Ende einer Ära: Reichart hört auf

GROSSHADERN Einer der ganz Großen nimmt Abschied: Herzchirurg Bruno Reichart <MD>leitet morgen zum letzten Mal als Klinikdirektor die Geschicke der Großhaderner LMU-Klinik für Herzchirurgie. „Es ist das Ende einer Ära“, sagt der Ärztliche Direktor Burkhard Göke. „Wir danken Professor Reichart für seine Lebensleistung, auch im Namen vieler Patienten, die er erfolgreich behandelt hat.“ 21 Jahre war Reichart Chef der Klinik. Mit 68 Jahren hat er nun die Altersgrenze erreicht.
Aber Schluss ist damit für ihn noch lange nicht. Reichart wird weiter in Großhadern forschen. Als Sprecher der DFG-Forschergruppe „Xenotransplantation“ hofft er, im nächsten Jahr erstmals einem Menschen ein Schweineherz transplantieren zu können. </MD>Für den Herzspezialisten die letzte große Herausforderung.
Mit Transplantationen hat sich der Herzchirurg seinen großen Namen gemacht. An die erste Transplantation, an der er teilnahm, erinnert sich Reichart gut: „Für mich war der schönste Augenblick, als die Klemmen geöffnet wurden und das Herz selbstständig zu schlagen begann.“
Dieses Erlebnis wurde aber wenig später noch übertroffen. „Meine erste eigene Herztransplantation 1981 war natürlich noch sehr viel aufregender“, erzählte Reichart anlässlich des 40sten Jubiläums der ersten Herztransplantation durch Christiaan Barnard im Jahre 1967.
Reicharts Geschichte in München beginnt schon in den 60er Jahren als Student. Hier wird er 1977 Oberarzt, 1983 Professor an der Klinik. Es folgen sechs Jahre in Südafrika als Nachfolger von Christiaan Barnard.
Im Laufe seiner Karriere bekommt er eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Unter anderem erhält der Mediziner das Bundesverdienstkreuz und die Ehrendoktorwürde der Tierärztliche Fakultät der LMU. Sein Fachwissen ist als Mitglied der „Ständigen Kommission Organtransplantation“ der Bundesärztekammer gefragt.
Die Idee mit den Schweineherzen ist dem Umstand geschuldet, dass es viel zu wenige Spenderherzen gibt. Die Tiere sollen die Lücke zwischen Bedarf und Angebot schließen. Das Problem: Die Schweine müssen genetisch so gezüchtet werden, dass ihre Herzen vom menschlichen Organismus nicht abgestoßen werden.
Dieses Problem will Reichart noch lösen – und würde damit erneut Medizingeschichte schreiben. „Ich hoffe, dass wir die ersten sind, denen es gelingt, einem Menschen ein Schweineherz zu transplantieren.“
Mit Ruhestand hat Bruno Reichart offenbar nicht viel im Sinn. Auch seine Frau Elke – eine ehemalige AZ-Redakteurin – glaubt nicht so recht daran, dass ihr Mann jetzt mehr Zeit im Garten des Leutstettener Domizil verbringen wird. An der Forschung hänge doch sehr viel. Und: „Er behält auch noch ein Zimmer in Großhadern.“