Eltern in Sorge: Wie gefährlich sind Fahrgeschäfte für Kinder?

Die schweren Karusselunfälle der letzten Tage verunsichern viele Eltern. Sie fragen sich: Wie gefährlich sind Fahrgeschäfte für Kinder? Wie Karusselbetreiber auf die Sorgen reagieren wollen.
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Aus dem Karussel "Ballonfahrt" stürzte am Wochenende ein Bub. Nach dem Unglück war das Karussel gesperrt.
Martha Schlüter Aus dem Karussel "Ballonfahrt" stürzte am Wochenende ein Bub. Nach dem Unglück war das Karussel gesperrt.

MÜNCHEN - Die schweren Karusselunfälle der letzten Tage verunsichern viele Eltern. Sie fragen sich: Wie gefährlich sind Fahrgeschäfte für Kinder? Wie Karusselbetreiber auf die Sorgen reagieren wollen.

Christine (11) stürzt aus der Wildwasserbahn auf dem Volksfest in Pfaffenhofen – tot. Ein Bub (4) fällt im Märchenwald in Wolfratshausen aus dem Karussell „Ballonfahrt“ – schwer verletzt.

Die Wildwasserbahn auf der Theresienwiese ist noch nicht fertig aufgebaut. In zehn Tagen aber geht es hier aus 21 Meter Höhe abwärts. „Bei uns ist noch nie etwas passiert, worüber wir sehr froh sind“, sagt die Besitzerin der Bahn. Warnschilder sollen die Besucher darauf hinweisen, dass man während der Fahrt nicht aufstehen darf. Aber reicht das?

Die elfjährige Christine aus Reichertshofen hielt sich jedenfalls nicht an die Vorgaben. Mehrere Zeugen sagten aus, dass sie aufstand, als die Bahn des Schaustellers Peter Bergmann den höchsten Punkt erreichte. Beim Anfahren fiel das Mädchen aus zehn Metern Höhe heraus. Aufstehen könnten die Fahrgäste auch in der Wildwasserbahn, die auf der Wiesn gastiert.

„Wir haben hier die höchsten Sicherheitsstandards in ganz Europa, aber die können nur eingehalten werden, wenn die Fahrgäste dazu beitragen“, sagt Yvonne Heckl vom Schaustellerverband der Wiesn. „Wenn die Kinder sehr risikofreudig sind, ist es sicher sinnvoll, wenn die Eltern mitfahren.“ Das ist bei vielen Fahrgeschäften kostenlos möglich.

Im Märchenwald im Isartal in Wolfratshausen war das Fahrgeschäft „Ballonfahrt“ gestern geschlossen. Erst im April wurde das Karussell geprüft, gestern schaute erneut ein Tüv-Gutachter vorbei. „Es gab keinen technischen Fehler“, sagt Märchenwald-Geschäftsführer Daniel Diessl, „aber wir wollen alles tun, dass so ein Unfall nicht mehr passieren kann“. Am Montag Nachmittag war ein Vierjähriger während der Fahrt aufgestanden und fiel aus drei Metern Höhe auf den Betonboden. Der Bub verletzte sich schwer, ist aber nicht in Lebensgefahr.

Dass das Kind mit einem Fünfjährigen in der Gondel saß, aber kein Erwachsener dabei war, kann Karin Eichinger nicht verstehen. Die Münchnerin kommt mit ihrer dreieinhalb Jahre alten Tochter Mona oft hierher. Mona fährt gerne mit dem Ballon-Karussell. „Aber ich bin immer mit dabei. Ich finde es verantwortungslos, ein vierjähriges Kind alleine fahren zu lassen“, sagt Eichinger.

Diessl denkt jetzt darüber nach, ein höheres Geländer an der „Ballonfahrt“ anzubringen. Und Wildwasserbahn-Betreiber Bergmann soll die Altersgrenze von 8 auf 14 Jahre angehoben haben, damit so ein Unglück nicht noch einmal passiert. Davon, alle Fahrgeschäfte komplett einzuzäunen, hält Yvonne Heckl nichts. „Wir sind alle mündige Bürger. Es gibt einfach keinen absoluten Schutz.“

V. Duregger

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