Ekel-Brot: Söder wusste alles...
... das aber soll keiner wissen: Nach AZ-Informationen war der Ex-Umweltminister schon 2010 über die Zustände bei Müller informiert. Jetzt beschäftigt der Streit den Landtag
MÜNCHEN Der frühere Umwelt- und Gesundheitsminister Markus Söder war von Anfang an über die Ekel-Zustände bei Müller-Brot informierte. Nach Recherchen der Abendzeitung bekam er 2010 einen so genannten „Problembericht“ auf den Tisch. 2011 folgte ein weiterer.
Das versucht die Staatsregierung zu verheimlichen, damit der CSU-Mann, der vor drei Monaten zum Finanzminister aufgestiegen ist, nicht beschädigt wird. Da konnte die Opposition gestern im Landtag noch so oft nach Söders Rolle fragen. Sein Nachfolger Marcel Huber hat’s einfach ignoriert. Söder solle sich seiner Verantwortung stellen, forderte der Vorsitzende des Umwelt- und Gesundheitsausschusses, Christian Magerl (Grüne). „Der sollte hier nicht einfach abtauchen und verschwinden: ,Ich bin jetzt in einem anderen Ressort.’“
Der CSU warf Magerl vor, die „zentralpolitische Fragen“ zu torpedieren. Er drohte: „Da kommen Sie uns nicht aus. Das Thema ist noch nicht erledigt.“ Höchstpersönlich will die SPD jetzt Söder im Landtag antreten lassen. Ihr Sprecher Ludwig Wörner: „Wann hat unser Überlebensminister gewusst, was da draußen los ist? Da muss er bitte hierher kommen, um uns das zu erklären.“ Und seine Kollegin Sabine Dittmar schimpfte: „Alle wussten Bescheid, nur nicht der Verbraucher, der die Semmeln und Brezn gegessen hat.“
Als Söder erfuhr, dass es für ihn brenzlig werden könnte, schickte er sofort seine Sprecherin als Horchposten in den Landtag. Doch sein Nachfolger hielt dicht. Als die AZ Marcel Huber direkt nach seinem Vorgänger fragte, redete der sich heraus: „Ich habe die genauen Daten jetzt nicht im Kopf.“ Vor dem Landtag verteidigte er das Vorgehen der Behörden. „Es gibt kein Kontrolldefizit, es gibt nur verantwortungsloses Handeln eines Einzelunternehmers.“
Zu keiner Zeit habe es eine Gesundheitsgefahr für die Bürger gegeben. Auch nicht als rund 2400 Kilo Brot- und Breznteig sowie 18000 Ciabatta-Teiglinge vernichtet und gleich drei Mal schon ausgelieferte Backwaren, darunter Toastbrot und Lebkuchen, wieder zurückgerufen werden mussten. Schaben, Motten, Mäusekot, Dreck – und schleimige Ablagerungen in der Waschstraße für die Brot- und Breznkörbe: Für die CSU ist das alles nicht so schlimm.
Ihr Ausschussvize Otto Hünnerkopf echauffierte sich: „Soll doch jeder mal in seine eigene Spülmaschine schauen.“ Da stelle man solche Ansprüche und habe daheim auch keine anderen Verhältnisse. Parteifreund Markus Blume ging auf die Opposition los: „Ihnen geht’s nur um politische Skandalisierung und nicht um Aufklärung.“
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