Endlich WLAN in der Münchner S-Bahn: Aber woanders hakt es noch gewaltig

München - Rund 45 Minuten ist man planmäßig in der S-Bahn unterwegs, wenn man von Ebersberg aus zum Marienplatz fährt. Wer von Herrsching zum Ostbahnhof will, braucht eine Stunde. Die Zeit vertreibt sich mancher auf so einer langen Fahrt gerne im Internet.
Doch oft ist schnell das Datenvolumen aufgebraucht oder ein Funkloch unterbricht das Surfen - zumindest kam das bisher immer wieder vor. Jetzt allerdings können die Fahrgäste in den Münchner S-Bahnen kostenlos ins WLAN. Vor wenigen Tagen hat die Bahn verkündet, den Ausbau der 237 Züge abgeschlossen zu haben.
Die S-Bahn München mit WLAN auszustatten, war aufwendig
Knapp drei Jahre hat es nach Angaben der Bahn gedauert, die Flotte auszustatten. In dieser Zeit wurden mehr als 65.000 Meter Kabel verlegt und 474 Antennen verbaut, um die benötigten Router, Modems und Accesspoints anzuschließen.
Damit die Verbindung möglichst stabil ist, nutzen die eingebauten Empfangsmodule die Netze aller drei großen Mobilfunkanbieter parallel. So sollen Lücken in der Abdeckung einzelner Netze überbrückt werden. Bis zu 87.000 Fahrgäste nutzen das Angebot der Bahn zufolge in der Spitze täglich - für S-Bahn-Chef Heiko Büttner ein Zeichen, wie wichtig den Kunden dieser Service ist.
Über 800 Bahnhöfe in München sollen an das WLAN-Netzwerk angebunden werden
Auch beim Warten auf den Zug versorgt die Bahn die Fahrgäste schon an einigen Haltestellen mit WLAN: In München sind es bislang neun, darunter Flughafen, Hauptbahnhof und Marienplatz, bundesweit gibt es das Angebot sogar an 600 Bahnhöfen.
"Weitere 830 Bahnhöfe werden bis 2027 schrittweise an das Netzwerk angebunden", sagt ein Bahnsprecher, "darunter auch ein großer Teil der Münchner S-Bahn-Stationen".
Die Aktion "Münchner Fahrgäste" findet: Das Surfen der S-Bahn München funktioniert gut
Stefan Hofmeir vom Fahrgastverband Aktion "Münchner Fahrgäste" freut sich über den Ausbau. Das WLAN reiche zwar nicht, um während der Fahrt lange Videos anzuschauen, "aber das muss es auch gar nicht". Textinformationen könne man dagegen stabil abrufen. Hofmeir hat das Angebot bereits selbst ausprobiert, wie er sagt: "Es lief einwandfrei." Auch von anderen habe er bislang noch nichts Negatives gehört.
Auf den Außenästen müsse sich allerdings zunächst zeigen, wie gut die Abdeckung tatsächlich ist. "Da ist sicherlich an der ein oder anderen Stelle noch Optimierungsbedarf." In Spitzenzeiten könne es zudem möglicherweise zu Überlastungen kommen, wenn alle im vollen Zug gleichzeitig ins Internet wollen. Wobei Hofmeir damit nicht unbedingt rechnet: "Viele brauchen das WLAN nicht, weil sie sowieso einen großen Mobilvertrag haben."
Bei der MVG setzt man nicht auf WLAN: In U-Bahn und Trams gibt es keines
In U-Bahnen und Trams gibt es dagegen kein WLAN, nur 25 Busse wurden einmal probeweise mit dem Service ausgestattet. Die MVG rechnet auch nicht damit, dass das Angebot in ihren Fahrzeugen notwendig ist. Nach dem Test in den Bussen habe man das Thema nicht weiterverfolgt, es gebe keine Pläne für einen Ausbau, sagt MVG-Pressereferent Maximilian Kaltner.
Denn der Stadtrat habe beschlossen, dass der Fokus stattdessen auf einem Ausbau des 5G-Netzes liegen soll. Zudem verbringen die Menschen in der U-Bahn normalerweise auch weniger Zeit als zum Beispiel auf einer S-Bahn-Fahrt auf den Außenästen, sagt Kaltner. Dadurch hätten viele gar nicht das Bedürfnis oder die Zeit, lange im Internet zu surfen.
In der Bayerischen Regionalbahn sitzt man oft im Funkloch
Anders als in der Innenstadt gibt es im Gebiet der Bayerischen Regiobahn (BRB) nicht flächendeckend stabiles Netz. "Wo außerhalb der Fahrzeuge keine Mobilfunksignale vorhanden sind, kann auch innerhalb des Zuges das WLAN keine Internetverbindung bzw. Mobilfunkanbindung weitergeben", sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Dennoch gibt es in den Fahrzeugen im Oberland sowie in den beiden neuen Zügen im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding Fahrgast-WLAN.
Zudem sollen die fünf vom ehemaligen Betreiber übernommenen und aufbereiteten Fahrzeuge im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding und alle Fahrzeuge im Netz Chiemgau-Inntal bald sukzessive WLAN erhalten. In den Netzen Ammersee-Altmühltal und Ostallgäu-Lechfeld kann der Service allerdings nicht angeboten werden, wie die Sprecherin mitteilt - dafür fehle die Finanzierung durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft.