Er ist ein großer Fan von München

Der Mühlheimer Ralf Fleischer (49) wird ab dem 1. Januar der Chef und löst dann den erfolgreichen Harald Strötgen ab.
München - Was waren das für Jahre: Überall gingen Banken in die Knie, zitterten Kunden um ihre Erspartes. In München vermeldete die Stadtsparkasse einen Rekord nach dem anderen. Bundesweit wird München um den seriösen Bank-Chef Harald Strötgen beneidet. Da wird es schwer, dessen Nachfolge anzutreten, wie es seit Anfang des Monats Ralf Fleischer (49) macht. Doch noch bevor der Mann von der Ruhr richtig da ist, muss er mit Strötgen den Sparkurs einleiten.
„Wir machen nur die Dinge, von denen wir etwas verstehen“, ist die einfache Formel, mit der Strötgen seinen Kurs beschreibt. Ohne Zocken, ohne Risiko. Damit verdient er weniger als die Chefs der übermütigen Großbanken – kann dafür aber besser schlafen.
Aber die Atmosphäre auf dem Geldmarkt kann auch Strötgen nicht abstreifen: Die niedrigen Zinsen senken auch seine Einnahmen. Bisher liegt der Zinsüberschuss rund 20 Millionen Euro unter dem Vorjahr, verrät er. Da muss auch seine Bank die Kosten senken: Deshalb werden zum 18. Oktober neun der 89 Filialen geschlossen (siehe unten).
Das ist für Ralf Fleischer kein Feuerwerk zum Start. „Grundsätzlich wird sich der Kurs der Stadtsparkasse nicht ändern“, sagt er: „Ich bin kein risikofreudiger Mensch.“ Was Bänker anrichten können, das hat er in Düsseldorf erlebt: Wo er als Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes die West-LB mit abwickeln musste.
Offiziell wird er zum 1. Januar der neue Chef. Doch Strötgen hat mit ihm einen fließenden Übergang vereinbart, so dass sie schon jetzt gemeinsam auftreten. Fast 70 Termine haben sie mit Kunden und Honoratioren vereinbart, um den Neuen bekannt zu machen. Zwei Bereiche hat Fleischer schon von Strötgen übernommen und das wichtige Zukunftsprojekt „Wie geht es mit der Stadtsparkasse weiter?“ Er wird auch das umfangreiche soziale Engagement Strötgens fortsetzen: „Mir liegt auch aus eigenem Erleben sehr viel an Kindern und der Palliativmedizin.“ Um Fleischer am Start zu entlasten, wird Strötgen ein halbes Dutzend Projekte vorerst weiterführen.
Ralf Fleischer wirkt ruhig und gelassen, er spricht offen und unaufgeregt und so, dass man ihn auch ohne Banklehre verstehen kann. Er ist locker, ohne anbiedernd zu wirken. Ein gebürtiger Mühlheimer, der zuletzt in Düsseldorf gearbeitet hat – und den Kölschen Karneval liebt.
Und er mag München, seit er zum ersten Mal hier war: „München hat sich seinen Charme erhalten, der nicht darauf hinweist, dass es eine Großstadt ist.“ Er schwärmt vom „pulsierenden Leben“, das „deutlich spürbar und besser“ sei, als in anderen Städten: „Das ist alles faszinierend.“ Schon beim ersten Besuch habe er sich gesagt: „Wenn in München mal was geht, dann gehst du dahin.“
Es hat geklappt. Ohne Parteibuch. „Ich bin parteilos, und daran wird sich nichts ändern!“ Ralf Fleischer wurde aus einer Gruppe hochkarätiger Bewerber ausgesucht. Für den sympathischen Rheinländer sprach: Er ist vom ersten Lehrtag bis zum vorigen Job als Geschäftsführer des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes ein Sparkassengewächs, er kennt das Bankgeschäft in allen Facetten. Und: Er kennt durch seine Verbandszeit in Düsseldorf die Netzwerke bis zur EU nach Brüssel.
Ralf Fleischer ist allein nach München gekommen: Die drei erwachsenen Kinder (27, 24, 18) sind in Mülheim geblieben: „Da haben sie ihre Freunde und ihre Arbeit“, erzählt Fischer. Seine Frau ist vor drei Jahren an Krebs gestorben. Er selbst wohnt jetzt in der Altstadt, „zehn Minuten zu Fuß zur Arbeit, das ist doch schön.“ Der Neue liebt Golfen und Joggen – und fürs Skifahren reicht es, gefahrlos den Berg herunterzukommen: „Ich fahre wie bei meinen Bankgeschäften – risikobewusst.“ Beim Fußball steht er auf die einzig wahre Borussia – Mönchengladbach. Und die Wiesn? Dafür will er sich eine Lederhose kaufen. Das unterscheidet ihn von Strötgen: „Ich habe nur ein paar Janker.“
Weniger Filialen
Zum 18. Oktober wird die Stadtsparkasse München neun ihrer heute 89 Filialen in München schließen. Dabei wird niemand entlassen. Rund 200.000 der 800.000 Sparkassenkunden wickelten ihre Bankgeschäfte schon online ab. Die Kunden werden mit einem Brief informiert. Die Konten werden in anderen Geschäftsstellen mit gleicher Kontonummer weitergeführt. Eigene Wünsche nach neuen Filialen würden berücksichtigt.
„Um den Bedürfnissen ihrer Kunden auch in Zukunft bestmöglich gerecht zu werden, überprüft die Stadtsparkasse regelmäßig ihr Leistungsangebot und das Standortnetz“, so Bankchef Harald Strötgen. Die neun Geschäftsstellen werden in SB-Servicestellen mit Geldautomaten und SB-Terminal umgewandelt. Die nächsten Geschäftsstellen seien nur wenige Minuten zu Fuß oder per MVV entfernt.
Mit 80 Geschäftsstellen, 67 SB-Servicestellen und 46 KompetenzCenter biete die Stadtsparkasse weiterhin das „dichteste Filialnetz“ in München.