Ernten in München: Die besten Orte und Rezepte

Auch mitten in der Stadt gedeihen unzählige köstliche Früchte. Wachsen sie auf öffentlichem Grund, darf sich jeder bedienen!
von  Nina Job
Jetzt sind die Hagebutten reif.
Jetzt sind die Hagebutten reif.

München - Die Millionenmetropole München und ihre heimlichen Schätze: Mitten in der Stadt – in vielen Parks, entlang der Isar und sogar auf Friedhöfen und an Straßen gedeihen Jahr für Jahr unzählige köstliche Früchte. Doch kaum einer pflückt sie.

Vom würzigen Bärlauch im Frühjahr, der in rauen Mengen unter anderem im Englischen Garten wächst, hat inzwischen wohl jeder schon gehört. Doch es gibt auch fast vergessene wilde Obstsorten wie die Kornelkirsche oder die gelbe Kirschpflaume.

Und so fallen unzählige Kirschen, Pflaumen und andere Früchte in der Stadt unbeachtet zu Boden und verrotten – was für eine Verschwendung! Dabei sind die Früchte im wahrsten Sinne ein Geschenk der Natur: Denn jeder darf die Bäume und Sträucher, die auf öffentlichem Grund gedeihen, für den Eigengebrauch ernten.

Wo wachsen die süßen Früchte? Die Autorin Petra Maier verrät's

Jetzt sind die Hagebutten reif.
Jetzt sind die Hagebutten reif.

Jetzt sind die Hagebutten reif. Foto: imago

Die Autorin und Bloggerin Petra Maier beschäftigt sich seit Jahren mit dem "Paradiesgarten München" – die Münchnerin ist zwischen Obstbäumen und Gemüsebeeten in einem Schrebergarten im Norden der Stadt groß geworden.

Schon sehr früh beschäftigte sie sich mit dem Anbau und der Aufzucht von Pflanzen, außerdem kocht sie sehr gern.

Die Sorge, dass in der Stadt gepflücktes Obst mehr Blei oder Schwermetalle enthalten könnte als das aus dem Supermarkt, hält sie für unbegründet: "Die Obstretter League of Urban Canners aus Boston sammelt seit Jahren Stadtfrüchte und verarbeitet sie weiter. Bei 45 Proben, die sie untersuchen ließen, lagen alle Blei- und Arsengehalte weit unter den Grenzwerten." Das Stadt-Obst hatte sogar überdurchschnittlich viel Kalzium, Eisen und Magnesium.

Über ihre Erkundungen hat Petra Maier das Buch "München tischt auf" geschrieben. Darin gibt sie nicht nur viele Tipps rund ums Ernten. Sie liefert auch noch mehr als 30 passende Rezepte mit – von Omas Fichtenhonig über Orangen-Holunder-Gelee, zu Marals Kirschschoberl sowie Birnen-Chips, Fruchtgummis aus Kirschpflaumenmus bis hin zu falschen Oliven aus Kornelkirschen oder Steinzeitbonbons.

Nun, Mitte Oktober, neigt sich das Erntejahr zwar schon dem Ende zu. Doch zu entdecken gibt es trotzdem noch eine oft vernachlässigte Frucht: die Hagebutte. Ihre Blüten tragen den Namen Hundsrose (von lat. Rosa Canina – was hier wohl so viel bedeutet wie hundsgemein). Außer dem berühmt-berüchtigten Juckpulver lässt sich neben Hagebuttenmark und -ketchup auch eine rassige Pastasauce zubereiten (Rezept siehe unten).

„Man muss nur sichergehen, dass die Rosen nicht mit Pflanzenschutzmitteln oder anderem Gift behandelt wurden, sonst sollte man sie lieber nicht ernten“, rät Petra Maier.

Gepflückt werden nur die prallen, dunkelroten, großen Früchte. "Am besten geht das mit einer Schere", sagt die Früchtesammlerin. Handschuhe sind empfehlenswert.

In ihrem Buch verrät die Autorin auch die Orte, wo man überall fündig wird. Hagebutten wachsen zum Beispiel im Olympiapark, im Rosengarten des Westparks und auf dem Radweg entlang des Bahndamms zwischen Pasing und der Laimer Unterführung.

Von wegen Mundraub – Sammeln erlaubt!

Das Sammeln von Früchten ist im Bayerischen Naturschutzgesetz geregelt. Dort heißt es: "Wild wachsende Pflanzen Blüten, Zweige oder Blätter in Mengen, die nicht über einen Handstrauß hinausgehen, darf man aus der Natur entnehmen und sich wild wachsende Waldfrüchte (Pilze, Beeren, Tee- und Heilkräuter, Nüsse) in ortsüblichem Umfang aneignen."

Das sogenannte Entnahme- bzw. Aneignungsrecht gilt nur für den eigenen Gebrauch. Für das Sammeln zu gewerblichen Zwecken braucht man eine Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde und des Eigentümers.

Wo es "freies Obst" gibt, bietet eine interaktive Karte auf der Internetseite www.mundraub.de
Auf der Internetseite www.oeko-und-fair.de des Gautinger Umweltzentrums bieten Gartenbesitzer öfter ihre Überschüsse an.

Achtung scharf: Petras Spaghetti Bavariata

Die kleinen Früchte haben es in sich.
Die kleinen Früchte haben es in sich.

Die kleinen Früchte haben es in sich. Foto: imago

Zutaten für zwei Personen:
300 g Spaghetti
200 g Hagebuttenmark
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
1 getrocknete Chilischote
Pfeffer, Salz, Oregano
Olivenöl

Die Hagebutten waschen, Stiel und Blütenboden abrubbeln und die Früchte in einem Topf mit wenig Wasser aufkochen. Solange köcheln lassen, bis alle Hagebutten weich sind. Je reifer die gesammelten Früchte sind, umso kürzer ist die Kochzeit – von wenigen Minuten bis zu einer Stunde.

Die weichgekochten Früchte durch das feinste Sieb der Flotten Lotte pressen. Das Mus anschließend mit einem Silikonkochlöffel durch ein feines Haarsieb streichen. Danach sind keine Härchen, Samen oder Blütenreste mehr im Mark.

Die Zwiebel und den Knoblauch sehr fein würfeln und in einer Pfanne in Olivenöl glasig dünsten. Die Chilischote in kleine Streifen schneiden und mit andünsten. Das Hagebuttenmus unterrühren und mit dem Pfeffer aus der Mühle, dem Salz und dem Oregano abschmecken. Ist die Konsistenz zu dick, einfach einen Schuss Wasser oder Sahne unterrühren und mit den Spaghetti anrichten.
(Rezept aus dem Buch)

Fundorte und Rezepte

Das Buch "München tischt auf" (96 Seiten/17,90 Euro) von Petra B. Maier ist im Selbstverlag erschienen. Sofort kaufen können Sie es in der Süßen Manufaktur Hasi Hasenkopf in der Renatastraße 40 in Neuhausen.
Oder Sie bestellen es bei der Autorin für 19,90 Euro (inkl. Versand) über www.naturdersache.de oder per Email an flora@naturdersache.de. Außerdem ist der Ratgeber mit Tipps, Rezepten und Fundorten in jeder Buchhandlung bestellbar. ISBN: 978-3-00-054579-5.

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