern kümmert er sich um den verunglückten Fahrer. Einen erfolgreichen Notruf können die Männer erst Minuten später absetzen.
Das Funkloch am Unfallort kostet das Opfer wertvolle Zeit. Ein Umstand, den auch die Politik nicht länger tolerieren will. Deshalb hat der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU), im Oktober 2018 eine Funkloch-App vorgestellt. Damals sagte er, mit der App wolle er die "Jagd auf die weißen Flecken" im deutschen Mobilfunknetz eröffnen. Ist ihm das gelungen?

Die Bilanz zeigt ein spannendes Bild
Die Bilanz ein Jahr später zeigt ein spannendes Bild: Den Angaben der Bundesnetzagentur zufolge ist die sogenannte "Breitbandmessung" mehr als 187 000 Mal heruntergeladen worden. Sie unterscheidet zwischen keinem Netz sowie der Verfügbarkeit von 2G (GSM), 3G (UMTS), 4G (LTE) oder 5G. Auf Grundlage der Messdaten will Scheuer mit den Mobilfunk-Anbietern jetzt erörtert, wo die Netze verbessert werden müssen.
Die Karte mit den Ergebnissen der Messungen ist in Waben unterteilt, die in neun Zoomstufen verändert werden können. Mit einer Filterfunktion können einzelne Technologien, einzelne Netzbetreiber sowie bestimmte Zeiträume ausgewählt werden.
Zunächst fällt auf, dass Deutschland zum allergrößten Teil über 4G bzw. LTE, also das bislang schnellste Mobilfunknetz versorgt ist. Signifikant schlechter steht nur ein Gebiet da, das sich durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zieht. Besonders lückenloses Netz gibt es demnach, wenig überraschend, in den bayerischen Großstädten.
München, Nürnberg und Regensburg sind auf der Karte der Bundesnetzagentur durchgehend lila gekennzeichnet, so werden dort Übertragungsraten mit 4G angezeigt. Doch auch in gut abgedeckten Regionen tauchen punktuell Funklöcher auf. Zum Beispiel im Ebersberger Forst, bei Freihung in der Oberpfalz sowie bei Kaufbeuren im Regierungsbezirk Schwaben.
Innerhalb Münchens ist der Empfang gut
Innerhalb der Landeshauptstadt ist der Empfang grundsätzlich gut. Wer allerdings am Stadtrand oder in der Nähe eines Parks wohnt, dem kann es passieren, dass die Verbindung öfter mal abbricht. So zum Beispiel in Teilen von Denning, Daglfing und Moosach, ebenso Am Hart oder im Harthof und Feldmoching oder nahe des Nymphenburger Schlossparks. Auch in Waldtrudering oder dem Ostpark hakt es hin und wieder. Am Flaucher hingegen ist das Netz durchgängig gut.
Die Messpunkte sind von Nutzern der App mit deren eigenen Endgeräten und Mobilfunkverträgen erzeugt worden, heißt es von der Netzagentur. Die Kartendarstellung gebe daher unter Umständen keine abschließende Auskunft über die vor Ort verfügbaren Netztechnologien eines Netzbetreibers.
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