Elke Zehetner: Vom KVR an die Spitze Penzbergs

Elke Zehetner aus der Münchner Stadtverwaltung will dort als erste Frau und parteilos die neue Bürgermeisterin werden.  
Willi Bock |
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Im Kreis der Penzberger Genossen nach der Wahl zur Bürgermeister-Kandidatin.
3 Im Kreis der Penzberger Genossen nach der Wahl zur Bürgermeister-Kandidatin.
Elke Zehetner bei einer Feier in Penzberg.
3 Elke Zehetner bei einer Feier in Penzberg.
Eke Zehetner mit ihrem Ehemann Michael.
3 Eke Zehetner mit ihrem Ehemann Michael.

Elke Zehetner aus der Münchner Stadtverwaltung will dort als erste Frau und parteilos neue Bürgermeisterin werden

München/Penzberg - Lehrerin liegt ihr im Blut. Oder Pfarrerin. Menschen führen, Menschen begeistern, mit ihnen reden und hinter dem fröhlichen Lachen die Zügel dennoch lenkend in der Hand behalten. Und jetzt will Elke Zehetner (45) aus der Kaderschmiede des Münchner Kreisverwaltungsreferats Bürgermeisterin werden: Als erste Frau und obendrein als Parteifreie an der Spitze des Städtchens Penzbergs. Die SPD hat sie auf den Schild gehoben.

Gestern hatte die Kandidatin daheim hohen Besuch von einem anderen Kandidaten: Christian Ude besuchte Penzberg. Da trafen ihr beurlaubter OB und die im Münchner Rathaus hoch geschätzte Büroleiterin des mächtigen Kreisverwaltungsreferenten zusammen. „Sag ich jetzt Herr Oberbürgermeister zu ihm – aber er ist ja im Wahlkampf, doch Herr Ude hab ich noch nie zu ihm gesagt."

Genossen duzen sich ja – aber die couragierte Frau ist keine Genossin, auch wenn die SPD ihr als Parteilose den Hof gemacht hat. Erst dachte sie sich nichts dabei, als der SPD-Ortsvorsitzende ihrer Heimatstadt Penzberg sie im Dezember zum Italiener einlud. „Erst haben wir über Gott und die Welt gesprochen, und dann hat Markus Kleinen mich gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Da ist mir fast die Pizza im Hals stecken geblieben.“ Ein kleiner politischer Heiratsantrag.

„Ich war nicht die erste Wahl“, das wusste sie: „Aber die Männer hatten erst alle abgelehnt, weil sie unter anderem auch fürchteten, im Beruf karrieremäßig abgehängt zu werden.“ Und Sie? „Mein Mann und ich teilen uns die Familienarbeit.“ Beide arbeiten abwechselnd in Teilzeit, so dass immer jemand zuhause ist. Dann fügt sie resolut an: „Männer fragt keiner, wie sie Beruf und Familie vereinbaren!“

Und wie kamen die Penzberger auf die Münchner Vorzeige-Beamtin? Elke Zehetner lebt seit 16 Jahren mit ihrer vierköpfigen Familie in Penzberg. „Das ist ein zentraler Ort für uns alle.“ Sie und ihr Mann arbeiten in der Münchner Stadtverwaltung (er ist in der Lokalbaukommission), seine Familie kommt aus Murnau und ihre Familie lebt in Geretsried. Vor zwei Jahren leitete sie für den Penzberger Stadtrat eine Klausur zur Sanierung der Stadtfinanzen. „Ich habe die Arbeitsgruppen parteiübergreifend gestaltet.“ Dieser unbefangene Arbeitsstil jenseits aller Parteigrenzen und Eifersüchteleien begeisterte alle im Rathaus.

Bürgermeisterin in Penzberg ist ein Hauptberuf. Und was sagte die bis dahin parteipolitisch nicht engagierte Familie? „Mein Mann und meine beiden Töchter haben erstmal geschluckt“, erzählt Elke Zehetner offen. „Dann haben wir eine Woche intensiv besprochen, was auf uns zukommt und uns dann miteinander dafür entschieden."

Es folgte im Januar eine interne Wahl der SPD. Da gab es dann doch drei Kandidaten - denn jetzt warf auch der SPD-Fraktionschef seinen Hut in den Ring. Ergebnis: Acht Stimmen für Zehetner, sieben für den Fraktionschef, Null für den dritten Mann. Der obligatorische Partei-Streit war da.

Als vorige Woche bei einer öffentlichen Veranstaltung die rote Kandidatin aufgestellt wurde, war der Saal voll. Da war Zehetner die einzige Kandidatin – und bekam bei einer Enthaltung alle Stimmen.

„Ich möchte jetzt Bürgermeisterin werden, weil ich auf die Leute zugehen kann, ich möchte diese schöne Stadt ohne Parteipolitik gestalten“, erzählt sie der AZ: „Das ist eine unheimlich Herausforderung, aber ich traue mir das zu.“ Im Münchner Rathaus gilt sie als zielstrebig, offen, zuverlässig und ideenreich.

So sind die Chancen: Bisher ist Penzberg traditionell SPD regiert, und als Parteilose spricht sie viele an. So waren ein Drittel der Teilnehmer der Aufstellungsversammlung Bürger ohne Parteibuch. Mit ihrem einnehmenden Wesen, mit dem sie einmal Lehrerin oder Pfarrerin werden wollte, hat sie schon viele begeistern können.

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