Erst einbrechen, dann Hose waschen

Ein 42-Jähriger klaut nicht etwa, sondern macht es sich im Haus gemütlich. Der Prozess.
von  John Schneider
Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Roland Autenrieth.
Der Angeklagte im Gespräch mit Anwalt Roland Autenrieth. © jot

München - Ob er denn mit Waschmaschinen gut umgehen könne, wird Cem Ö. (42, Name geändert) von Richter Anton Winkler gefragt. Der Angeklagte bejaht das. Hintergrund der Frage: Der 42-Jährige hatte bei einem Einbruch kurzerhand seine Hose ausgezogen und in die Waschmaschine gesteckt. „Ihre Hose war danach nicht zu kurz?“ – „Nein.“ Ein weiterer komischer Moment in einem äußerst skurrilen Prozess.

Cem Ö. wird vorgeworfen, in ein Pasinger Wohnhaus eingebrochen zu sein. Aber geklaut hat er offenbar nichts oder nur sehr wenig. Stattdessen machte er es sich so richtig gemütlich. Er zog eine Hose des Hausherrn an, kochte sich etwas und übernachtete in dem Haus.

Am nächsten Tag fiel Nachbarn der Unbekannte auf. Sie alarmierten die Polizei. Cem Ö. floh nicht etwa, sondern plauschte mit den Nachbarn und wartete ganz gelassen auf die Polizisten.
Eine innere Stimme soll den Mann in die Pasinger Orthstraße zu dem Haus gelotst haben. Sagt er. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für gemeingefährlich, will ihn in der Psychiatrie unterbringen lassen.

Der gelernte Installateur weiß um seine Krankheit - laut Anklage handelt es sich um paranoide Schizophrenie – und ist deswegen in Behandlung.

Der Hausherr – er war übers Wochenende verreist gewesen – nahm’s angesichts des geringen Schadens eher locker: Der Einbrecher hatte sich lediglich Kartoffelbrei gekocht und zwei Dosen Tunfisch geöffnet. Als der Gutachter dann auch noch erklärt, dass von Cem Ö. keine Gefahr ausgehe, ist die Sache klar. Der Antrag auf Unterbringung wird abgelehnt.

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