Entthront: München ist nicht mehr Single-Mekka

Fast 16 Millionen Deutsche leben allein. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. In München gibt es viele Singles – das Mekka aber liegt woanders.
Amina Linke |
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In Deutschland leben fast 16 Millionen Menschen allein. Die AZ hat Münchner Singles gefragt, warum und wie sie ohne Partner leben...
Daniel von Loeper 10 In Deutschland leben fast 16 Millionen Menschen allein. Die AZ hat Münchner Singles gefragt, warum und wie sie ohne Partner leben...
Kerstin Huber (30), Studentin: "Offensichtlich ist mir der Richtige noch nicht über den Weg gelaufen – auch wenn München als Single-Hauptstadt Deutschlands gilt und die Auswahl eigentlich groß genug sein müsste. Und hier liegt auch das Problem: Bei so einer Qual der Wahl will sich einfach niemand festlegen. Jeder wartet darauf, ob nicht an der nächsten Ecke vielleicht ein noch besserer Partner steht.
In München ist viel Schein, das spiegelt sich hier wider. Der äußere Schein, der erste optische Eindruck steht oft im Mittelpunkt. Und dann wollen sich viele auch noch ein Hintertürchen offen halten, sich nicht unnötig binden. Auf der anderen Seite sind wir Frauen ja nicht mehr auf einen Partner angewiesen – wir können uns selbst versorgen, lieben die Freiheit. Einziger Nachteil ist natürlich, den verkaterten Sonntag alleine verbringen zu müssen. Da ist es doch schöner, sich dem eigenen Schicksal und Unwohlsein zu zweit hinzugeben."
ho 10 Kerstin Huber (30), Studentin: "Offensichtlich ist mir der Richtige noch nicht über den Weg gelaufen – auch wenn München als Single-Hauptstadt Deutschlands gilt und die Auswahl eigentlich groß genug sein müsste. Und hier liegt auch das Problem: Bei so einer Qual der Wahl will sich einfach niemand festlegen. Jeder wartet darauf, ob nicht an der nächsten Ecke vielleicht ein noch besserer Partner steht. In München ist viel Schein, das spiegelt sich hier wider. Der äußere Schein, der erste optische Eindruck steht oft im Mittelpunkt. Und dann wollen sich viele auch noch ein Hintertürchen offen halten, sich nicht unnötig binden. Auf der anderen Seite sind wir Frauen ja nicht mehr auf einen Partner angewiesen – wir können uns selbst versorgen, lieben die Freiheit. Einziger Nachteil ist natürlich, den verkaterten Sonntag alleine verbringen zu müssen. Da ist es doch schöner, sich dem eigenen Schicksal und Unwohlsein zu zweit hinzugeben."
Agathe Kopp (76), ehrenamtliche Helferin im Alten-Service-Zentrum: "Einsam bin ich überhaupt nicht. Ich bin sehr viel unterwegs – auch wenn mein Mann leider nicht mehr lebt. Mit Bekannten – auch alle Singles – gehe ich zum Beispiel gern ins Kino, auf einen Schoppen Wein oder auch mal wandern. Nach 47 Jahren Ehe muss man auch so aktiv sein. Denn wer rastet, der rostet. An dem Sprichwort ist ja leider viel Wahres dran. Also stehe ich morgens auf, frühstücke und gehe gleich ins Service-Zentrum. Hier arbeite ich den ganzen Tag, mache die Wäsche und den Einkauf, bin für die Küche zuständig. Da kommt immer einiges zusammen. Aber ich habe viel Kraft, selbst nach so einem Tag bin ich abends nicht erschöpft, treffe noch meinen Enkel. Irgendwas ist immer. Für Singles bietet München sehr viel, was andere Großstädte nicht unbedingt haben. Trotz all der Ablenkung vermisse ich meinen Mann aber sehr. In Sachen neue Beziehung geht deshalb auch nichts. Ich habe mir nun mein eigenes Leben aufgebaut, brauche keinen Mann. Das einzige, was ich mir sehr wünsche, ist gesund zu bleiben."
Daniel von Loeper 10 Agathe Kopp (76), ehrenamtliche Helferin im Alten-Service-Zentrum: "Einsam bin ich überhaupt nicht. Ich bin sehr viel unterwegs – auch wenn mein Mann leider nicht mehr lebt. Mit Bekannten – auch alle Singles – gehe ich zum Beispiel gern ins Kino, auf einen Schoppen Wein oder auch mal wandern. Nach 47 Jahren Ehe muss man auch so aktiv sein. Denn wer rastet, der rostet. An dem Sprichwort ist ja leider viel Wahres dran. Also stehe ich morgens auf, frühstücke und gehe gleich ins Service-Zentrum. Hier arbeite ich den ganzen Tag, mache die Wäsche und den Einkauf, bin für die Küche zuständig. Da kommt immer einiges zusammen. Aber ich habe viel Kraft, selbst nach so einem Tag bin ich abends nicht erschöpft, treffe noch meinen Enkel. Irgendwas ist immer. Für Singles bietet München sehr viel, was andere Großstädte nicht unbedingt haben. Trotz all der Ablenkung vermisse ich meinen Mann aber sehr. In Sachen neue Beziehung geht deshalb auch nichts. Ich habe mir nun mein eigenes Leben aufgebaut, brauche keinen Mann. Das einzige, was ich mir sehr wünsche, ist gesund zu bleiben."
Elke Stamm (48), Schneiderin: "Ich bin seit ein paar Jahren geschieden – nach 20 Jahren Ehe. Ging eben nicht mehr. Mann brauchte mal etwas anderes, so ungefähr. Das war eine schwierige Zeit, gerade wegen unserer zwei Kinder. Die haben das zwar ganz gut verkraftet, aber als Mutter bist du da ja gefordert, musste dich selbst zurückstellen, dich um deine Kleinen kümmern. Selbst den Schmerz zu verarbeiten, das wird hinten an gestellt. Ich musste vieles allein bewältigen, von vorne anfangen. Mittlerweile habe ich mich aber arrangiert. Ich kann machen, was ich will – schaue mir gern Fußballspiele an, treffe mich spontan mit Freunden zum Ratschen. Das lasse ich mir nicht mehr nehmen. Komisch, nach 20 Jahren Ehe konnte ich mir nicht vorstellen, alleine zu sein. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, mein Leben zu teilen. Ich habe eine Eigentumswohnung, einen Garten, wozu brauche ich also einen Mann? Die Männer denken immer, ohne sie geht nichts. Dabei geht es ohne sie sogar viel besser."
Daniel von Loeper 10 Elke Stamm (48), Schneiderin: "Ich bin seit ein paar Jahren geschieden – nach 20 Jahren Ehe. Ging eben nicht mehr. Mann brauchte mal etwas anderes, so ungefähr. Das war eine schwierige Zeit, gerade wegen unserer zwei Kinder. Die haben das zwar ganz gut verkraftet, aber als Mutter bist du da ja gefordert, musste dich selbst zurückstellen, dich um deine Kleinen kümmern. Selbst den Schmerz zu verarbeiten, das wird hinten an gestellt. Ich musste vieles allein bewältigen, von vorne anfangen. Mittlerweile habe ich mich aber arrangiert. Ich kann machen, was ich will – schaue mir gern Fußballspiele an, treffe mich spontan mit Freunden zum Ratschen. Das lasse ich mir nicht mehr nehmen. Komisch, nach 20 Jahren Ehe konnte ich mir nicht vorstellen, alleine zu sein. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, mein Leben zu teilen. Ich habe eine Eigentumswohnung, einen Garten, wozu brauche ich also einen Mann? Die Männer denken immer, ohne sie geht nichts. Dabei geht es ohne sie sogar viel besser."
Vangelis Stergiou (35), Angestellter: "Eifersucht ist der Beziehungskiller schlechthin. Deshalb bin ich jetzt Single. Meine letzte Freundin konnte nicht damit umgehen, dass ich auch mal meine Freiheiten brauche – mal allein mit Freunden um die Häuser ziehen wollte. Den Schritt ins Single-Leben bereue ich also nicht. So habe ich erstmal in meiner 42-Quadratmeter-Wohnung im Glockenbachviertel mehr Platz für mich. Und es gibt schließlich auch andere Mütter, die schöne Töchter haben. Als Gentleman der alten Schule habe ich auch keine Probleme, mal eine kennenzulernen. Ich kümmere mich eben gern um die Frauen. Heißt: Wenn sie sich beim Abendessen frisch machen möchte, stehe ich kurz auf. Ich öffne ihr die Tür, gebe ihr Feuer, wenn sie rauchen möchten. Viele Männer machen so etwas leider nicht mehr. Ich habe mal in einem Restaurant ein wirklich stilvolles Pärchen gesehen, das dort gegessen hat. Er hat sich überhaupt nicht gekümmert. Am Ende bin ich dann aufgestanden und habe ihr in den Mantel geholfen, weil er es nicht getan hat. Sie war beeindruckt und gesagt: "Wenigstens Sie sind ein Gentleman, meiner schläft noch!" Es sind diese Kleinigkeiten, die bei der Damenwelt ankommen."
Daniel von Loeper 10 Vangelis Stergiou (35), Angestellter: "Eifersucht ist der Beziehungskiller schlechthin. Deshalb bin ich jetzt Single. Meine letzte Freundin konnte nicht damit umgehen, dass ich auch mal meine Freiheiten brauche – mal allein mit Freunden um die Häuser ziehen wollte. Den Schritt ins Single-Leben bereue ich also nicht. So habe ich erstmal in meiner 42-Quadratmeter-Wohnung im Glockenbachviertel mehr Platz für mich. Und es gibt schließlich auch andere Mütter, die schöne Töchter haben. Als Gentleman der alten Schule habe ich auch keine Probleme, mal eine kennenzulernen. Ich kümmere mich eben gern um die Frauen. Heißt: Wenn sie sich beim Abendessen frisch machen möchte, stehe ich kurz auf. Ich öffne ihr die Tür, gebe ihr Feuer, wenn sie rauchen möchten. Viele Männer machen so etwas leider nicht mehr. Ich habe mal in einem Restaurant ein wirklich stilvolles Pärchen gesehen, das dort gegessen hat. Er hat sich überhaupt nicht gekümmert. Am Ende bin ich dann aufgestanden und habe ihr in den Mantel geholfen, weil er es nicht getan hat. Sie war beeindruckt und gesagt: "Wenigstens Sie sind ein Gentleman, meiner schläft noch!" Es sind diese Kleinigkeiten, die bei der Damenwelt ankommen."
Benni Herchet (22), Schüler: "Ich bin schon länger Single und finde es gut. Die Richtige war noch nicht dabei und derzeit bin ich auch nicht an einer längeren Beziehung interessiert. Ich habe meine Dreier-WG – alles sehr gute Freunde, mit denen ich viel unternehme. Für die koche ich manchmal auch etwas Extravagantes – Lasagne zum Beispiel. Eine Freundin an meiner Seite vermisse ich also nicht. Ich bin noch jung und habe keinen Bock, mich an irgendwelche Tarife zu binden. Außerdem gibt es in München so viele hübsche Singlemädchen, da fällt die Entscheidung schwer. Das merke ich besonders, wenn ich am Wochenende als DJ auflege. Ein No-Go ist allerdings, wenn Mädels mit Musikwünschen zu mir kommen. Ein DJ ist ja keine Juke-Box. Als Anmache also völlig ungeeignet. Das ergibt sich einfach so. Wie vor zwei Monaten: Das war auch das letzte Mal, als ich Sex hatte. Meine Zukunft sehe ich dann aber natürlich mit Frau, Kindern und Haus – am besten in Münchens Vorstadt. Da ist es schön ruhig, aber nicht zu weit entfernt von der Innenstadt – so kommen meine Kinder dann schnell ins Zentrum zum Feiern."
Daniel von Loeper 10 Benni Herchet (22), Schüler: "Ich bin schon länger Single und finde es gut. Die Richtige war noch nicht dabei und derzeit bin ich auch nicht an einer längeren Beziehung interessiert. Ich habe meine Dreier-WG – alles sehr gute Freunde, mit denen ich viel unternehme. Für die koche ich manchmal auch etwas Extravagantes – Lasagne zum Beispiel. Eine Freundin an meiner Seite vermisse ich also nicht. Ich bin noch jung und habe keinen Bock, mich an irgendwelche Tarife zu binden. Außerdem gibt es in München so viele hübsche Singlemädchen, da fällt die Entscheidung schwer. Das merke ich besonders, wenn ich am Wochenende als DJ auflege. Ein No-Go ist allerdings, wenn Mädels mit Musikwünschen zu mir kommen. Ein DJ ist ja keine Juke-Box. Als Anmache also völlig ungeeignet. Das ergibt sich einfach so. Wie vor zwei Monaten: Das war auch das letzte Mal, als ich Sex hatte. Meine Zukunft sehe ich dann aber natürlich mit Frau, Kindern und Haus – am besten in Münchens Vorstadt. Da ist es schön ruhig, aber nicht zu weit entfernt von der Innenstadt – so kommen meine Kinder dann schnell ins Zentrum zum Feiern."
Emmi Hackl (80), Rentnerin: "Mit meinem Mann hatte ich die schönste Zeit meines Lebens. Wir haben uns immer am Allacher Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit gesehen. Schritt für Schritt hat sich das dann entwickelt. Mal durfte ich mit ihm und meinem Vater zum Fussballschauen gehen, mal zum Kaffeetrinken. Mein Mann war ein großer Löwen-Fan, hat dann auch eine Schiedsrichter-Ausbildung gemacht. 55 Jahre waren wir zusammen glücklich. Dann kam der Herzinfarkt. Am Anfang war das Alleinsein schwer. Aber meine Familie kümmert sich so rührend um mich, dass es mir manchmal schon zu viel wird. Ständig wollen sie mich mit irgendetwas überraschen, sagen: Omi, heute fahren wir wohin. Manchmal muss ich dann schimpfen, weil man als Letzte erfährt, was wir machen. Außerdem habe ich ja auch meine Termine, mache Senioren-Gymnastik zum Beispiel oder gehe zum Gedächtnistraining. Zu meinem Geburtstag allerdings habe ich mich sehr gefreut: Da hat mich meine Familie mit einer Kutschenfahrt durch den Englischen Garten überrascht. Ich kann mich als Single also nicht beschweren – auch wenn es schöner wär, wenn mein Mann noch da wäre."
Daniel von Loeper 10 Emmi Hackl (80), Rentnerin: "Mit meinem Mann hatte ich die schönste Zeit meines Lebens. Wir haben uns immer am Allacher Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit gesehen. Schritt für Schritt hat sich das dann entwickelt. Mal durfte ich mit ihm und meinem Vater zum Fussballschauen gehen, mal zum Kaffeetrinken. Mein Mann war ein großer Löwen-Fan, hat dann auch eine Schiedsrichter-Ausbildung gemacht. 55 Jahre waren wir zusammen glücklich. Dann kam der Herzinfarkt. Am Anfang war das Alleinsein schwer. Aber meine Familie kümmert sich so rührend um mich, dass es mir manchmal schon zu viel wird. Ständig wollen sie mich mit irgendetwas überraschen, sagen: Omi, heute fahren wir wohin. Manchmal muss ich dann schimpfen, weil man als Letzte erfährt, was wir machen. Außerdem habe ich ja auch meine Termine, mache Senioren-Gymnastik zum Beispiel oder gehe zum Gedächtnistraining. Zu meinem Geburtstag allerdings habe ich mich sehr gefreut: Da hat mich meine Familie mit einer Kutschenfahrt durch den Englischen Garten überrascht. Ich kann mich als Single also nicht beschweren – auch wenn es schöner wär, wenn mein Mann noch da wäre."
Susanne Pötzsch (27), Hebamme: "Erobert zu werden, das ist das Schönste. Leider sind die wenigsten Frauen bereit, mal einen Schritt zurück zu gehen, sich auch erobern zu lassen. Da nehmen wir den Männern etwas, was in ihrer Art verwurzelt ist. Wir Frauen übernehmen viel zu oft das Zepter, weil wir kein Vertrauen mehr zu Männern haben. Und deswegen bin ich auch schwer zu haben. Seit Februar 2005 bin ich nun Single. Davor war ich dreieinhalb Jahre in einer Beziehung. Unterschiedliche Lebensvorstellungen waren dann der Trennungsgrund. Ich war damals noch sehr jung, gerade mal 19 Jahre alt. Mein Freund war schon ein bisschen älter, wollte sich niederlassen – ich nicht. Die Liebe ist erkaltet.
Unglücklich bin ich aber nicht. Das Single-Dasein ist ein Gut, das es zu genießen gilt. Ich werde nie wieder in meinem Leben so viel Zeit für mich haben – das will ich jetzt auskosten. Denn ist man als Single nicht glücklich, wird man es auch nie in der Partnerschaft sein. Ich habe mich von dem Gedanken bereits verabschiedet, dass ein Mann einen vollkommen glücklich machen kann. Das sind hohe Erwartungen, die zwangsweise enttäuscht werden. Auch in einer Beziehung wird es mal Gewitterwolken geben. So auch bei meinen Großeltern, die mir ein bisschen als Vorbild dienen. Die waren über 60 Jahre verheiratet und bis ins hohe Alter eifersüchtig. Mein Opa hat meiner Oma aber regelmäßig Blumen geschenkt, weil er sie zum ersten Mal in einem Blumenladen gesehen hat. Wenn ich auch so etwas kriegen könnte, warte ich gern noch."
Daniel von Loeper 10 Susanne Pötzsch (27), Hebamme: "Erobert zu werden, das ist das Schönste. Leider sind die wenigsten Frauen bereit, mal einen Schritt zurück zu gehen, sich auch erobern zu lassen. Da nehmen wir den Männern etwas, was in ihrer Art verwurzelt ist. Wir Frauen übernehmen viel zu oft das Zepter, weil wir kein Vertrauen mehr zu Männern haben. Und deswegen bin ich auch schwer zu haben. Seit Februar 2005 bin ich nun Single. Davor war ich dreieinhalb Jahre in einer Beziehung. Unterschiedliche Lebensvorstellungen waren dann der Trennungsgrund. Ich war damals noch sehr jung, gerade mal 19 Jahre alt. Mein Freund war schon ein bisschen älter, wollte sich niederlassen – ich nicht. Die Liebe ist erkaltet. Unglücklich bin ich aber nicht. Das Single-Dasein ist ein Gut, das es zu genießen gilt. Ich werde nie wieder in meinem Leben so viel Zeit für mich haben – das will ich jetzt auskosten. Denn ist man als Single nicht glücklich, wird man es auch nie in der Partnerschaft sein. Ich habe mich von dem Gedanken bereits verabschiedet, dass ein Mann einen vollkommen glücklich machen kann. Das sind hohe Erwartungen, die zwangsweise enttäuscht werden. Auch in einer Beziehung wird es mal Gewitterwolken geben. So auch bei meinen Großeltern, die mir ein bisschen als Vorbild dienen. Die waren über 60 Jahre verheiratet und bis ins hohe Alter eifersüchtig. Mein Opa hat meiner Oma aber regelmäßig Blumen geschenkt, weil er sie zum ersten Mal in einem Blumenladen gesehen hat. Wenn ich auch so etwas kriegen könnte, warte ich gern noch."
Julia Rainer (21), Krankenschwester: "Die letzten zwei Jahre war ich in einer Beziehung, einer On- und Off-Liebe – mal lief es super, mal gar nicht. Als ich Anfang des Jahres dann nach München gezogen bin, war es endgültig aus. Die Beziehung hat die Distanz nicht bewältigen können. Seitdem genieße ich aber die Vorteile des Single-Daseins. Ich muss niemandem mehr über mein Tun Rechenschaft ablegen, muss keine Kompromisse eingehen und habe mehr Zeit für mich. Ein Nachteil ist natürlich, dass man in Situationen, in denen man jemanden braucht, alleine ist. Auf der Suche nach einem festen Partner bin ich dennoch nicht. Zur Zeit genieße ich mein Leben, so wie es ist. Und da ich mit einer Freundin zusammen wohne, wird es auch nie langweilig. Zusammen mit noch anderen Freundinnen treffen wir uns gern abends im Glockenbach zum Feiern. Da gehen auch viele Single-Männer hin. Komisch ist nur, dass die oft sehr zurückhaltend sind. Gefällt mir einer, ergreife ich schon mal die Initiative. Auf seine Kosten kommt man in München als Frau so oder so. Das Leben ist hier unbeschwerter, die Menschen sind offener. Wer hier eine Affäre anfangen will, der bekommt auch eine. Ob es das Richtige für einen ist, muss aber jede für sich entscheiden. Viele Mädels nutzen Männer auch nur aus, um sich einladen zu lassen. Das halte ich für unfair. Finde ich einen Mann attraktiv und lädt der mich dann auch noch zu einem Drink an die Bar ein, dann ist das okay. Ob es dann auch noch der Richtige ist, wird man sehen – da habe ich es nicht eilig."
Daniel von Loeper 10 Julia Rainer (21), Krankenschwester: "Die letzten zwei Jahre war ich in einer Beziehung, einer On- und Off-Liebe – mal lief es super, mal gar nicht. Als ich Anfang des Jahres dann nach München gezogen bin, war es endgültig aus. Die Beziehung hat die Distanz nicht bewältigen können. Seitdem genieße ich aber die Vorteile des Single-Daseins. Ich muss niemandem mehr über mein Tun Rechenschaft ablegen, muss keine Kompromisse eingehen und habe mehr Zeit für mich. Ein Nachteil ist natürlich, dass man in Situationen, in denen man jemanden braucht, alleine ist. Auf der Suche nach einem festen Partner bin ich dennoch nicht. Zur Zeit genieße ich mein Leben, so wie es ist. Und da ich mit einer Freundin zusammen wohne, wird es auch nie langweilig. Zusammen mit noch anderen Freundinnen treffen wir uns gern abends im Glockenbach zum Feiern. Da gehen auch viele Single-Männer hin. Komisch ist nur, dass die oft sehr zurückhaltend sind. Gefällt mir einer, ergreife ich schon mal die Initiative. Auf seine Kosten kommt man in München als Frau so oder so. Das Leben ist hier unbeschwerter, die Menschen sind offener. Wer hier eine Affäre anfangen will, der bekommt auch eine. Ob es das Richtige für einen ist, muss aber jede für sich entscheiden. Viele Mädels nutzen Männer auch nur aus, um sich einladen zu lassen. Das halte ich für unfair. Finde ich einen Mann attraktiv und lädt der mich dann auch noch zu einem Drink an die Bar ein, dann ist das okay. Ob es dann auch noch der Richtige ist, wird man sehen – da habe ich es nicht eilig."
Toni Mayer (73), Rentner: "Auch ich bin Single – eigentlich mein Leben lang schon. Verheiratet war ich noch nie. Bei mir war eben immer etwas anderes wichtig. Ich habe von meinem Vater seinen Schuh- und Schlüsseldienst übernommen, war ab da quasi nur noch für das Geschäft da. Und als ich dann mal Zeit hatte, mich nach Frauen umzuschauen, wollte ich nicht mehr heiraten, weil ich schon zu alt war. 
Freundinnen hatte ich aber schon ab und zu. Meine letzte, die Julischka, ist leider schon mit 62 Jahren verstorben. Sie hat zu viel geraucht – 40 Zigaretten am Tag. Vom Arzt hat sie zwar strenges Rauchverbot bekommen, gehalten hat sie sich aber nicht dran. Irgendwann hat der Körper nicht mehr mitgemacht. Schade, es war immer recht schön mit ihr. Gewandert sind wir viel – manchmal bis zu 15 Kilometer. Dann eines Tages lag sie in der Früh tot im Bett. Das war ein Schock. Wir hatten getrennte Wohnungen und als ich sie morgens anrufen wollte, nahm ein Polizist ab. Jetzt kümmere ich mich verstärkt um meine Hausmeisterei. Da bin ich wieder ganz das alte Arbeitstier. Zeit für eine neue Beziehung habe ich nicht – brauche ich auch gar nicht. Die Hauptsache ist, ich bleibe so agil wie jetzt und kann noch lange in meiner 72-Quadratmeter-Wohnung in Altschwabing bleiben. Denn da haben bereits meine Eltern drin gewohnt – eine schöne Erinnerung."
Daniel von Loeper 10 Toni Mayer (73), Rentner: "Auch ich bin Single – eigentlich mein Leben lang schon. Verheiratet war ich noch nie. Bei mir war eben immer etwas anderes wichtig. Ich habe von meinem Vater seinen Schuh- und Schlüsseldienst übernommen, war ab da quasi nur noch für das Geschäft da. Und als ich dann mal Zeit hatte, mich nach Frauen umzuschauen, wollte ich nicht mehr heiraten, weil ich schon zu alt war. Freundinnen hatte ich aber schon ab und zu. Meine letzte, die Julischka, ist leider schon mit 62 Jahren verstorben. Sie hat zu viel geraucht – 40 Zigaretten am Tag. Vom Arzt hat sie zwar strenges Rauchverbot bekommen, gehalten hat sie sich aber nicht dran. Irgendwann hat der Körper nicht mehr mitgemacht. Schade, es war immer recht schön mit ihr. Gewandert sind wir viel – manchmal bis zu 15 Kilometer. Dann eines Tages lag sie in der Früh tot im Bett. Das war ein Schock. Wir hatten getrennte Wohnungen und als ich sie morgens anrufen wollte, nahm ein Polizist ab. Jetzt kümmere ich mich verstärkt um meine Hausmeisterei. Da bin ich wieder ganz das alte Arbeitstier. Zeit für eine neue Beziehung habe ich nicht – brauche ich auch gar nicht. Die Hauptsache ist, ich bleibe so agil wie jetzt und kann noch lange in meiner 72-Quadratmeter-Wohnung in Altschwabing bleiben. Denn da haben bereits meine Eltern drin gewohnt – eine schöne Erinnerung."

Fast 16 Millionen Deutsche leben allein. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Besonders in Großstädten wie München gibt es viele Singles – die Single-Hauptstadt aber liegt woanders.

Immer mehr Deutsche leben allein. Sie sind überzeugte Singles, geschieden, verwitwet oder in einer losen Beziehung. Das Alleinleben ist zur modernen Lebensform geworden – egal, in welchem Alter. 2011 lebten bereits 15,9 Millionen Deutsche ohne Partner – Tendenz steigend. Das gab gestern das Statistische Bundesamt mit der Studie „Mikrozensus“ bekannt. Die AZ stellt Ihnen die größte Haushaltsbefragung in Europa vor und zeigt Ihnen, wie Singles in München leben.

Allein einen Haushalt zu führen, zu leben, das war für jede fünfte Person 2011 in Deutschland Realität. In Großstädten gibt es deutlich mehr Singles als auf dem Land oder in Kleinstädten. So wohnen 29 Prozent der Münchner alleine – damit muss die Stadt allerdings ihren lange gepflegten Titel als Single-Hauptstadt an Hannover abtreten: 33 Prozent der über 500000 Hannoveraner leben allein. Es folgen Berlin und Leipzig mit jeweils 31 Prozent Alleinlebenden. Dieses knappe Drittel der Großstadt-Bevölkerung stellt dort mehr als die Hälfte aller Haushalte – in München ist die Zahl von 250000 vor 40 Jahren auf heute mehr als 400000 Haushalte gestiegen. Viele der hier Alleinlebenden sind von Armut betroffen.

Nach den Alleinerziehenden sind Alleinlebende der Haushaltstyp mit der höchsten Armuts-Gefährdungsquote, sagt auch Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes. „Die Armuts-Gefährdungsquote war hier 2009 fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Bevölkerung.“ Allein 17 Prozent der Alleinlebenden finanzieren sich über Transferzahlungen, also Hartz-IV-Leistungen. Von Renten- oder Pensionszahlungen leben immerhin 13 Prozent.

Alleinlebende Frauen sind häufiger in Führungspositionen als Frauen mit Partnern, sagt Egeler. 2011 hatten gut 17 Prozent der allein lebenden Frauen eine Führungsposition. Der Anteil der Führungskräfte unter den nicht allein lebenden Frauen war mit 13 Prozent geringer. Umgekehrt verhält es sich bei den Männern: Hier sind 21 Prozent der allein lebenden Männer in einer Führungsposition. Bei Männern, die mit anderen Personen in einem Haushalt zusammen wohnen, sind es dagegen ganze 26 Prozent. Vergebene Männer machen also öfter und leichter Karriere als Frauen – egal, ob Single oder nicht. Woran das liegt, konnte der Präsident des Statistischen Bundesamtes allerdings nicht sagen.

Fakt ist aber, dass Männer im jungen Alter häufiger als Frauen einen Ein-Personen-Haushalt führen. „Noch vor 15 Jahren lebten deutlich weniger junge Menschen allein – egal, ob männlich oder weiblich“, so Egeler. „1996 führten nur 17 Prozent einen Ein-Personen-Haushalt.“ Auch das „Hotel Mama“ war mit 30 Prozent damals weniger verbreitet als heute. Stattdessen lebte knapp die Hälfte der jungen Menschen in einer Partnerschaft. Heute hat sich das durch längere Ausbildungszeiten und individualisierte Lebensformen geändert, analysiert Egeler. Dennoch lebten 2011 nur knapp ein Viertel der 18- bis 34-Jährigen allein – viele wohnen noch mit ihren Eltern zusammen. Im Alter leben die meisten dann wieder allein.

Mit zunehmendem Alter vergrößert sich der Unterschied der Alleinlebenden-Quoten von Frauen und Männern schnell: Mit 70 Jahren leben Frauen doppelt so oft allein wie Männer. Mit 80 Jahren sind es mit 56 Prozent schon mehr als die Hälfte der Frauen, bei den Männern sind es lediglich 22 Prozent. Egeler: „Sie wohnen meist in größeren Städten – hier leben immer schon überproportional mehr Menschen allein.“

Als Faustregel gilt: Je größer die Stadt, desto größer die Zahl der Singles. So leben in Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern knapp 29 Prozent der Bevölkerung allein. „In Orten mit weniger als 5000 Einwohnern sind es dann nur noch etwa 14 Prozent“, so Egeler. Insgesamt werde die Zahl der Alleinlebenden von knapp 16 Millionen noch weiter steigen. Im Jahr 2030 sollen 23 Prozent der Deutschen einen allein leben.

 

 


 

"Perfekte Partner gibt's nicht!"

Noch nicht den Richtigen gefunden? Single-Coach und Buchautor Eric Hegmann weiß, warum.

AZ: Deutschland wird im europäischen Alleinlebenden-Ranking nur noch von Schweden getoppt – 16 Millionen Deutsche sind Singles. Warum?
Eric Hegmann: Zu aller erst: Es gibt die berühmten LATs, so genannte Living apart togethers. Also Singles, die allein in einer Wohnung wohnen, aber sehr wohl einen Lebenspartner haben. Die werden in der Studie des Statistischen Bundesamtes gar nicht abgefragt. Heißt: Die Single-Zahl, die das Statistische Bundesamt jährlich präsentiert, ist zu hoch – Millionen zu hoch. Bei Parship gehen wir von 11,2 Millionen Singles aus. Das ist natürlich immer noch eine ganze Menge.

Woran liegt’s also?
Das ist eine sehr individuelle Frage. Allgemein gesagt entscheiden sich Menschen heute relativ spät für eine Beziehungsform, in der man zusammenzieht. Und sie tun sich auch zunehmend schwerer mit der Verbindlichkeit einer Beziehung. Viele gehen mit großen Erwartungshaltungen und Anforderungen an eine Partnerschaft ran und stellen dann fest, dass eine Beziehung nicht das romantische Ideal ist, wie es die Medien gern abbilden, sondern etwas mit Arbeit zu tun hat.

Die Medien sind also Schuld?
Sie suggerieren zumindest oft beiden Seiten, dass der Partner bester Freund, Vater meiner Kinder, Sportkumpel und auch noch perfekter Liebhaber sein muss...

Ach so, muss das nicht so sein?
Ich denke nein. Wer kann all das schon erfüllen? Das denken aber viele und haben den Anspruch: Ich suche den perfekten Partner, und bis dahin bleibe ich lieber Single. Die Hürde, einen Partner so anzunehmen, wie er ist, ist also höher geworden.

Was also muss man tun, um endlich den Richtigen kennenzulernen?
Der wichtigste Punkt ist zunächst, über Muster zu reden, die nicht funktioniert haben. Eine Suchstrategie, die über fünf Jahre nicht erfolgreich war, wird auch die nächsten fünf Jahre erfolglos bleiben.

 

 

 

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