EM-Aus: München in einem Tal der Tränen
Der Traum vom Sommermärchen ist geplatzt: Zehntausende Fans in München haben mit den deutschen Fußballern gelitten. Die Party ist vorbei - nicht jedoch für die Italiener.
München - Es hat ja nicht schlecht angefangen. Deutsch-italienische Sause auf der Straße des Jubels, auf der Party-Meile, der Sieges-Straße – der Leopoldstraße. Bis mit jeder Spielminute des „Spiels der Spiele“ der Himmel schwärzer wird, die Stimmung der Tifosi euphorischer – und die Gesichter der Deutschland-Fans immer leerer. Am Ende bleiben jubelnde Tifosi. Der Rest sind Tränen.
Am Anfang feiern sie noch gemeinsam, wie in der Pizzeria Riva, wo alle Kellner das Italien-Trikot übergestreift haben und „We are the champions“ aus den Boxen dröhnt. Die Leo ist fest in italienischer Hand. Ein deutscher Fan, umringt von Tifosi, meint: „Wurscht – am Ende werde ich es sein, der feiert.“ Er irrt sich.
Szenenwechsel. Public Viewing im Olympiastadion. Gut 25000 sind’s hier. Schwarz-Rot-Gold. Heimspiel. Super-Stimmung. Aber nur bis zur Pause: Frust, betretene Minen, Flüche – die ersten haben die Schnauze voll. Hunderte flüchten gleich, tausende folgen ihnen nach. Schweigemarsch.
Wieder auf der Leo. Die Eisdielen Gino und Vergnano an der Giselstraße liegen direkt nebeneinander. Völlig überfüllt sind sie von Italienern dominiert. Hunderte stehen vor den beiden Lokalen. Kein Durchkommen. „Italia“, hallt es hier. Von „...schland“ ist nichts zu hören. Fliegender Ortswechsel. In die Münchner Party-Zentrale am Promenadeplatz – das H’ugo’s. Publikum: Halbe-halbe. Die Stimmung sprizzt – nur auf einer Seite. Normal tanzt hier der Party-Bär – heute hinkt er bloß.
Die große Party steigt woanders. Ein Münchner Tifosi auf der Leopoldstraße legt sich Mitte der zweiten Habzeit fest: „Die Deutschen werden ohne Tor gegen uns nach Hause fahren. Sie werden weinen am Ende.“ Immerhin eins ist es am Ende gewesen. Aber das mit den Tränen stimmt.
Zurück auf der Leo. Das Spiel ist aus. Aus der Traum vom Finale, vom Titel. Wieder kein kollektiver Jubel-Taumel auf der Feier-Meile. Erst keine Meister-Sause. Dann das Champions-League-Trauma. Und jetzt auch keine Europapokal-Fete mehr. München trifft es heuer wirklich hart.