Entführte Rumänin: Wo ist das Kellerloch?
München - Unerbittlich verstreicht die Zeit. Doch die Mädchenhändler schweigen eisern. Sie wollen ihren Schlupfwinkel nicht verraten, in dem möglicherweise noch immer eine junge Frau gefangen ist – ohne Essen und ohne Wasser. Das finstere Kellerloch liegt irgendwo in München am Ende einer holprigen Straße. Der Zugang ist mit einem elektronischen Code gesichert.
Ständig ist das Rauschen von Wasser zu hören, ein Hinweis auf einen Kanal oder Bach in der Nähe. Mehr Anhaltspunkte hat die Polizei bei ihrer Suche bisher nicht.
In dem Verlies hat eine 18-Jährige aus Rumänien drei Tage festgesessen. Ein Bekannter hatte sie mit der Aussicht auf einen Job nach München gelockt. Sie sollte für eine Familie als Kindermädchen arbeiten. Tatsächlich wollte sie die skrupellose Bande auf den Strich schicken. Als die 18-Jährige in ein Bordell in Obergiesing gebracht werden sollte, gelang ihr am 15. Dezember die Flucht.
In der Aschauer Straße kauerte sie hinter einem Busch. Zwei Polizisten sprachen das Mädchen an und brachten so die Ermittlungen ins Rollen. Die Rumänin berichtete, sie sei nicht die einzige Gefangene gewesen. Es gebe eine zweite Frau.
Ob sie noch immer in dem stinkenden Kellerloch festsitzt, wisse sie nicht.
„Fünf Rumänen wurden inzwischen festgenommen“, sagt Polizeisprecherin Claudia Künzel. Vier von ihnen leben dauerhaft in der Stadt. Die Männer im Alter von 28, 35 und 42 haben in München Wohnungen, ebenso eine 27-Jährige, die zu der Bande zählt. Nur die jüngste, eine 23-Jährige, ist in Rumänien gemeldet. Alle sitzen wegen Menschenhandel und Freiheitsberaubung inzwischen in U-Haft.
„Wir wissen, dass einer von ihnen die 18-Jährige nach München gelockt hat“, sagt Claudia Künzel. Die Kripo hat die Mädchenhändler in den letzten Tagen immer wieder vernommen. Doch keiner von ihnen hat bisher ein Geständnis abgelegt.
Der Polizei läuft die Zeit davon. Sollte tatsächlich noch eine Frau gefangen gehalten werden, droht ihr ein schrecklicher Tod in einem Kellerloch irgendwo in München.