Eon-Stellenabbau: „Das ist makaber!“
1500 Jobs weg: Angst und Wut bei den Münchner Eon-Mitarbeitern. Einige können nach Essen ziehen. der Betriebsrat kämpft – und die Luxus-Immobilie wird dem Konzern Millionen bringen.
MÜNCHEN - Zügig laufen die Eon-Mitarbeiter in das imposante Gebäude in der Brienner Straße. Spricht man sie an, winken sie ab. „Niemand wird etwas sagen“, sagt ein Mann nervös. Die Menschen hier haben Angst. Bis zu 1500 Jobs wird der Energiekonzern in München streichen (AZ berichtete), als einen Grund nennt man die Energiewende. Künftig konzentriert sich der Konzern in Essen.
Vorstandsmitglied Bernhard Reutersberg geht davon aus, „dass auch aus München hunderte Mitarbeiter nach Essen umziehen werden“. Über entsprechende „Anreize“ wolle man mit dem Betriebsrat sprechen. Martin Cegla, Vize-Vorsitzender des Eon-Energie-Betriebsrats, ist wütend: „Wir werden juristisch prüfen lassen, ob die geplante Schließung rechtlich in Ordnung ist. Wir vom Betriebsrat wurden viel zu spät informiert", sagt er der AZ.
Laut Cegla ist der Prachtbau an der Brienner Straße Schuld an der Schließung: „Der Vorstand hat uns am 10. August klar gesagt, München sei der teuerste Standort im ganzen Konzern." Dabei wären die Mitarbeiter bereit gewesen, umzuziehen. „Uns geht es nicht ums Residieren“, sagt Cegla. „Unverschämt ist, dass Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen vor Jahren einen Neubau für allen Eon-Sparten in München ablehnte und stattdessen den Glasbau an der Brienner forcierte – um heute zu sagen: Das ist zu teuer. Das ist makaber.“
Jetzt wird die Luxus-Immobilie verkauft. „Das ist ein absolutes Sahnestück“, sagt Immobilienberater Sebastian Scheele von IBB München. „Zwar gibt es in München Leerstände bei Gewerbeimmobilien. Aber diese Lage spricht für sich.“ Die Augustenstraße sei eine der begehrtesten Straßen der ganzen Stadt. Zwar würde sich die Gewerbeimmobilie vermietet besser verkaufen lassen. Scheele: „Die Premiumlage wird hier aber so oder so für einen Höchstpreis sorgen – auf jeden Fall im hohen zweistelligen Millionenbereich.“
Der AZ-Kommentar: Hohle Appelle
AZ-Redakteurin Julia Lenders zum Stellenabbau bei Eon:
Es ist wirklich ein Trauerspiel. Da ist auf der einen Seite ein Energie-Riese, der mal eben bis zu 1500 Stellen in München streichen will. Frei nach dem Motto: Der Atomausstieg wird teuer – dann müssen halt Mitarbeiter dran glauben. Und auf der anderen Seite ist da eine Landesregierung, deren Appelle in der derzeitigen Lage nur dumpf und hohl klingen.
Der Energiekonzern solle den Stellenabbau „auf das unternehmerisch absolut unerlässliche Maß“ beschränken und sozialverträglich gestalten, findet Ministerpräsident Horst Seehofer. Dabei war es doch niemand anders als die CSU, die mit der Privatisierung der „Bayernwerk AG“ Tür und Tor öffnete für das, was jetzt passiert. Gut nachvollziehbar, wenn sich Eon-Mitarbeiter jetzt verraten und verkauft fühlen.
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