Erbschaftsstreit: Mann ersticht Ex-Frau und Schwester
München - Die Klingelleiste an der Hofangerstraße 2 in Perlach ist blutverschmiert. Im Eingangsbereich des Mehrfamilienhauses ist eine große Blutlache. Auch die Kellertreppe ist voller Blut. Einer der Tatortreiniger sagt: „Hier hat ein richtiges Massaker stattgefunden.“ In der Nacht zum Sonntag ersticht Emullah C. (62) seine Ex-Frau Muradiye A. (60) und anschließend seine eigene Schwester Semra A. (51).
Das Motiv offenbar: Rache. Seiner Ex-Frau sind von einem Gericht in Istanbul sämtliche Immobilien in der Türkei zugesprochen worden. Wirt Tevfik Yazici (46) vom Café „Karadeniz“, das im Erdgeschoss des Hauses liegt, zieht an einer Zigarette und sagt mit leiser Stimme: „Ich bin immer noch geschockt. Das waren so zwei nette Frauen. Warum macht er das?“ Fest steht: Vor sechs Jahren hat der ehemalige Rodenstock-Arbeiter Emullah C. München verlassen.
Er ging zurück in seine Heimat: ein kleinerer Ort in der Nähe von Istanbul. Muradiye A., eine Siemens-Arbeiterin, bleibt mit den beiden erwachsenen Söhnen hier. Vor ein paar Tagen taucht ihr Ex-Gatte wieder bei ihr auf. Es folgen viele Gespräche. Es hat den Anschein, als wolle er ihr Herz zurückgewinnen. Aber Muradiye macht ihm schnell klar, dass sie nicht mehr von ihm wissen will. Sie vermutet, dass er es nur auf ihre Wohnungen in der Türkei abgesehen hat.
Am späten Samstagabend kommt Emullah C. angetrunken aus eine Kneipe zurück. Seine Ex-Frau und seine Schwester sind noch wach. Wieder kommt Emullah C. auf das Thema Immobilien. Ins Gespräch mischt sich schließlich die Schwester ein. Sie hält zu ihrer Ex-Schwägerin. Das bringt Emullah C. wohl in Rage. Er rennt in die Küche, holt ein Messer, sticht auf seine Ex-Frau ein. Als sie leblos zusammen sackt, will er seine Schwester töten.
Die ist inzwischen in Panik aus der Wohnungstür gelaufen, Emullah C. hinterher. Angesichts der Tatortspuren muss sie bereits ihr weißes Damenfahrrad, das an der Hauswand angelehnt ist, erreicht haben. Aber Emullah ist schneller. Er sticht auf sie ein. Blut spritzt auf das ganze Fahrrad. Die Schwester versucht anscheinend, wieder ins Haus zu flüchten. Ihr Bruder lässt nicht nach, sticht weiter auf sie ein – bis sie tödlich die Kellertreppe mit dem Kopf voraus herunterfällt.
Emullah verlässt das Haus und geht gegen 0.40 Uhr direkt zur Polizei in die Wache der Verkehrspolizeiinspektion in der Bad Schachener Straße und stellt sich: „Ich habe zwei Menschen umgebracht.“ Er nennt die Adresse. Eine Streife rast zum Tatort. Wirt Yazici: „Die sind direkt durch meine Küche ins Treppenhaus. Ich habe nur das Blut gesehen.
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