Erschossen, weil ihn der Mörder verwechselt hatte
Am Dienstag beginnt am Landgericht der Prozess gegen den psychisch kranken Wolf G. (65), der sein Opfer, Josef Enzensberger (52), für einen anderen hielt.
München/Herrsching Eine tragische Verwechslung kostete Josef Enzesberger († 52) das Leben. Jetzt kommt sein Mörder nach 18 Jahren endlich vor Gericht. Wolf G. soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Der 65-Jährige leide unter einer Psychose, war zum Zeitpunkt der Tat nicht schuldfähig.
Wolf G. fürchtete im Januar 1996 nach einem Gespräch mit einem Polizisten, dass dieser zur Russenmafia gehören und einen Mörder auf ihn ansetzen könnte. Um dem zuvorzukommen, wollte er den Polizisten töten.
Doch den Namen des Polizisten hatte er wohl nicht genau verstanden. Im Telefonbuch verwechselte er den Beamten mit dem ähnlich klingenden Namen des Bibliothekars Josef Enzesberger. Das Verhängnis nahm seinen Lauf.
Am 8. Januar 1996 fuhr Wolf G. von München nach Herrsching und steuerte das Haus seines Opfers an. Als er den Mann, der wie der Polizist einen Oberlippenbart trug, dort antraf, feuerte er aus seiner Pistole, einer Walther PPK, fünf Schüsse ab.
Der ehemalige Herrschinger Polizeichef Max Enzbrunner, der vier Tage vor der Tat mit dem Mörder gesprochen haben soll, konnte sich beim AZ-Interview an Wolf G. nicht erinnern. Enzbrunner war aber mit einem Kollegen als Erster am Tatort, das weiß er noch.
Als Opfer war eigentlich er vorgesehen gewesen, wie er nun weiß. Enzbrunners Reaktion: „Mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen, als ich das vor ein paar Monate erfahren habe, nachdem sich der Mörder geoutet hatte.“
Es dauerte 18 Jahre, bis der Täter den Mord an Enzesberger gestand. Dessen Witwe Erika Enzesberger (61) sagte im AZ-Interview: „Ich bin durch die Hölle gegangen die letzten 18 Jahre.“
Sie war sogar selber verdächtigt worden, hatte ihrerseits jemanden falsch verdächtigt. Das alles hat sich nun als Irrtum herausgestellt. Erika Enzesberger: „Ich bin sehr froh, dass es jetzt endlich geklärt ist. Das ist sehr, sehr wichtig für mich.“
Die 61-Jährige ist als Nebenklägerin am Prozess beteiligt und wird beim Auftakt im Justizzentrum wohl dabei sein: „Ich will diesem Menschen auf jeden Fall einmal in die Augen sehen.“
Der Prozess soll in vier Verhandlungstagen zum Urteil führen. Das ist für den 28. Oktober vorgesehen.