Kommentar

Erst googeln, dann einstellen: Fragwürdiges Bewerbungsverfahren bei Feier-Beamtin im Rathaus München

Der Fall der Skandal-Bewerberin taugt nicht für eine Vorverurteilung in der Sache. Trotzdem kann die Stadt München die Bewerbung nicht einfach so durchwinken.
von  Felix Müller
Im Rathaus soll eine Frau angestellt werden, die in Aachen in einen Skandal involviert ist.
Im Rathaus soll eine Frau angestellt werden, die in Aachen in einen Skandal involviert ist. © imago/mix1

München - Der Fall der Skandal-Bewerberin taugt nicht für eine Vorverurteilung in der Sache. Die Frau hat sich nicht selbst bereichert, welche Rolle sie spielte, ist unklar, auch in Aachen selbst ist der Fall noch nicht aufbereitet. Möglich, dass am Ende rauskommt, dass andere Personen für den Party-Marathon der Stadtverwaltung verantwortlich waren – oder ihr gesagt worden war, dass so alles mit rechten Dingen zugeht. Möglich ist auch, dass die Staatsanwaltschaft ihre Vorermittlungen einstellt – und die Stadt Aachen schließlich zum Ergebnis kommt, es sei doch nicht so viel Steuergeld verfeiert worden.

Aachener Skandal und die Stellenbesetzung in München: Nicht irrelevant

Und doch ist es völlig unangemessen, den Aachener Skandal für die Stellenbesetzung in München als irrelevant abzutun. Mei, Teamtage sind doch auch außerhalb des öffentlichen Diensts in der freien Wirtschaft normal, wiegelt mancher in den Online-Kommentarspalten ab – und hinter vorgehaltener Hand auch im Rathaus. Die Argumente sind absurd. Auch in der freien Wirtschaft kann man nicht einfach ins Konto für Fortbildungen greifen und zum Sport gehen, aus dem Budget für Dienstreisen in den Freizeitpark fahren oder statt in Hardware in einen Ausflug in den Escape Room investieren.

Und: Hat man eine solche Debatte am Bein, muss mit offenen Karten gespielt werden – auch und gerade gegenüber Stadträten, die über eine Stelle entscheiden, die bezahlt wird wie die einer Chefärztin. Dass man den Fall im Rathaus nun offenbar doch aufklären will, bevor man Tatsachen schafft, ist richtig. Aber es ist nur das eine. Zumindest mal in die Suchmaschine eingeben sollte man Namen künftig schon, bevor Spitzen-Positionen auf Steuerzahlerkosten verteilt werden.

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