„Eltern und Kinder wollen nur noch, dass es aufhört“

Eine Münchner Mutter über den Kita-Streik, warum er nicht richtig funktioniert – und was nun passieren müsste.
Tina Angerer |
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Die Münchner Autorin Tina
Angerer mit Tochter. Foto: Schramek
Die Münchner Autorin Tina Angerer mit Tochter. Foto: Schramek

München - Jetzt geschieht genau das, was geschehen musste: Die Eltern sind am Ende ihrer Kräfte, viele haben Probleme im Job bekommen, haben ihren Urlaub aufgebraucht, ihre Kinder sind unzufrieden – die Solidarität mit den Erziehern schwindet. Weil alle, die Kinder und die Eltern, einfach nur noch wollen, dass es endlich aufhört.

Der Appell „Einigt euch“ ist verständlich, meine Augenringe und ich warten weiß Gott auch drauf. Die Gewerkschaft wirft den Arbeitgebern und die Arbeitgeber werfen der Gewerkschaft vor, nicht verhandeln zu wollen. Das Spielchen funktioniert vor allem deswegen so gut, weil der Streik die Kommunen ja nichts kostet.

Die Kommunen fühlen sich offenbar gar nicht unter Druck gesetzt. Der Präsident der kommunalen Arbeitgeber, Thomas Böhle, spielt Tarif-Klein-Klein, streut Neid, biegt ein paar Zahlen und sagt, die Forderungen seien nicht bezahlbar. Gleichzeitig weist er aber den Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel, wenn der Hilfe vom Bund in Aussicht stellt, in die Schranken. Denn den geht das ja angeblich nichts an, genauso wenig wie die Familienministerin.

Das ist formal schon richtig. Inhaltlich aber fatal. Denn es geht hier nicht um irgendeine Tarifauseinandersetzung in der Industrie. Es geht hier um Berufe, die vom Steuerzahler finanziert werden und die von gesellschaftlicher Bedeutung sind – es geht um Fragen jenseits von Tarifautonomie. Das ist Politik.

Eigentlich müssten die Stadtspitzen nun losziehen und Geld einsammeln. Herr Reiter, wo sind Sie, wieso sitzen Sie nicht längst bei der Familienministerin, beim Wirtschaftsminister und nageln sie fest?

Stattdessen hält man sich raus. Und baut drauf, dass die Zermürbung der Eltern die Sache von alleine regelt. Dass die Eltern sich früher oder später gegen die stellen, deren Arbeit sie schätzen und auf die sie angewiesen sind. Dass sie zu den Erziehern sagen: Bitte hört auf, jetzt reicht’s, wir können das nicht länger ausbaden. Stimmt ja auch. Und wenn es dann endlich vorbei ist, beklagen wir uns wieder über den Personalmangel.

Die Münchner Autorin hat in der AZ bereits den Aufruf veröffentlicht: „Wir Eltern müssen mit auf die Straße!“ Sie ist Mit-Initiatorin der Facebook-Gruppe „Support your Kita“, in der sich Eltern vernetzen und Aktionen für die Streiktage organisieren: www. facebook.com/supportyourkita

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