Eklat beim NSU-Prozess: Angeklagter mit Nazisymbolik

Skandal beim NSU-Prozess. Das Kapuzen-Shirt eines Angeklagten im Münchner NSU-Prozess sorgt für einen handfesten Eklat.
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Der Angeklagte Andre E. (mit schwarzer Kutte ganz links) am Montag im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts München. Am Mittwoch tauchte er in einem Kapuzenpulli mit rechtsradikalen Symbolen und Aufschriften auf.
dpa Der Angeklagte Andre E. (mit schwarzer Kutte ganz links) am Montag im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts München. Am Mittwoch tauchte er in einem Kapuzenpulli mit rechtsradikalen Symbolen und Aufschriften auf.

Skandal beim NSU-Prozess. Das Kapuzen-Shirt eines Angeklagten im Münchner NSU-Prozess sorgt für einen handfesten Eklat.

München - Ein Tag zum Gruseln:  Mal sind sie überdrastisch, mal versteckt. Aber immer haben es die Botschaften im Münchner NSU-Prozess in sich. Und keineswegs sind es immer die brutalen Details, die auch am 114. Verhandlungstag im Münchner Oberlandesgericht ans Tageslicht kommen, die wirklich erschüttern. Manchmal reicht ein Kapuzenhemd.

Die Verhandlung sollte im Zeichen des 4. November 2011 stehen. An jenem Freitag ging in Eisenach die beispiellose Mord- und Raubserie des NSU zuende, als sich Uwe Mundlos (†34) und Uwe Böhnhardt (†37) in einem Wohnmobil das Leben nahmen. Doch die Rekonstruktion der letzte Stunden geraten ins Stocken.

„Ich beantrage die Beschlagnahme des Hemdes des Angeklagten E.“, forderte der Nebenkläger-Verteidiger Alexander Hoffmann. André E, Riesenohrlöcher, bullig, gelangweilt, wird leicht rot, trinkt einen Schluck Wasser. Der 34-Jährige sitzt zwei Meter neben Beate Zschäpe, der Hauptangeklagten. Er ist der Beihilfe zum Mord angeklagt und der Unterstützung des rechtsradikalen Terror-Netzwerks.

Seit mehr als einem Jahr schweigt er. Doch seine Oberbekleidung spricht umso deutlicher: „Black Metal Kommando“ steht auf dem einen Ärmel seines Pullis, und „Satanic War Master“ auf dem anderen. Auf der Brust posiert ein vermummter Mann mit Sturmgewehr und Pistole. Dahinter ein gerupfter Reichsadler.

Widerwillig und erst auf Aufforderung durch das Gericht zeigt E. das Motiv im Saal. Das Hemd ist angesichts von zehn Morden, 14 Bankrauben und einem Sprengstoffanschlag, die hier zur Verhandlung stehen, ohnehin eine Provokation:

„Hier wir ein Signal gesetzt“, sagt Anwalt Hoffmann. Und das Signal ist unmissverständlich. Das Sweatshirt wirbt für eine rechtsradikale Band aus Finnland. Textzeile aus „Black Metal Kommando“: „Brenn die jüdische Schöpfung nieder“, oder: „Verbrenn’ die Bibel, das Buch der Lügen“. Das nächste Lied auf dem Album beginnt mit „Sieg Heil“. Titel des Albums: „Gas Chamber“, Gaskammer.

Am Ende des Scharmützels darf E. das Hemd anbehalten, es wird fotografiert – Beweissicherung.

Es war nicht das einzige grausige Detail des Tages. Davor sagte der Gerichtsmediziner Reinhard Eiderstädt aus, der die Leichen von Mundlos und Böhnhardt als erster auf dem Obduktionstisch hatte. Seine Schilderungen von „explodierten Köpfen“ war etwas für Freunde von Horrorfilmen. Und doch nahm er einer Verschwörungstheorie die Luft. Mundlos hat nach seinen Erkenntnissen Böhnhardt erschossen und dann sich selbst umgebracht. Davor konnte er das Wohnmobil in Brand setzten. Ein dritter Mann war dazu nicht nötig. 

 

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