Erotischer Schmuck und Apfelkrippen

Ganzkörper-Collier oder lieber die in Silber verewigte Lebenslinie? Wer sich nicht gleich entscheiden kann, darf vor dem Zelt einen „Hirschpirinha“ trinken – und das sind bloß drei der vielen Möglichkeiten auf dem Tollwood Winterfestival. Doch auch heuerl wird von organisatorischer Seite großen Wert auf neue Produkte gelegt. Die AZ sprach mit den Ausstellern und spürte die schönsten Neuigkeiten auf.
von  Abendzeitung
Winterliches Farbenspiel: Ein Blick auf das abendliche Tollwood Winterfestival 2008. In der Mitte: „Der gelbe Sackbaum“ von Dorothea Seror.
Winterliches Farbenspiel: Ein Blick auf das abendliche Tollwood Winterfestival 2008. In der Mitte: „Der gelbe Sackbaum“ von Dorothea Seror. © Sigi Mueller

Ganzkörper-Collier oder lieber die in Silber verewigte Lebenslinie? Wer sich nicht gleich entscheiden kann, darf vor dem Zelt einen „Hirschpirinha“ trinken – und das sind bloß drei der vielen Möglichkeiten auf dem Tollwood Winterfestival. Doch auch heuerl wird von organisatorischer Seite großen Wert auf neue Produkte gelegt. Die AZ sprach mit den Ausstellern und spürte die schönsten Neuigkeiten auf.

Edles Papier kreativ verarbeitet

Feinstes italienisches Papier – kein anderes benutzt das Geschwisterpaar Eva-Dewi und Johanna Pangestian zur Verarbeitung ihrer Ideen. In der Kreativwerkstatt der Diplomdesignerin und Ethnologin entstehen vor allem Buchbindeartikel. Am fein geschmückten Stand im Mercato-Zelt reihen sich kunstvoll gefertigte CD-Hüllen für persönlich gebrannte CDs (Preis 7,50 Euro), Fächermappen aus Hartkarton und aufklappbare Leporellos für Lieblingsfotos. Daneben hängen schwere Florentiner Papierbögen, aber – eher zur Anschauung. Der Grund: die jungen Künstlerinnen verarbeiten die Papierbögen selbst in ihrer Buchbinderei und legen viel Wert auf die Handarbeit ihrer Produkte. Das gilt auch für ihre Stoffpuppen, die fröhlich bunt im Eck auf der Kommode sitzen. Die Unikate sind aus Naturmaterialien und ab 119 Euro zu haben.

Elfenbeinketten auf Pflanzenbasis

Eigentlich hat die Tagua-Nuss sehr viel Ähnlichkeit mit Elfenbein, zumindest was die Zellstruktur und die Härte des Samenkerns der tropischen Palme aus Kolumbien betrifft. Doch bei den Ketten, Ringen und Armbändern von Ana Foreno von Greiff handelt es sich um höchst legale Schmuckstücke. [/INI_3]Im Mercato-Zelt stellt die gebürtige Kolumbianerin auf ihrem „Green Age“-Stand erstmals ihre farbenfrohe Schmuckkollektion aus pflanzlichem Elfenbein vor. Dabei gibt sie auch Auskunft über Ursprung und Verarbeitung ihrer Rohmaterialien: „Die Tagua-Nuss schmeckt wie Kokosnuss und muss erst drei Jahre trocknen, bevor sie verarbeitet werden kann. Außerdem dürfen nur vom Baum gefallene Nüsse verwendet werden.“ Wichtig ist ihr auch die Kooperation mit vorrangig weiblichen Kunsthandwerkern in kolumbianischen Dörfern, denen durch die Handelsbeziehung ein gesichertes Einkommen gewährleistet werden kann.

Handlinien in Gold verewigt

Trauschmuck muss nicht unbedingt klassisch sein. Wie wäre es mit der eigenen Lebenslinie, die in Gold oder Silber gegossen und zum Ring für den Partner verarbeitet wird? Dirk Hoffman, Goldschmiedemeister aus Erfurt, stellt seine Lebenslinien-Ringe erstmals im Mercato-Zelt vor. [/INI_3]Mit dabei: Exotischer Körperschmuck – handgeschmiedete Ganzkörper-Colliers, die sich, in Form einer Acht, als fein gearbeitete Silberketten um Hüfte und Hals der ausgestellten Büsten schmiegen. Sie können – je nach Belieben – über oder unter der Kleidung getragen werden. Laut Hoffman hat das eine besonders erotisierende Wirkung. Ab einer Investition von 320 Euro kann man den Erotik-Effekt am eigenen Körper erfahren.

Kripperl im Teelicht-Apfel

Seit 17 Jahren töpfert und brennt Heike Schulze Teelichter in Apfelform. Die 12 bis 29 Zentimeter hohen, halboffenen Tonäpfel mit ihrem bunt bemalten idyllischen Innenleben sind im Mercato-Zelt auf dem Tollwood nicht mehr wegzudenken. Dieses Jahr finden sich beim Blick in den Tonapfel neben den Landschafts-, Tier- und Maritimwelten erstmals Kripperl-Motive, die das bunte Sortiment der Künstlerin um klassische Weihnachtsmotive ergänzen. 85 Euro kostet die Apfelkrippe, die für den aufgeschlossenen Kripperl-Suchenden eine gelungene Abwechslung zur altbekannten Holzhütte[/INI_3] darstellt. Dank des handlichen Formats ist Weihnachtsstimmung außer Haus garantiert: einpacken und am 24. ab in die Berge!

Brasilianisch- bayerisch gemixt

Wie wäre es bei diesen frostigen Temperaturen zur Abwechslung mit einem heißen Caipirinha? Sonja Schlederer und ihre Bartruppe mischen seit acht Jahren in ihrer „Genusswerkstatt“ vorzügliche alkoholische Eigenkreationen. Bei ersten Anzeichen „innerer Erfrierung“ könnte ein Zwischenstopp in der urigen Bar auf dem Tollwood-Gelände die richtige Therapie sein. Hier gibt es den Hirschpirihna-Cocktail – eine feurige Mischung aus Caipirinha und Jägermeister, statt Cachaça. Wer dann immer noch fröstelt, bekommt einen Baileys mit Jägermeister. Oder eine deftig warme Mahlzeit aus Schupfnudeln, Kasspatzn und Schinkennudeln. Die köstliche Dreierlei-Kreation gibt's für 6,80 Euro. Die „Genusswerkstatt“ ist unter der Woche von 14 bis 24 Uhr und am Wochenende von 11 bis 24 Uhr geöffnet.

Tiffany-Style im Wohnzimmer

Mit ihrer bunten Lichterwelt zieht Carmen Kolb seit mehreren Jahren auf dem Tollwood so manchen Besucher an. Neben der vielfältigen Steinverarbeitung hat sie sich dieses Jahr etwas ganz neues ausgedacht: kunstvolle Edelstein-Lampen im Tiffany-Style. Die aus amerikanischem Glas gearbeiteten Milchglaskugeln für 98 und 119 Euro sind mit Bernstein, Citrin und Ahart besetzt und mit Zinn verlötet. Die anderen fantasievollen Stein-Glas-Kreationen stellt sie in Form von Schalen, Spiegeln, Windlichtern und Schmuck im Mercato-Zelt aus.

Kunst trifft Wolle und Seide

Über die Seidenmalerei kam Anna Osiadly auf die Idee, Seide mit Wolle zu verbinden. „Das Spiel mit dem Garn ist wie mit dem Pinsel“, sagt sie. Das Ergebnis: farbenfrohe Tücher und Schals in ungewohnter Optik. Beim Filzen auf Seide reibt sie dünnen Chiffon oder Pongé so lang mit Wolle aneinander, bis sich die Materialien verbinden. Damit das gelingt, braucht es heißes Wasser, Seife, zwei Folien und das nötige Geschick. Die Häkchen der Wolle bleiben in den feinen Löchern der Seide hängen. Je stärker die Wolle gerieben wird, desto fester wird der Stoff. Für ein 180 mal 45 Zentimeter großes Tuch (70 bis 80 Euro) braucht Anna Osiadly etwa vier Stunden. „Jedes Tuch ist ein handgearbeitetes Unikat aus Naturmaterialien“, verspricht die Künstlerin. Heuer verkauft sie ihr Filz auf Seide erstmalig im Mercato-Zelt auf dem Tollwood.

Prämierter Met und Bio-Fisch

Kaum hat Cesar Velazquez Vado [/INI_3]das junge Pärchen erspäht, da fängt er auch schon an, dick Meerrettich auf die gerösteten Brotscheiben zu schmieren: „Anja und Tom kommen oft zu mir und mögen es scharf“, sagt Cesar lachend. Die zwei Stammgäste nicken und beißen in ihr Brot mit Biolachs, gegart über Buchenholz, Lorbeer und Wacholdermehl. Eine neue kulinarische Spezialität auf dem Tollwood-Festival – eine, die gleich prämiert wurde: mit dem Tollwood-Gastropreis. Entschieden haben die Besucher. Sie wählten die Sieger unter den 15 Bar- und 35 Essensbetrieben. Ausschlaggebend waren die Kriterien Preis-/Leistungsverhältnis, Geschmack, Standgestaltung, Dienstleistung und Freundlichkeit. Während Cesar mit seiner Fischräucherei Platz eins in der Kategorie „Speisegastronomie“ eroberte, bekam Peter Hornig die Trophäe für seine Bar. Bei „Met Amensis“ gibt’s Met mit Eukalyptus, Lindenblüten oder Holundersaft, ausgeschenkt in Trinkhörnern. Das Ungewöhnliche kommt eben an.

Annette Baronikians, Dorina Herbst, Christine Huber

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.