Erbstreit in Harlaching: Ein Haus und zwei Erben

Tante Anna stirbt – und ihr Neffe als auch ihr Mieter glauben, ein Haus geerbt zu haben. Die Folge: In der Familie tobt jetzt ein heftiger Erbstreit aus der Grünwalder Straße in Harlaching
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Er kämpft um sein Haus - falls es wirklich seines ist: Kostas Tastemiroglou
Petra Schramek Er kämpft um sein Haus - falls es wirklich seines ist: Kostas Tastemiroglou

MÜNCHEN - Tante Anna stirbt – und ihr Neffe als auch ihr Mieter glauben, ein Haus geerbt zu haben. Die Folge: In der Familie tobt jetzt ein heftiger Erbstreit aus der Grünwalder Straße in Harlaching

Konstantinos Tastemiroglou ist mit den Nerven völlig am Ende. Seit Jahren ist der Grieche (37) in einen Erbstreit verwickelt. Sein Gegenspieler ist Willi Lesch, der ehemalige Herren-Cheftrainer des deutschen Skiverbands. In dem Streit geht es um ein Haus in der Grünwalder Straße in Harlaching.

Das Haus gehörte Leschs Tante Anna U. (†91, 2005). 1996 zog Tastemiroglou hier als Mieter ein. Er freundete sich mit der Dame an. Die mochte ihn offenbar so gerne, dass sie ihn 1999 als Alleinerben einsetzte. Doch in einem späteren Testament setzte sie Lesch als Erben ein. „Das Erbe steht mir zu“, dachte sich der Grieche. Die beiden Männer trafen sich vor Gericht.

„In erster Instanz habe ich Recht bekommen“, sagt Tastemiroglou. Im Januar dann der Schock: Das Oberlandesgericht München sah Willi Lesch im Recht. Vor ein paar Wochen hat der 37-Jährige ein Schreiben von Leschs Anwalt bekommen. „Darin wurde ich aufgefordert, die ausstehenden Mietbeträge nachzuzahlen und die Wohnung bis 24.April zu verlassen. Bald werde ich eine Räumungsklage bekommen und auf der Straße sitzen.“ Dem ist Tastemiroglou bisher nicht nachgekommen.

Konnte Tante Anna noch selbst entscheiden, wer ihr Haus kriegen soll?

„Diese Geschichte hat mich sehr viel Nerven und Energie gekostet“, sagt Konstantinos Tastemiroglou. Kraft, die brauchte er schon vorher oft. Über 40 Mal klopfte Anna U. an manchen Tagen an seine Tür. Fast täglich legte sie ihm Zettel mit Botschaften hin. Auf seine Hilfe konnte sie immer zählen. „Sie war zum Schluss sehr verwirrt. Sie hätte verschimmeltes Brot gegessen, wenn ich nicht aufgepasst hätte.“

Der desolate geistige Gesundheitszustand der alten Dame ist für Tastemiroglou Beweis dafür, dass das Testament, das Anna U. 2002 zugunsten ihres Neffen verfasste hat, nicht rechtmäßig sein kann. Damals brachte Lesch seine Tante zu einem Notar. Dieser bestätigte die Testierfähigkeit der alten Dame, die das Anwesen in der Folge an ihren Neffen übertrug. „Sie wusste doch nicht mal, ob Sommer oder Winter ist. Wie konnte sie da noch ein Testament schreiben? Ich habe den Glauben an die Gerechtigkeit verloren“, sagt der 37-Jährige.

„Ich frage mich, warum die Gerichte die Beweise ignorieren.“ Mit Beweisen meint T., dass Anna U. zeitlebens nur von einem Gutachter untersucht worden sei. Dieser hatte festgestellt, dass die alte Dame seit Oktober 2001 nicht mehr testierfähig war.

"Notfalls ziehe ich bis vor den Bundesgerichtshof"

Besonders übel nimmt er Lesch, dass er die Seniorin in ein Heim nach Ingolstadt gebracht hat. „Und das, obwohl sie immer daheim sterben wollte. Ich konnte sie nicht besuchen, und habe nur durch einen Zufall von ihrem Tod erfahren.“

Was in diesem verworrenen Fall wahr ist und was falsch, können Außenstehende kaum beurteilen.

Willi Lesch, der den Griechen aus dem Haus haben möchte, will sich wie seine Anwälte zu den Vorwürfen nicht öffentlich äußern. „Was Tastemiroglou erzählt, ist alles an den Haaren herbeigezogen“, sagt er nur. Der Grieche ist jedoch entschlossen weiterzukämpfen: „Notfalls ziehe ich bis vor den Bundesgerichtshof.“

Verena Duregger

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