Elefant in der Kita: Tierschützer protestieren

Die Dickhäuterin soll für eine Foto-Session aus Norddeutschland angekarrt werden. „Eine absolut unnötige Tortur“.
Natalie Kettinger |
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Futuristisch: Die Kita in der Friedrich-Eckart-Straße wird bald 24 Krippen-, 50 Kindergarten- und 25 Hort-Kinder aufnehmen. Für eine Foto-Session will man einen Elefanten durchs ganze Land hier her bringen.
Feindt/Schramek Futuristisch: Die Kita in der Friedrich-Eckart-Straße wird bald 24 Krippen-, 50 Kindergarten- und 25 Hort-Kinder aufnehmen. Für eine Foto-Session will man einen Elefanten durchs ganze Land hier her bringen.

München - Ein bizarres Kunst-Projekt erzürnt Münchens Tierschützer: Einzig für eine Foto-Session in einer neuen Kindertagesstätte soll eine Elefantendame aus dem Norden der Republik nach München (und wieder zurück) gebracht werden.

Besonders pikant: Die Aktion wurde im Rahmen des „Kunst am Bau“-Programms von der Stadt ausgewählt und genehmigt.

Mitte Juli eröffnet in Bogenhausen das „Haus für Kinder“, in dem dann rund 100 Zwergerl betreut werden. Schon vorher ist dort folgendes geplant: In den frühen Morgenstunden soll ein lebender Elefant übers Gelände spazieren, seine Fußabdrücke im frischen Zement hinterlassen, durch Tür und Fenster schauen und vor der modernen Fassade posieren.

Dabei wird der Dickhäuter von den Fotografinnen Verena Seibt und Clea Stracke abgelichtet, deren Bilder später im Foyer aufgehängt werden. Die Kita-Kinder sollen das Kunstwerk schließlich vervollständigen.

Ein Projekt, das selbst bei Renate Lehmann, der Geschäftsbereichsleiterin des Kita-Trägers „Förderkreis Jul“, für Kopfschütteln sorgt. „Als ich davon gehört habe, dachte ich, dass der Elefant vielleicht die Schlüssel übergibt. Aber weit gefehlt: Bei der Aktion geht es rein um die Kunst. Kinder sind überhaupt keine dabei.“

Wie kommt’s? Das Gebäude gehört der Stadt, die sich zum Ziel gesetzt hat, im Rahmen kommunaler Bauvorhaben zeitgenössische Kunst zu fördern. Auftraggeber für die „Kunst am Bau“-Projekte ist das Baureferat, das bei der Auswahl von einer ehrenamtlichen Kommission beraten wird.

Dass sich das Gremium ausgerechnet für dieses Projekt entschieden hat, erstaunt den Kita-Betreiber – und verärgert die Tierschützer. „Wir begrüßen den futuristischen Bau, in dem Kinder für die Zukunft lernen sollen. Umso bedauerlicher finden wir es, mit einer völlig atavistischen Performance unter Zuhilfenahme von einem Wildtier Kinder bespaßen zu wollen. Wir glaubten derartige Unterhaltung als längst überholt. Die Künstlerinnen, die sich dieses Event ausdachten, scheinen einem völlig tradierten Bild aus der Zirkuswelt anzuhängen“, sagt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein.

„Noch unverständlicher wird das Ganze, wenn man weiß, dass dieses Tierleid von der Kommission ,Kunst am Bau’ der Stadt München beschlossen wurde und finanziell mit bis zu zwei Prozent der Bauwerkskosten unterstützt werden kann.“

Auch Viktor Gebhardt von „Animals united“ ist entsetzt: „Tiere sind keine Entertainer, sondern Lebewesen mit Gefühlen. Wenn das Tier wirklich bei dieser Hitze nach München gekarrt wird, ist das eine absolut unnötige Tortur.

Die Stadt sollte ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und solche Aktionen künftig nicht mehr dulden.“

Vorerst bekommt die Elefantendame allerdings eine Verschnaufpause: Der Transporter, mit dem sie heute nach München gebracht werden sollte, ist kaputt, das Projekt auf kommende Woche verschoben.

 

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