Er verkauft Träume: Ein Insel-Makler packt aus

München - Alles fing mit München an. In der Zeit rund um die Olympischen Spiele 1972 las Farhad Vladi in der "Süddeutschen Zeitung", dass jemand eine Insel gekauft habe, für 5.000 D-Mark. Das wollte der junge Hamburger auch! Also kaufte er Inselkarten, fand ein traumhaftes Eiland am anderen Ende der Welt - und musste feststellen, dass ein kleines Stück der Seychellen erst ab einer Million D-Mark zu haben war.
Geschäftsmodell für Vladi: Inseln an reiche Hamburger verkaufen
Für Vladi selbst war der Traum erst einmal ausgeträumt, aber warum sollte man nicht Träume verkaufen? Er hatte soviel Material, dass er einfach damit reiche Hamburger bombardierte, um ihr Interesse zu wecken.
Einer meldete sich - und schlug zu. "Dann kamen die nächsten, und ich dachte mir, es gibt einen Markt dafür", erinnert sich Vladi heute im AZ-Gespräch.

50 Jahre später ist er der Herr der weltweiten Inselträume. Ob Johnny Depp oder die Royals William und Kate - wer eine Insel will, kann sie bei Vladi bekommen. Und dieser Traum, verrät er, ist gar nicht nur etwas für die Millionäre und Milliardäre, sondern beispielsweise auch etwas für geplagte Münchner, die für ein Einfamilienhaus ja auch nicht mehr mit einer sechsstelligen Summe auskommen. Für 50.000 Euro hat Vladi schon mal eine kleine kanadische Insel an einen Tischler verkauft.
Inseln vermieten an Bill Gates oder die Royals
Im Schnitt berappt man für ein eigenes Eiland 150.000 bis 200.000 Euro, sagt Vladi: "Typischer Käufer ist der arme Reiche." Der findet passende Angebote etwa vor den Küsten von Schweden, Irland, Finnland oder Kanada.
Superreiche - wie beispielsweise Bill Gates - mieten eher, ist Vladis Erfahrung: "Sie möchten nicht exponiert sein." So ging es auch Prinz William und Herzogin Kate, denen Vladi für ihre Flitterwochen eine geeignete Insel vermittelte. Die beiden Royals hätten einfach "nur unter sich" sein wollen, sagt Vladi.

Vladi: Für meine Kunden ist die Ruhe der Natur der Luxus
Auch Prominente kämen einfach ins Büro, erzählt der Inselmakler - wie überhaupt seine Klienten nicht jene seien, die mit quietschendem Ferrari vorfahren. "Die wollen Natur. Wenn sie Luxus wollen, kaufen sie sich eher ein Penthouse in London."
Schauspieler Jeremy Irons (73) etwa habe eine irische Insel erworben, die nicht weit von seiner eigenen Burg entfernt sei, da liefen nun Ziegen herum, und auf einem erhaltenen Fundament solle ein Haus wiedererrichtet werden.

Johnny Depp hat auf seiner Insel nur einen Botsanleger
Anders hält es Irons' Schauspielkollege Johnny Depp. Er hat eine Bahamas-Insel gekauft, die Vladi ihm vermittelt hat. "Der lässt die unangetastet, hat nur einen Bootsanleger. Da ist ein altes Hausboot, das hat er gar nicht renoviert", so Vladi. Depp fahre dort mit dem Boot vor, genieße die Insel zwei Wochen lang und schlafe und esse auf dem Boot - Verwaltungskosten fallen so nicht an.
Gibt es überhaupt Menschen, die für den Inseltraum eher weniger geeignet sind? "Nichtschwimmer", sagt Vladi und lacht. Und wer nicht die Natur suche, sondern eher Bars und Diskotheken, werde mit einer Insel auch nicht glücklich. "Auf der Insel gibt es nur einen Souverän, das ist die Natur."

Vladi: Inseln sind gefragt, aber es sind noch genügend da
Interessenten rät Vladi, eine Insel erst einmal zu mieten. Das überzeugt offenbar viele: "Vermietung ist der beste Verkaufsmotor." Angst, dass man zu spät kommt und Inseln mal knapp werden, muss man nicht haben, sagt der Hamburger. "Wir haben immer genügend Inseln auf dem Markt."
Ob durch Erbe, Scheidung oder weil jemand einen Tapeten-, pardon Strandwechsel möchte, Inseln gehen nicht aus. Außer, schränkt Vladi ein, man hat einen besonderen geografischen Wunsch. Besonders gefragt sei im Moment die europäische Atlantikküste, aber auch Nova Scotia in Nordost-Kanada. Vladi selbst hat seinen Inseltraum erst in Kanada, später in Neuseeland gefunden. In Coronazeiten ist das weit weg - aber irgendwann wird man auch diese Träume wieder leben können.