Er kann es nicht lassen - Trickbetrüger wieder vor Gericht
MÜNCHEN - Er ist Münchens gemeinster Trickbetrüger: Klaus H. (53) bestiehlt seit Jahren alte Menschen in ihren Wohnungen. Jetzt sitzt er wieder vor Gericht. Ihm droht die lebenslängliche Sicherungsverwahrung.
Seine Opfer sind sehr alt, alleinstehend und haben kaum soziale Kontakte – das nutzt Münchens gemeinster Trickbetrüger seit 22 Jahren schamlos aus. Wegen seiner Betrügereien saß der gelernte Bäcker Klaus H. (53) schon elf Jahre und vier Monate im Gefängnis. Es könnte noch viel mehr werden. Seit Montag steht er wegen elf weiterer Diebstähle mit einer Beute von 12.240 Euro erneut vor dem Landgericht München I. Das Verfahren wurde im Juli 2009 bereits eröffnet und ausgesetzt. Klaus H. sollte erst auf seinen Geisteszustand untersucht werden. Der Vorsitzende Richter Michael Höhne hatte damals betont, dass dem Angeklagten als hartnäckigem Wiederholungstäter die Sicherungsverwahrung drohe: „Ich weise darauf hin, dass Paragraph 66 in Betracht kommt.“
Das älteste Opfer war 94 Jahre
Das heißt: Nach Ablauf einer Haftstrafe bleibt Klaus H. (Anwalt Kai Wagler) hinter Gittern – bis zu lebenslang. Gutachter müssen dann jedes Jahr prüfen, ob von ihm immer noch eine Gefahr ausgeht (AZ berichtete). Seit 1987 legt der geschiedene Angeklagte und Vater zweier Kinder alte Menschen rein. Das älteste Opfer war 94. Sein Trick: Auf großen Plätzen beobachtet er vornehmlich alte Frauen. „Wenn ich sehe, dass jemand hilflos oder auf der Straße gestürzt ist, biete ich meine Hilfe an“, erklärt Klaus H. Meist wird er dann zum Tee oder Kaffee eingeladen. Wie am 11. Juli 2008 am Rotkreuzplatz.
Er vesetzt Goldschmuck für 800 Euro
Als Renate B. (78) stürzt, ist Klaus H. zur Stelle. Sie lädt ihn ein. Als sie in der Küche Tee aufsetzt, klaut Klaus H. ihren Goldschmuck im Wert von 2000 Euro und versetzt Ring, Kette und Armband für 800 Euro bei der Pfandleihe. Eine andere Masche: Er klingelt in Hochhäusern mit vielen Parteien – das ist anonymer. Zuvor hat er beobachtet, wo alte Menschen wohnen. „Ich sage, ich muss die Fenster prüfen, oder ob man mir eine Zange leihen könnte, weil ich mich ausgesperrt habe.“
"Es tut mir leid. Ich brauche Hilfe"
Kaum in der Wohnung, bittet er um ein Glas Wasser und schlägt dann zu. Besonders dreist: Einem Rentner, der einen Schlaganfall hatte, stahl er 1500 Euro. Klaus H.: „Ich bin spielsüchtig. Es tut mir leid. Das darf nie mehr passieren. Ich brauche Hilfe.“ Ob seine Spielsucht wieder ein Trick ist, damit er um die Sicherungsverwahrung herum kommt? Der Prozess dauert an.
Torsten Huber