Endlich gewählt! Zwei neue Referentinnen für München

München - Zumindest einmal konnte der ehemalige Siemens-Manager Harald Hoefler spüren, wie es sich anfühlt, im prunkvollen Rathaussaal vor dem Stadtrat zu sprechen. Von der Erinnerung wird der 61-Jährige hoffentlich noch lange zehren – es wird das letzte Mal bleiben. Schon vor Wochen hatte die CSU Harald Hoefler als ihren Wunschkandidaten für die Leitung des IT-Referates präsentiert. Am Mittwoch stellte er sich und seinen Lebenslauf, der 1989 bei Siemens beginnt und 2020 dort endet, noch mal vor.
Neue Chefin des IT-Referats ist Laura Sophie Dornheim
Von sich überzeugen konnte er trotzdem nur 32 Mitglieder des Stadtrates und so blieb es dabei: Neue Chefin des IT-Referats ist Laura Sophie Dornheim, die ein grünes Parteibuch hat und von der Grünen-Fraktion vorgeschlagen wurde. 46 von 81 Stadträten gaben ihre Stimme für sie ab. Dornheim hat Wirtschaftsinformatik studiert, war vor ihrem Umzug nach München Digitalexpertin der Grünen in Berlin und Managerin bei einem Digital-Start-up.
Jeanne-Marie Ehbauer zur neuen Baureferentin gewählt
Außerdem wurde Jeanne-Marie Ehbauer, ebenfalls von den Grünen, mit 47 Stimmen zur neuen Baureferentin gewählt. Zuletzt war Ehbauer Baudezernentin in Bremerhaven. Sie kündigte unter anderem an, die Radinfrastruktur und den ÖPNV zu verbessern und für mehr Grün in der Stadt zu kämpfen. Auch für ihren Posten schlug die CSU eine Gegenkandidatin vor: Angelika Malinowski. Sie hatte von 1992 bis 2015 im Baureferat gearbeitet und dort laut CSU-Stadtrat Alexander Reissl vor allem den Bau von Schulen und Kitas verantwortet. Sie erhielt 26 Stimmen, war aber (anders als Hoefler) nicht im Stadtrat anwesend.
Kritik an Grünen-Kandidatinnen von der CSU
Leicht machte es die CSU beiden Kandidatinnen der Grünen nicht. CSU-Stadträtin Veronika Mirlach bohrte nach, welche Erfahrungen Ehbauer überhaupt mit großen Bauprojekten habe – schließlich habe diese in ihrer Vorstellungsrede "eher die Blumenwiesen in den Mittelpunkt gerückt". Ehbauer konterte: Sie sei in einer Architektenfamilie aufgewachsen und: "in Bremerhaven wurden auch Schulen, Kitas und ein Riesentunnel gebaut".
Auch bei Dornheim ließ die CSU nicht locker. Stadträtin Sabine Bär brachte sogar Dornheims Lebenslauf ausgedruckt mit ans Rednerpult und stellte fest: "Eigentlich kann ich nirgends erkennen, wo sie fachliche Kompetenz erworben hätte, IT-Referentin zu werden." Außerdem solle Dornheim genauer darlegen, welche ihrer Tätigkeiten sie in Teilzeit und welche in Vollzeit ausführte.
Bevor Dornheim sich rechtfertigte, sprang ihr Linken-Stadtrat Stefan Jagel bei. Er betonte zwar, dass er sowohl den CSU-Kandidaten Hoefler als auch Dornheim kritisch sehe, sagte aber auch: "Niemand verdient, so fertig gemacht zu werden." Seit Wochen führe die CSU ein "Theater" auf.
Dornheim muss sich rechtfertigen
Dornheim fasste schließlich noch einmal zusammen: Seit 2008 habe sie in einer Unternehmensberatung in manchen Wochen 60, in anderen sogar 100 Stunden gearbeitet. Sie habe berufsbegleitend eine Promotion in Gender Studies geschrieben. Drei Monate nachdem ihr Kind auf die Welt kam, habe sie wieder zu arbeiten angefangen. Sie habe schon als Kind Rechner zusammengebaut, später Wirtschaftsinformatik studiert und bei einem Adblock-Anbieter gearbeitet, den 200 Millionen Menschen auf der Welt nutzen.
Am Ende durften Dornheim und Ehbauer schließlich doch Blumensträuße und Glückwünsche entgegennehmen. Ebenso wie Andreas Mickisch (SPD) und Hanna Sammüller-Gradl (Grüne).

Ersteren vereidigte Dieter Reiter als Personalreferent, die zweite als Kreisverwaltungsreferentin.