Garantiert regenfrei: Herbstliche Erlebnisse und Genuss in München am Wochenende

Draußen herbstelt es schon gewaltig - beste Gelegenheit also, sich kulturellen Genüssen zuzuwenden. In der Stadt und im Umland.
von  Thomas Müller
Natürlich sind in der Archäologischen Staatssammlung auch eine Menge alter Vasen zu sehen. Aber die Sammlung ist sehr interessant aufbereitet. Selbst der ungeduldige Markus Söder (hier bei der Eröffnung mit Kunstminister Markus Blume und dem Direktor Rupert Gebhard, li.) scheint sich nicht gelangweilt zu haben.
Natürlich sind in der Archäologischen Staatssammlung auch eine Menge alter Vasen zu sehen. Aber die Sammlung ist sehr interessant aufbereitet. Selbst der ungeduldige Markus Söder (hier bei der Eröffnung mit Kunstminister Markus Blume und dem Direktor Rupert Gebhard, li.) scheint sich nicht gelangweilt zu haben. © Friedrich

München - Gut, so ganz greislig, wie ursprünglich vorhergesagt, wird's an diesem Wochenende zum Glück ja nicht. Aber so richtig spätsommerlich-frühherbstlich lauschig halt leider auch nicht. Umso mehr die Gelegenheit, wieder mal "einen auf Kultur" zu machen. Kommt ja oft doch ein bisserl zu kurz - und nur allzu oft dient ja das schöne Wetter als Ausrede. Nun gut.

Das sind meine Tipps

Als gebürtiger Münchner mit Freisinger Wurzeln werde ich mir natürlich die Landesausstellung am Freisinger Domberg ganz sicher nicht entgehen lassen. Frühes Mittelalter in Bayern - ganz nach meinem Geschmack. Und wann hat man sonst schon mal die Gelegenheit, den berühmten Tassilo-Kelch aus dem Jahr 781 bei uns in echt zu bewundern? Normalerweise lagert der nämlich im von Tassilo III. - der letzte Bayern-Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger - gestifteten Stift Kremsmünster in Oberösterreich.

Dombibliothek ist Besichtigung wert

Und wenn man schon mal droben ist, am Heiligen Berg in Freising – die schmucke Dombibliothek ist auch eine Besichtigung wert. Jahrelang war sie zuletzt wegen Sanierung geschlossen. Wer lieber in München bleibt, hat freilich ebenfalls genügend Möglichkeiten für einen spannenden Kultur-Trip. Die neue Archäologische Staatssammlung ist wirklich sehenswert.

Natürlich sind in der Archäologischen Staatssammlung auch eine Menge alter Vasen zu sehen. Aber die Sammlung ist sehr interessant aufbereitet. Selbst der ungeduldige Markus Söder (hier bei der Eröffnung mit Kunstminister Markus Blume und dem Direktor Rupert Gebhard, li.) scheint sich nicht gelangweilt zu haben.
Natürlich sind in der Archäologischen Staatssammlung auch eine Menge alter Vasen zu sehen. Aber die Sammlung ist sehr interessant aufbereitet. Selbst der ungeduldige Markus Söder (hier bei der Eröffnung mit Kunstminister Markus Blume und dem Direktor Rupert Gebhard, li.) scheint sich nicht gelangweilt zu haben. © Friedrich

Die Archäologische Staatssammlung: Geschichte und Geschichten entdecken

Der rostige Bau, versteckt hinter dem Bayerischen Nationalmuseum am Englischen Garten gelegen, war immer umstritten. Aber allein das ist ein Grund, nach der Sanierung wieder einmal die Archäologische Staatssammlung zu besuchen. Nun besticht das helle Rostrot schon von weitem. Wohltuend ist die Übersicht im großzügigen Eingangsbereich. Die 70er-Jahre-Architektur hat sich geschmackvoll elegant ins 21. Jahrhundert geschlichen, während die Sammlungen völlig neu zu erleben sind.

Mit sämtlichen medialen Zutaten, die es heute braucht, die sich aber auch nicht aufdrängen. Auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird nicht nur Geschichte, es werden mehr noch Geschichten erzählt. Nicht zwingend chronologisch, doch das können selbst spitzfindige Archäologen gut verkraften, zumal immer auch die Möglichkeit der Vertiefung besteht, wenn man mehr über das Leben in Bayern vor und nach der Römerzeit erfahren will. Und um das schöne Café auf der Dachterrasse zu besuchen, müssen Sie noch mal hin - wenn's nicht regnet.


Lerchenfeldstraße 2. Di bis Sa 10-17 Uhr, Do/So 10-19 Uhr, Eintritt 7 Euro, So 1 Euro

Die Landesausstellung findet rund um das Diözesanmuseum am Freisinger Domberg statt.
Die Landesausstellung findet rund um das Diözesanmuseum am Freisinger Domberg statt. © Thomas Dashuber

Domberg Freising: Wo Sie sonst nicht reinkommen

Die diesjährige Landesausstellung "724. Männer. Macht. Geschichten" beschäftigt sich mit dem frühen Mittelalter. Höhepunkt der Ausstellung am Freisinger Domberg ist der berühmte Tassilo-Kelch. Zu sehen sind aber auch sonst verschlossene Räume wie der Fürstengang, die barocke Dombibliothek oder der durch eine Geheimtür gesicherte Archivraum.


Domberg Freising, bis 4. November, täglich 10 bis 18 Uhr, 12 Euro

Die Sängerin Luca Vasta.
Die Sängerin Luca Vasta. © Jordann Wood

Milla: Spaghetti-Pop mit Luca Vasta

Italo Pop aus Remscheid? Jawohl, dafür steht Luca Vasta. Wie der Name schon andeutet, stammt der Vater der Sängerin aus Italien, und so war der dortige Pop schon immer ein Teil ihres Lebens. Ihre Karriere startete sie im deutschen Musikfernsehen, 2010 begann sie als Moderatorin einer eigenen Sendung beim Sender Viva. Auf ihrem ersten Album sang sie auf Englisch, mit "Cut My Hair" recht erfolgreich. Nach einem längeren Sizilien-Aufenthalt reifte aber die Idee, ein von Italien inspiriertes Album aufzunehmen und in ihrer zweiten Muttersprache zu singen. Und dabei ist sie geblieben.

"Ich mache Spaghetti-Pop", sagt sie. Leicht melancholischer Folk Pop sei das, der zwischen Berlin und Sizilien seinen Sound gefunden hat. Der klingt vor allem wegen der Sprache eher nach zweiterem und lässt gerade an einem verregneten Wiesn-Wochenende die Sehnsucht nach Italien wachsen. Leichte Linderung verspricht ein Abend im Milla. Im Vorprogramm spielt Lisette Lowe.


Milla, Sa, 20 Uhr, 19 Euro

Gekleidet wie eine Königin der Herzen.
Gekleidet wie eine Königin der Herzen. © Paul Delahoy

Kunsthalle: Treffen Sie Viktor & Rolf

Wer mit dem Zeitgeist rennt, wird überholt, meinen Viktor und Rolf, die sich die „Fashion Artists“ nennen. Und so geht man zu ihrer Mode auch ins Museum. In der Kunsthalle München gibt eine fulminante Schau Einblicke in irre Entwürfe. Da wird der Tüll von Ballkleidern durchlöchert, ohne dass das dann trashig aussieht, Kitsch gibt es in diesen Entwürfen nie. Die Idee sei nicht das Tragbare, erklärt Viktor Horsting und ist sich mit Rolf Snoeren völlig einig.

Trotzdem werden ihre Meisterwerke von Künstlerinnen wie Madonna, Tilda Swinton oder Lady Gaga und bei königlichen Hochzeiten getragen und waren schon im „Freischütz“, inszeniert von Robert Wilson. Rund 100 der kühnsten Stücke des Duos sind in der Ausstellung in Szene gesetzt. Damit macht diese Präsentation auch Kinder froh – und Erwachsene sowieso. Nur noch bis 6. Oktober,


Theatinerstraße 8, täglich 10 – 20 Uhr, 18/14 Euro, Kinder 4 Euro, bis 6 Jahren frei

Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne mit "Femme au violon" (1911) von Pablo Picasso.
Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne mit "Femme au violon" (1911) von Pablo Picasso. © dpa/Henkel

Pinakothek der Moderne: Den (nicht ganz) neuen Picasso anschauen

Schon 1913 war "Die Frau mit Violine" in der weltweit ersten Picasso-Retrospektive in der "Modernen Galerie Thannhauser" gezeigt - in München. Nun konnten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen dieses Gemälde von Pablo Picasso erwerben, das als Hauptwerk seiner kubistischen Periode gilt. Es hängt mit Georges Braques "Femme à la mandoline" im Saal 29, um die Verflechtung der Künstler während der Entwicklung des Kubismus zu zeigen. Falls Ihnen das Bild bekannt vorkommt: Es hängt schon seit zehn Jahren als Dauerleihgabe dort. Aber der Ankauf ist auf jeden Fall ein Grund, die Pinakothek der Moderne und das restliche Kunstareal wieder einmal zu besuchen.


Barer Straße 40, täglich außer Mo, 10 bis 18 Uhr, Eintritt 6 Euro, So 1 Euro

Igor Levit ist nicht nur ein großartiger Pianist, sondern auch ein streitbarer Intellektueller.
Igor Levit ist nicht nur ein großartiger Pianist, sondern auch ein streitbarer Intellektueller. © dpa/Christoph Söder

Kammerspiele: Michel Friedman und Igor Levit

Der Philosoph, Jurist, Publizist und Autor Michel Friedman ist einer der schärfsten Beobachter unseres Zeitgeschehens. Als Gastgeber einer neuen Reihe der Kammerspiele in Kooperation mit der Stadtbibliothek möchte Friedman im Gespräch über zentrale Begriffe einer demokratischen Gesellschaft nachdenken. Dazu hat er Gäste zum Gespräch eingeladen. Den Auftakt macht der Pianist Igor Levit. Thema des Gesprächs: der Hass.


Schauspielhaus, So, 20 Uhr, Restkarten

Ein Konzert der Reihe "MPhil Late" in der Halle E des Gasteig HP8, dem Foyer der Isarphilharmonie.
Ein Konzert der Reihe "MPhil Late" in der Halle E des Gasteig HP8, dem Foyer der Isarphilharmonie. © Co Merz

Isarphilharmonie: Die Philharmoniker mit Crossover

Für das Konzert der Münchner Philharmoniker unter Karina Canellakis am Samstag um 19 Uhr gibt es leider nur noch ein paar Restkarten. Ohne Karten und gratis können Sie aber sieben Cellisten des Orchesters bei einem "MPhil Late" nach dem Konzert in der Halle E vor der Isarphilharmonie hören. Zu ihnen stößt auch der Solist des offiziellen Programms: der spanische Cellist Pablo Ferrández. Was genau auf dem Programm steht, wird üblicherweise erst am Abend verraten. Aber die ausgewählte Musik spricht immer auch Neugierige und Zufallsbesucher an. Sie dürfen sich frei im Raum bewegen, die Bar hat ebenfalls geöffnet.


Isarphilharmonie, Halle E (Foyer), Sa, 21.30 Uhr, Eintritt frei

Meike Fabian liest Texte über Hildegard Knef und singt ihre Lieder.
Meike Fabian liest Texte über Hildegard Knef und singt ihre Lieder. © Werner Hofbauer

Hoftheater im Stemmerhof: Das bewegte Leben der deutschen Diva Hildegard Knef

Hildegard Knef war einer der wenigen Weltstars, die Deutschland je hatte. In Amerika war sie der erste deutsche Broadway-Star, in Deutschland hatte sie es oftmals schwerer. Die Frau mit der tiefen, verraucht-verruchten Stimme schuf Hits wie "Für mich soll's rote Rosen regnen" oder "Der alte Wolf". Meike Fabian liest Texte über das bewegte Leben der letzten deutschen Diva und singt deren Lieder, musikalisch begleitet von Ulli Forster.


Hoftheater im Stemmerhof, am Sonntag, 18 Uhr

Paul McCartney 1974 in den Abbey Road Studios.
Paul McCartney 1974 in den Abbey Road Studios. © 1974 MPL Communications Ltd / David Litchfield

Kino: Im Studio mit Paul McCartney & Wings

Klassikfans können seit längerem Opern-Übertragungen im Kino sehen. Allmählich zieht die Pop-Branche nach: mit Livekonzerten und Dokus, die nur einmal oder in wenigen Vorstellungen im Kino laufen.Jetzt können Pop-Fans auf Großleinwand "One Hand Clapping" sehen: 1974 durfte ein Fernsehteam dokumentieren, wie Paul McCartney seine neu besetzten Wings zur kompakten Live-Band trimmte.Das TV-Projekt wurde damals abgeblasen, nun kommt der Film erstmals ins Kino. Kürzlich erschien schon das dazugehörige Album, und so lässt sich unbesehen sagen: Aus den Kinoboxen wird fantastische Musik kommen.Nie wieder klangen die Wings so rau und rockig wie hier, und grandios wird es, wenn bei "Live And Let Die" und "My Love" ein Orchester hinzukommt. Und ein paar Beatles-Songs spielt Paul auch.


Astor im Arri: So, 18.30 Uhr (19,50 Euro), Leopold Kinos: Sa, So und Mo, 16 Uhr (15 Euro)

Robert Frank (links) und Mick Jagger auf Tour.
Robert Frank (links) und Mick Jagger auf Tour. © Jim Marshall

Filmmuseum: Ein (fast) verbotener Film über die Stones

Im Jahr 1972 beauftragten die Rolling Stones den berühmten Fotografen Robert Frank, eine Doku über ihre Tournee zu "Exile on Main Street" zu drehen. "Cocksucker Blues" zeigte dann aber nicht bejubelte Rockstars, sondern Langeweile, Dekadenz, Drogenmissbrauch. Deshalb brachte die Band den Film nicht heraus (wie zuvor schon den titelgebenden Song), und gab ihn nur für einzelne Vorführungen in Anwesenheit Franks frei. Seit dessen Tod darf er nur fünf Mal pro Jahr gezeigt werden - jetzt hat das Filmmuseum den Zuschlag bekommen.


Filmmuseum, Sa, 21 Uhr, 4 Euro

Steckt schon im Namen: Die Rustikeria im Müller'schen Volksbad versprüht Toskana-Feeling mitten in München.
Steckt schon im Namen: Die Rustikeria im Müller'schen Volksbad versprüht Toskana-Feeling mitten in München. © Sigi Müller

Gastro-Tipps: Bei Regen ein Traum

Rustikeria:

Nicht am Gardasee, sondern an der Isar mitten in München lässt sich die Italianitá hervorragend genießen, egal wie herbstlich es draußen auch sein mag. Hausgebackene Focaccia, ausgewählte "Primi" und "Secondi" und dazu ein Gläschen Rotwein lassen den Regen schnell vergessen.
Im Müller'schen Volksbad, Di bis So, 11.30 bis 23 Uhr

Faun:

Was gibt es schöneres, als einen ganzen Regentag zu verträumen und an die Decke zu starren? Gerade wenn sie so einzigartig erhalten ist wie die Jugendstil-Decke im Faun. Auch die Speisekarte hilft dabei: Von Bayerisch über Mediterran bis Asiatisch wird hier jeder fündig, auch die Kleinsten werden versorgt.
Hans-Sachs-Str. 17, So bis Do, 10 bis 24 Uhr, Fr/Sa 10 bis 1 Uhr. Küche bis 22.45 Uhr

Café Jasmin:

Nirgends kann man so gut in Samtsesseln versinken wie in diesem Kleinod in der Maxvorstadt. In pastelligem Midcentury-Ambiente gibt es guten Kaffee, eine große Kuchenauswahl und auch täglich frische warme Gerichte. Für den Abend macht auch die Cocktailkarte etwas her.
Steinheilstraße 20, Mo bis Fr 10 bis 10 Uhr, Sa/So Feiertag ab 9.30 Uhr

Victorian House:

Wenn jemand weiß, wie man mit Regentagen umgeht, dann die Briten. Das spürt man auch bei einem Besuch im Victorian House gleich am Viktualienmarkt. Ob gemütlicher Afternoon Tea mit Scones und Clotted Cream oder ein deftiges Full English Breakfast: Hier fühlt man sich wie auf der Insel.
Frauenstraße 14, täglich 9.30 bis 17 Uhr

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.