EM in München: "Ohne große Sorgen zum Public Viewing"

Die Fans können es kaum erwarten, am Freitag beginnt die Fußball-EM – aber wie sicher ist das Public Viewing in München? Was die Polizei den Münchnern rät.
München - Marcus da Gloria Martins ist Polizeirat und Chef der Pressestelle im Polizeipräsidium München. Hier äußert er sich im AZ-Interview zur bevorstehenden Fußball-EM und antwortet auf die Frage, wie sicher Public Viewing in München ist.
Herr da Gloria Martins, wo schauen Sie sich die Spiele an?
Ich habe zu Hause aus Überzeugung keinen Fernseher. Deshalb werde ich mich in ein nettes Wirtshaus mit Biergarten in der Nachbarschaft setzen und mir dort die Spiele ansehen. Fest eingeplant sind alle Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft, das Halbfinale und natürlich das Endspiel.
Was sind Ihre liebsten Plätze für Public Viewing?
Der Hofbräukeller am Wiener Platz ist wunderbar. Da sitzt man unter Kastanien mit einer guten Brotzeit und kann sich die Spiele ansehen. Die Stimmung ist toll. Gern schau ich auch im Augustiner-Biergarten an der Arnulfstraße vorbei. Da ist viel Platz und auch eine große Leinwand. Die Kugleralm ist auch ein schöner Ort, um einen Fußballabend zu genießen.
Wie sicher ist Public Viewing in München?
Falls Sie etwas zum Thema Terror hören wollen, muss ich Sie enttäuschen. Wenn die Leute vernünftige Schuhe anziehen und nicht mit Badelatschen in eine herumliegende Glasscherbe treten, sind sie schon ziemlich sicher beim Public Viewing.
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Keine Angst vor Anschlägen oder Irren, die mit Messern oder Scheren herumlaufen?
Jeder kann in München ohne große Sorgen zum Public Viewing gehen. Die Polizei ist gut vorbereitet. Wir haben viel Erfahrung mit zurückliegenden Europa- und Weltmeisterschaften. Unser Sicherheitskonzept ist entsprechend angepasst. Wir tun alles, was sinnvoll ist, um die Sicherheit zu gewährleisten. Es muss niemand aus Angst zu Hause bleiben.
Wie werden die Veranstaltungen in der Stadt geschützt?
Wir sind mit Kollegen in Zivil und uniformierten Kräften im Einsatz. Zusätzlich stehen geschlossene Einheiten bereit. Die Polizei wird aber ganz bewusst nicht übertrieben Präsenz zeigen. Sie können aber sicher sein, dass wir überall da sind, wo man uns braucht.
Wie sieht’s mit den Jubelfeiern nach den Spielen aus?
Es wird den einen oder anderen Autocorso geben, vor allem auf der Leopoldstraße. Anwohner sollten sich vielleicht überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, ihr Auto frühzeitig umzuparken. Wer auf der Leopoldstraße feiert, sollte unbedingt mit der U-Bahn kommen und auch auf Glasscherben am Gehsteig oder auf der Straße achten. Da gab es zuletzt etliche Verletzte durch Schnittwunden.
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Wie sollen sich Frauen vor sexuellen Übergriffen schützen?
Wir hatten bisher nur wenige dieser Fälle und bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in anderen Großstädten. Sollten Frauen wirklich belästigt oder bedrängt werden, sollten sie unbedingt sofort laut auf sich aufmerksam machen. Wir in München halten zusammen, da schaut keiner weg. Grundsätzlich gilt immer: Sofort die Notrufnummer 110 wählen und immer Anzeige erstatten. Frauen sollten zudem ihre Getränke nie unbeaufsichtigt lassen.
Was muss ich als Fan beim Public Viewing beachten?
Keine Taschen oder Rucksäcke mitnehmen, das hält bei Kontrollen nur auf. Keine Glasflaschen und auch keine Brotzeitmesser mitnehmen. Auch Pfefferspray ist beim Public Viewing verboten. Wer sich juristisch nicht angreifbar machen will, sollte es daheim lassen.
Wie muss ich mich als Fan vorbereiten?
Ich empfehle das kleine Set für den Herren bzw. die Dame: Wohnungsschlüssel, EC-Karte, einen geringen Geldbetrag und ein altes Handy für den Notfall. Falls ein Gewitter aufzieht ein Regencape, keinesfalls einen Schirm mitnehmen. Fahnen sind erlaubt, auch mit Stange. Mann sollte sich allerdings darüber klar sein, dass man sich damit beim Hintermann nicht unbedingt beliebt macht.
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Was sollten die Fans unbedingt vermeiden?
Keinen Streit anfangen, vor allem wenn Alkohol im Spiel ist. Babys, Kleinkinder, Buggys haben beim Public Viewing nichts verloren. Das gilt auch für Skateboards, Inlineskates und Fahrräder. Nicht unbedingt im dichtesten Getümmel stehen, sondern sich einen Platz suchen, wo noch genügend Raum bleibt, um auszuweichen.
Wer wird Europameister?
(Martins lacht laut, blättert in seinen Unterlagen, findet nichts in den Einsatzbefehlen und rettet sich augenzwinkernd mit einem Verweis aufs Strafgesetzbuch.) Alles was ich jetzt hier als Fußballfan sage, könnte später gegen mich verwendet werden. Ich mache deshalb vorsichtshalber von meinem Recht Gebrauch und verweigere die Aussage.