Ende eines Südsee-Traums: Zwei Münchner vermisst

Es sind Bilder voller Glück, die Diana G. (27) und Christian L. (28) regelmäßig in ihr Tagebuch im Internet stellten. Seit Oktober 2008 war das Münchner Paar auf einer Weltreise, doch jetzt sind die beiden vermutlich tot.
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Christian L. und Diana G. waren seit Oktober auf Weltreise.
AZ 3 Christian L. und Diana G. waren seit Oktober auf Weltreise.
Christian L. (28) und  Diana G. (27) vor dem Unglück.
AZ 3 Christian L. (28) und Diana G. (27) vor dem Unglück.
Erste Station der Reise war Hongkong: Das Paar auf dem „VictoriaPeak“, einem beliebten Aussichtpunkt über der Skyline.
AZ 3 Erste Station der Reise war Hongkong: Das Paar auf dem „VictoriaPeak“, einem beliebten Aussichtpunkt über der Skyline.

MÜNCHEN/SÜDSEE - Es sind Bilder voller Glück, die Diana G. (27) und Christian L. (28) regelmäßig in ihr Tagebuch im Internet stellten. Seit Oktober 2008 war das Münchner Paar auf einer Weltreise, doch jetzt sind die beiden vermutlich tot.

Die Eventmanagerin und der Kommunikationswirt waren an Bord der „Princess Ashika“. Die Fähre kenterte und sank am Mittwoch vor der Küste von Tonga im Südpazifik. 93 Menschen gelten derzeit als vermisst, nur 54 konten lebend gerettet werden.

Es war kurz vor Mitternacht, die meisten der Passagiere schliefen ahnungslos unter Deck in ihren Kabinen, als die „Princess Ashika“ anfing zu schwanken und Wellen einige der unteren Decks überfluten. „Das Schiff lief so schnell voll, dass die Crew-Mitglieder das eindringende Wasser nicht mehr abpumpen konnten. Das Schiff bekam Schlagseite und sank fast augenblicklich“, sagte Viliami Latu Mohenoa der Internetzeitung „Matangi Tonga Online“.

54 Menschen haben das Unglück überlebt - ausschließlich Männer

Der 32-Jährige ist einer von 54 Menschen, die gerettet wurden. Überlebt haben nur Männer – 28 davon sind Crew-Mitglieder. Alle Frauen und Kinder hatten keine Chance. Die meisten schliefen unter Deck. An Bord der „Princess Ashika“ waren 149 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Nach dem Unglück gab es zunächst Verwirrung um die Zahl der Opfer. Tongas Polizei macht die unzureichende Registrierung der Fahrgäste dafür verantwortlich. „Es gibt drei Passagierlisten“, sagt Polizeichef Chris Kelley.

Bisher konnten erst zwei Leichen geborgen werden, unter ihnen die eines Briten. Marinetaucher aus Australien und Neuseeland unterstützen die Suche nach dem Wrack. An der Unglücksstelle ist das Meer über 100 Meter tief. Obwohl das Wasser dort eine Temperatur von 25 Grad Celsius hat, gibt es für die 93 vermissten Menschen, unter ihnen auch das Paar aus München und zwei Franzosen, kaum noch Hoffnung. Das neuseeländische Rettungszentrum in Wellington rechnete nicht mehr damit, dass es noch mehr Überlebende gibt.

Im Oktober hatten Diana G. und Christian L. im „Maßlos“ in der Schellingstraße mit Freunden eine Abschiedsparty gefeiert. Dann starteten sie ihre Weltreise. Über London ging es zur ersten Station nach Hongkong, dann weiter nach Australien und Neuseeland. Freunde und Verwandte konnten über das Internettagebuch immer an den Abenteuern des Paares teilhaben.

"Am 17. Oktober landen wir in München. Schon mal zum Vormerken"

Immer wieder stellten die Münchner Fotos online: Diana und Christian im Mossman-Gorge-Nationalpark, Diana und Christian auf dem Victoria Peak in Hongkong, Diana und Christian in den Blue Mountains. Weihnachten verbrachten sie in Neuseeland. „Da heute ja Weihnachten ist, haben wir uns ein ganz besonderes Geschenk rausgelassen: Für die nächsten zwei Nächte stiegen wir im Emerald Hotel in Gisborne ab, dem besten Hotel am Platze!“, schrieben sie.

Doch auch an ihre Lieben zuhause dachten sie: „Am 17. Oktober landen wir in München. Ist ein Samstag, schon mal zum Vormerken.“ Bernd R., ein Bekannter von Diana G., ist völlig geschockt, als er die Nachricht erhält, dass das Paar vermisst wird: „Ich habe Diana über die Arbeit kennen gelernt und länger nichts mehr von den beiden gehört. Sie wollten ja im Spätherbst zurück sein. Diana war ein sehr lebenslustiger Mensch.“

Die Fähre war auf dem Weg von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa zu der Insel Haafeval, als sie rund 90 Kilometer nordöstlich der tongaischen Hauptstadt versank. Wie es zu dem Unglück kam, ist noch unklar. Möglicherweise war die Ladung nicht richtig gesichert. Überlebende berichteten, sieben Fahrzeuge hätten sich an Bord befunden. Sie sollen ins Rutschen geraten und die Fähre schließlich auf die Seite gedrückt haben. Das könnte der Grund sein, warum das Schiff Schlagseite bekam und sank.

Die „Princess Ashika“ war für 200 Passagiere plus Besatzung zugelassen. Die Fähre sei erst kürzlich gewartet worden, sagte Paul Karalus, Verkehrsminister von Tonga. Das Königreich nördlich von Neuseeland besteht aus etwa 170 unterschiedlichen Inseln und gehört zu Polynesien. Am fünften August schrieb Christian L. in sein Facebook-Profil: „Fahre spontan für eine Woche nach Ha’apai.“ Doch an Tongas unberührtester Inselgruppe mit den vielen Traumstränden kamen der Münchner und seine Freundin nie an.

Verena Duregger, Ralph Hub

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