Entlastet Homeoffice den Münchner Wohnungsmarkt?

Arbeiten von Zuhause kann die städtischen Wohnungsmärkte entlasten, sagen Experten. Allerdings gilt das nicht überall.
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Mehr Wohnraum, Terrasse, Homeoffice – wenn das Pendeln zum Job wegfällt, wird das Landleben für manche attraktiv.
imago images / Westend61 2 Mehr Wohnraum, Terrasse, Homeoffice – wenn das Pendeln zum Job wegfällt, wird das Landleben für manche attraktiv.
Ludwig Dorffmeister
ifo-Institut 2 Ludwig Dorffmeister

München - Warum in der teuren Stadt wohnen, wenn man ohnehin immer öfter von zu Hause aus arbeitet? Der Trend zum Homeoffice kann Immobilienexperten zufolge die Wohnungsmärkte in deutschen Großstädten entlasten und eine Chance fürs Umland sein. doch gilt das auch für München?

"Mit dem Arbeiten von Zuhause könnte ein größerer Umkreis um die Metropolen attraktiv werden", sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Denn wer nur zwei Mal die Woche ins Büro kommen müsse, könne auch weitere Wege in Kauf nehmen.

Entspannung im Wohnungsmarkt? Nicht für München

Angesichts des hohen Anteils an Büro- und Dienstleistungsjobs gebe es viel Potenzial für eine Verschiebung der Wohnungsnachfrage in München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und Darmstadt. Auch regionale Oberzentren wie Münster, Jena und Dresden hätten gute Bedingungen.

Allerdings bedeutet eine Verschiebung der Nachfrage nicht automatisch Entspannung im Wohnungsmarkt, insbesondere in München nicht: "Die Corona-Krise wird eher noch einen Schub bringen", schätzt Rudolf Stürzer, Vorsitzender der Haus- und Wohnungsbesitzervereinigung "Haus und Grund" München.

Der Stellenwert des Wohnens sei durch Corona deutlich gestiegen. "Wenn die Leute jetzt ein Arbeitszimmer und dadurch größere Wohnungen wollen, steigt damit die Nachfrage nach Wohnraum massiv", so Stürzer. Denn viele fragten sich derzeit: "Was ist, wenn wir in Zukunft etwas länger weggesperrt werden?"

AZ-Interview: "Im Umland leben eh schon so viele"

Homeoffice kann Entspannung für den Wohnungsmarkt bedeuten – aber nicht in München, sagt Ludwig Dorffmeister im AZ-Interview. Der Ökonom ist Experte für Bau- und Immobilienforschung am Münchner ifo-Institut.

Ludwig Dorffmeister
Ludwig Dorffmeister © ifo-Institut

AZ: Herr Dorffmeister, dass Homeoffice-Lösungen mehr Münchner zu einem Umzug aufs Land bewegen könnten, klingt in Bezug auf den angespannten Wohnungsmarkt doch erstmal positiv. Gibt es bereits konkrete Anzeichen für diese Entwicklung?
LUDWIG DORFFMEISTER: Dazu gibt es keine Untersuchung, und es lässt sich langfristig auch nicht wirklich abschätzen, weil man ja nicht weiß, wie sich die Leute dann wirklich verhalten. Das ist auch abhängig davon, für welche Homeoffice-Lösungen sich Firmen mittel- und langfristig entscheiden und wie oft man dann trotzdem ins Büro muss.

Angenommen, die Lust aufs Landleben steigt wirklich – hätte dies dann Auswirkungen auf die Mietpreise in München?
Da müssten schon massiv Leute, Zehntausende, nach außen ziehen. Und die Leute, die zuziehen, müssten sich auch fürs Land entscheiden. Aber im Umland leben ja eh schon so viele, die Leute müssten dann in die Peripherie gehen. Die Preise in München gehen eher weiter hoch – aktuell wird Ihnen ja alles aus der Hand gerissen.

Aber zumindest das Angebot an Mietwohnungen könnte etwas größer werden?
Wir haben aktuell einen sehr großen Überhang, was die Nachfrage von Mietwohnungen angeht. Ich würde die Effekte daher als nicht besonders groß einschätzen. Aktuell schaffen wir ja kaum Anreize, Mietwohnungen zu produzieren. Wenn mehr Münchner ins Umland ziehen, hat das eher dort einen Effekt auf die Preise, vor allem im Norden und Osten von München.

Gilt das auch für entferntere Orte wie Landshut?
Ja, in den kleineren, gut angebundenen Städten wird sich die steigende Wohnnachfrage in steigenden Grundstückspreisen widerspiegeln. Aber nicht nur dort – vor allem in den Orten in der Fläche wird man das spüren.

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