Englischer Garten: Die frohe Tunnelbotschaft

Im Englischen Garten versammeln sich am Donnerstag drei Minister und bestätigen: Für die Wiedervereinigung gibt’s jetzt 35 Millionen von der Staatsregierung.
von  Rald Müller
Frustfaktor für Autofahrer und hässliche Narbe im Englischen Garten: der Isarring soll jetzt tatsächlich durch den Tunnel ersetzt werden.
Frustfaktor für Autofahrer und hässliche Narbe im Englischen Garten: der Isarring soll jetzt tatsächlich durch den Tunnel ersetzt werden. © Ralph Müller

Sind es die sprudelnden Steuerquellen oder die herannahenden Wahlen? Bei der Wiedervereinigung des Englischen Gartens will sich der Freistaat Bayern jedenfalls großzügig zeigen. Die überraschende Zusage verkündete OB Dieter Reiter (SPD) ja bereits am Montag (AZ berichtete).

Den chronisch überlasteten Isarring zu verlegen oder gar zu sperren, hätte den sofortigen Verkehrsinfarkt bedeutet: Mit 110 000 Fahrzeugen täglich gehört dieser Abschnitt des Mittleren Rings zu den verkehrsreichsten Straßen Deutschlands.

Der Tunnel ist die einzige Alternative

Einzige Alternative: Den Garten zu untertunneln und so wiederzuvereinigen. Von Kommunal- und Landespolitikern erhielten Befürworter des Tunnels im Laufe der Jahre viel Schulterklopfen und gute Worte – verbunden mit Bedauern: Leider, leider sei für das auf 100 bis 125 Millionen Euro geschätzte städtische Projekt das Geld nicht da.

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Doch auf einmal scheint die Lage grundlegend verändert. Gleich alle drei „Superminister“ für Finanzen (Markus Söder), Inneres und Verkehr (Joachim Herrmann) und Kultur (Ludwig Spaenle) aus dem Landeskabinett versammelten sich am Donnerstag im Englischen Garten, und stellten eine Festbetragsfinanzierung in Höhe von 35 Millionen Euro in Aussicht.

30 bis 40 Millionen sind eingeplant

Damit scheint die Voraussetzung eines 2014 gefassten Stadtratsbeschlusses erfüllt: Der Münchener Magistrat befürwortet darin die Wiedervereinigung, wenn es dafür eine maßgebliche Förderung des Landes gibt.
Mit 30 bis 40 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt und anderen Töpfen würde es klappen, hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) vorab wissen lassen. „Damit könnt’s losgehen“, sagte Reiters Stellvertreter Josef Schmid (CSU) gestern.

Möglich gemacht haben die Wende aber auch Dauerstaus auf dem Isarring, denn für Umwelt und Natur allein erlauben die haushaltsrechtlichen Vorschriften keine Ausgaben in dreistelliger Millionenhöhe – da müssen auch noch Millionen aus Verkehrsfördertöpfen her.

Der Park ist vor 220 Jahren so angedacht gewesen

Obwohl in der Fortführung des Mittleren Rings sündteure Tunnels gebaut wurden, staut es sich auf diesem Abschnitt täglich an der Einmündung der verkehrsreichen Zubringerstraßen. Mit einem Tunnel kann man die Autostraße um eine Spur erweitern und so das tägliche Stauproblem aus der Welt schaffen – mal abgesehen, dass es während der Bauarbeiten wohl erst noch viel schlimmer würde.

Etwas merkwürdig freilich ist es, dass gerade jetzt Bauarbeiten für eine oberirdische Verbreiterung der Straße im Gange sind, die man sich im Falle eines Tunnelbaus glatt schenken könnte. Sollte die Stadt den Rest der Kosten zusammenbekommen, könnte sich der Englische Garten in fünf bis sechs Jahren wieder so präsentieren, wie ihn vor mehr als 220 Jahren von Parkplaner Friedrich von Sckell gedacht und verwirklicht worden war: Fünf Kilometer lang, ungeteilt, unverlärmt und unverstänkert.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßte die Entscheidung ausdrücklich, warnt aber vor „Illusionen“ in Bezug auf andere Baustellen und Schwierigkeiten der Verkehrsinfrastuktur der Stadt. IHK-Chef Peter Driessen betont: Dringend muss der Föhringer Ring ausgebaut werden, um dem überregional orientierten Verkehr eine weitere Achse im Norden der Stadt zu geben. Außerdem müsse das Nadelöhr Landshuter Allee mit einem Tunnel entschärft werden.“

 

 

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