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Entgleiste S-Bahn in München und Stammstrecken-Chaos: Ursache weiter unklar

Am Isartor ist am Donnerstag eine S-Bahn entgleist. Die Ursache ist weiterhin unklar, Siemens untersucht die Weiche. Der Tunnel war den ganzen Tag blockiert.
Ralph Hub
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Bundespolizisten und Bahnarbeiter stehen in den Morgenstunden an einer entgleisten S-Bahn im Tunnel hinter der Haltestelle Isartor. Durch den Unfall bleibt die Stammstreckenteil gesperrt. Keiner der 15 Insassen wurden bei dem Vorfall in der Nacht verletzt, wie Sprecherinnen der Bundespolizei und der Deutschen Bahn (DB) sagten.
Bundespolizisten und Bahnarbeiter stehen in den Morgenstunden an einer entgleisten S-Bahn im Tunnel hinter der Haltestelle Isartor. Durch den Unfall bleibt die Stammstreckenteil gesperrt. Keiner der 15 Insassen wurden bei dem Vorfall in der Nacht verletzt, wie Sprecherinnen der Bundespolizei und der Deutschen Bahn (DB) sagten. © dpa/Peter Kneffel

München - Die S-Bahnstammstrecke hat ihrem Ruf als Nadelöhr im Münchner Nahverkehrssystem alle Ehre gemacht – wieder einmal, muss man sagen. In der Nacht auf Donnerstag ist gegen 1.20 Uhr im Bereich des Bahnhofs Isartor eine S3 an einer Weiche entgleist. Der liegengebliebene Zug blockierte den Tunnel für17 Stunden.

Die Bergungsarbeiten zogen sich bis zum Nachmittag hin, die Reparaturen gingen bis in den Abend hinein weiter. Gleisbett, Schienen und auch die S-Bahn waren beschädigt.

Ursache bleibt unklar, Hersteller Siemens untersucht die Weiche

Der verunglückte Zug wurde zur Untersuchung und zur Reparatur ins Ausbesserungswerk gebracht. Im Tunnel nahmen Experten die Ermittlungen zur Unfallursache auf. Sie untersuchten die Weiche, das Gleis und das Unterbett.

Die Weiche rückt nun in den Mittelpunkt. Teile der Anlage wurde inzwischen zum Hersteller Siemens gebracht und werden dort im Labor untersucht. Dabei werden auch elektronisch gespeicherte Daten ausgewertet sowie die Bauteile überprüft. Denkbar wäre ein technischer Defekt aber auch eine fehlerhafte Bedienung der Weiche.

Zudem werden die gespeicherten Daten aus der Betriebszentrale an der Hackerbrücke ausgewertet. Geprüft wird auch, ob die Fahrdienstleiter eventuell Fehler gemacht haben könnten. „Es richtet sich kein Verdacht gegen eine Person“, betonte Wolfgang Hauner, Sprecher der ermittelnden Bundespolizei.

Wegen Stammstrecken-Sperrung in München: Überfüllte Bahnsteige bei der U-Bahn

Über 800.000 Menschen fahren jeden Tag mit der Münchner S-Bahn. Viele müssen dabei durch den Tunnel der Stammstrecke, doch am Donnerstagmorgen zum Start in den Berufsverkehr schauten sie allesamt buchstäblich in die Röhre: Die Stammstrecke war zwischen Hackerbrücke und Ostbahnhof gesperrt. Damit war der Verkehr auf den allermeisten Linien gestört. Es gab Zugausfälle, Verspätungen, und das den gesamten Tag über.

Der Frust bei den Fahrgästen war entsprechend groß. Viele versuchten, die Stammstrecke zu meiden und auf Tram, Bus oder U-Bahn umzusteigen. Das Gedrängel in den Bahnhöfen war enorm. Am Ostbahnhof bei der U5 beispielsweise waren die Bahnsteige immer wieder beängstigend voll. Informationen, wie man das Chaos hätte umgehen können, waren dagegen Mangelware. Betroffene klagten über fehlende Durchsagen. Niemand sei da gewesen, um vor Ort Auskunft zu geben, beschwerten sich AZ-Leser.

Viele Fahrgäste versuchen, auf die U-Bahn auszuweichen. Das Gedrängel in den Bahnhöfen wie hier bei der U5 ist gigantisch.
Viele Fahrgäste versuchen, auf die U-Bahn auszuweichen. Das Gedrängel in den Bahnhöfen wie hier bei der U5 ist gigantisch. © Sigi Müller

Was vor dem Entgleisen auf der Stammstrecke passiert ist

Wegen Arbeiten an der Oberleitung im Tunnel gab es in der Unglücksnacht im Betriebsablauf eine Änderung. Mehrere S-Bahnen seien von dem Gleis in Richtung Ostbahnhof problemlos auf das Gegengleis in Richtung Stadt umgeleitet worden, so die Bahn. Als die fragliche S3 die Stelle erreichte, rumpelte es plötzlich. Das erste Drehgestell passierte die Stelle zwar noch, doch das zweite rutschte von den Schienen ins Gleisbett. 

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Die fragliche S3 war wegen der Umleitung aufs andere Gleis zum Glück nur mit geringem Tempo von etwa 15 km/h unterwegs. Ein Teil der Bahn war zudem noch nicht komplett aus dem Bahnhof Isartor raus, sodass die Menschen an Bord durch die hinteren Türen den Zug verlassen konnten.  Manche Insassen wurden von Feuerwehrleuten zum Bahnsteig begleitet. Keiner der Fahrgäste in der S-Bahn wurde verletzt, wie Sprecher von Bundespolizei und Deutscher Bahn mitteilten.

Der entgleiste Zug im Tunnel: Die Bergung gestaltet sich an dieser Stelle schwierig.
Der entgleiste Zug im Tunnel: Die Bergung gestaltet sich an dieser Stelle schwierig. © Bundespolizei

Hinweise auf Sabotage am Zug oder den Schienen gebe es nicht, sagte Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizei. Denn dann wäre vermutlich bereits das erste Drehgestell entgleist, nicht erst das zweite. Die Bundespolizei ermittelt aber trotzdem wegen Verdachts auf gefährlichen Eingriff in den Schienenverkehr. Dies, so Hauner, geschehe "automatisch bei derartigen Vorfällen".

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23 Kommentare
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  • huraxdax am 24.11.2023 07:08 Uhr / Bewertung:

    Es rächt sich, dass man so viele Jahre an der Stammstrecke festgehalten und keine Alternativen geschaffen hat. Wir können eh von Glück reden, dass es nur so ein kleiner Schaden ohne Verletzte und nicht zur Hauptbetriebszeit war. Stellt man sich eine Entgleisung mit mehr Tempo vor - dann ist mehr am Zug hin, die Gleise und das Gleisbett auch beschädigt... die Instandsetzung dauert dann Tage...
    Aber gut, die Grünen wollen ja, dass wir mehr mit dem Radl fahren grinsen, da müssen sich die Pendler halt umstellen (Ironie)

  • (Symbolbild) am 24.11.2023 01:07 Uhr / Bewertung:

    Ich empfehle den ganzen Siebeng'scheiten und Neunmalklugen einen Berufswechsel zur Bahn oder zur MVG, damit der Personalmangel etwas abgedämpft wird und der gewünschte Ersatzverkehr angeboten sowie die Reparaturarbeiten beschleunigt werden können. Danke im Voraus für Ihre Mitarbeit.

  • Wolff am 24.11.2023 13:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von (Symbolbild)

    Und ich verlange, dass die S-Bahn (Bahn) einen anständigen und vor allem ständigen Krisenplan für solche Fälle vorzuhalten hat. Wenn das nachts um 1 passiert, dann hat morgens gefälligst ein Ersatzverkehr zu laufen. Was stattdessen vorherrschte war totales Chaos, Orientierungslosigkeit und der ja schon notorische Informationsmangel. Zudem praktischer Weise auch noch gleichzeitige Probleme bei den angepriesenen Ausweichsverkehrsmitteln Tram und U-Bahn. Ein druch und durch marodes und absolut nicht leistungsfähiges System.

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