Ermordeter Manager: 13 Kugeln für einen Quattro

Der ermordete Manager Dirk Poschinger von Camphausen (36) wurde erschossen. Gegen einen 40 Jahre alten Hausmeister aus München erging Haftbefehl wegen Raubmordes.
von  Abendzeitung
Dirk von Poschinger-Camphausen (†35)
Dirk von Poschinger-Camphausen (†35) © Polizei

Der ermordete Manager Dirk Poschinger von Camphausen (36) wurde erschossen. Gegen einen 40 Jahre alten Hausmeister aus München erging Haftbefehl wegen Raubmordes.

„Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Ich bin unschuldig“, behauptet Rainer H.. Doch die Beweise gegen den 40-jährigen Hausmeister aus Laim sind erdrückend: In seinem Lieferwagen lag die Leiche von Dirk Poschinger von Camphausen – durchsiebt von rund einem Dutzend Kugeln. Außerdem hatte Rainer H. die Autoschlüssel des ermordeten Managers in der Tasche. Zivilfahnder nahmen Rainer H. am Samstag am Hauptbahnhof fest, als er sich mit einem Mittelsmann traf, einen 54-jährigen Gastwirt aus Alicante. Einen dritten Verdächtigen musste die Mordkommission aus Mangel an Beweisen laufen lassen.

„Der rote Lieferwagen stand direkt vor dem Haus“, erzählt ein Nachbar von Rainer H. Hinten in dem Kleinbus lag die Leiche von Dirk Poschinger von Camphausen. Ein paar Meter weiter parkte dessen schwarzer Audi A8 .

Trotzdem fühlte sich der 40-jährige Hausmeister offenbar ziemlich sicher. Am Samstag verabredete er sich mit einem Spezl. Er und der Gastwirt aus dem spanischen Alicante trafen sich am Holzkirchner Flügelbahnhof, Gleis 30. Dort erwarteten sie bereits Zivilfahnder der Polizei.

Gegen Rainer H. erging inzwischen Haftbefehl wegen Mordverdachts. Rainer H. sitzt seitdem in einer Zelle der JVA Stadelheim. „Dirk Poschinger von Camphausen wurde vorsätzlich getötet“, betont Staatsanwalt Laurent Lafleur, „um an sein Auto zu gelangen.“ Wer letztendlich den Finanzmanager aus Bogenhausen tötete, ist unklar. „Die Tatwaffe haben wir noch nicht gefunden“, sagt der Chef der Mordkommission, Kriminaloberrat Markus Kraus. Selbst der Tatort ist noch nicht bekannt.

Dirk Poschinger von Camphausen wollte seinen Audi verkaufen. Er verabredete sich am Donnerstag mit einem Interessenten. Sie unternahmen eine Probefahrt, von der der Vater zweier fünf und sieben Jahre alter Kinder nicht mehr lebend zurückkehrte (AZ berichtete). Eine Streife fand seine Leiche in der Nacht von Freitag auf Samstag im Lieferwagen.

„Wir gehen davon aus, dass der Tod des Opfer von vorneherein eingeplant war“, sagt Staatsanwalt Laurent Lafleur. Laut Obduktionsbericht wurde Dirk Poschinger von Camphausen von zehn bis 13 Kugeln aus einer Kleinkaliberwaffe getroffen und getötet.

Rainer H. bestreitet, etwas mit dem Mord und dem Autodiebstahl zu tun zu haben. Andererseits kann er aber auch nicht erklären, wie er in Besitz der Fahrzeugpapiere und des Autoschlüssels kam – genauso wenig, wie die Leiche in seinem Lieferwagen kam.

Der 40-Jährige lebt getrennt von seiner Frau, arbeitet als Hausmeister und ist, wie es heißt, öfter knapp bei Kasse. Die Nachbarn von Rainer H. sind schockiert. „Er ist so ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch“, erzählt eine Frau, „er hat bestimmt nicht geschossen.“

Der Spezl von Rainer H., ein 54-jähriger Gastwirt, kam wegen Urkundenfälschung in U-Haft. Er ist bulgarischer Abstammung und wurde mit einem gefälschten Ausweis erwischt. Ob er an dem Mord beteiligt war, ist unklar. Möglicherweise sollte er nur den geklauten Audi übernehmen und ins Ausland schaffen.

Einen weiteren Verdächtigen, einen 46-Jährigen aus der Nähe von Weilheim, holte die Polizei am Wochenende aus dem Bett. Weil ihm eine Tatbeteiligung bisher nicht nachgewiesen werden konnte, musste ihn die Polizei am Sonntagnachmittag wieder freilassen.

R. Hub, J. Jauernig

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