Enkeltrickbetrug: Polizei deckt großes Netzwerk in Polen auf

Großer Erfolg für die Polizei: Gemeinsam mit polnischen und anderen deutschen Ermittlern konnte die Münchner Polizei ein Betrüger-Netzwerk in Polen entlarven. Die Täter erbeuteten im letzten Jahr durch den Enkeltrickbetrug vor allem Bargeld und Wertgegenstände.
von  az/dpa
Staatsanwalt Florian Weinzierl, der polnische Generalkonsul Andrzej Osiak, Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä, der stellv. Präsident des Polizeipräsidiums Warschau Robert Zebrowski und der stellv. Kriminalabteilungsleiter des Polizeipräsidiums Warschau Sebastian Strzezek (v.l.).
Staatsanwalt Florian Weinzierl, der polnische Generalkonsul Andrzej Osiak, Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä, der stellv. Präsident des Polizeipräsidiums Warschau Robert Zebrowski und der stellv. Kriminalabteilungsleiter des Polizeipräsidiums Warschau Sebastian Strzezek (v.l.). © PP MUE

München - In einer grenzübergreifenden Aktion haben deutsche und polnische Ermittler drei Clans von Enkeltrickbetrügern aus Breslau, Posen und Danzig das Handwerk gelegt. Ein halbes Dutzend Täter seien in Polen und zwei in Deutschland festgesetzt worden, sagte der Leiter des Dezernats für Organisierte Kriminalität bei der Polizei in München, Clemens Merkl, am Montag. Die Ermittler kamen dem Netzwerk nach einem versuchten Enkeltrickbetrug im Dezember 2015 auf die Spur.

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Die Zahl der bekannt gewordenen Enkeltrickversuche sei in München nach den Festnahmeaktionen von 831 im Jahr 2015 auf Null in diesem Jahr gefallen. Insgesamt war im vergangenen Jahr allein in der bayerischen Landeshauptstadt ein Schaden von 600.000 Euro entstanden. Bundesweit hätten die Fälle zugenommen, sagte Merkl. "Der wirtschaftliche Ruin ist oft das traurige Ende eines zunächst harmlosen Anrufes", warnte der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä.

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Die Betrüger hätten von angemieteten Appartements in Polen aus im Akkord Telefonnummern in Deutschland angerufen, um ältere Menschen als vermeintliche Enkel um hohe Geldbeträge zu bitten. Die Ermittler stellten rund 130 Telefone sicher. Unter anderem Telefondaten hatten zu den von Polen aus agierenden Banden geführt. Zuvor war in München ein Mann festgenommen worden, der Geld bei einem Opfer abholen sollte. Im Rahmen der Ermittlungen wurden in Polen insgesamt 15 Personen festgenommen, vier davon wurden inhaftiert.

So läuft ein Enkeltrickbetrug ab

Mit den Worten "Rate mal, wer hier spricht" oder ähnlichen Formulierungen melden sich die Betrüger per Telefon. Sie geben sich als Verwandte, Enkel oder auch als gute Bekannte aus und bitten um Bargeld – Opfer dieser Masche sind vor allem ältere Personen. Als Grund wird oft eine Notsituation oder ein Immobilienkauf vorgetäuscht. Die Anrufer sind professionell geschult und setzen ihre Opfer psychisch unter Druck. Sie machen den Betroffenen eindringlich klar, dass das Geld sofort übergeben werden müsse und mit Niemandem über den Vorfall gesprochen werden darf.

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