Eisig: Ein ganzer Häuserblock friert

Etwa 80 Parteien sitzen in ihrer Wohnung in der Brahmstraße seit gut vier Wochen bei maximal 17 Grad im Kalten. Das wollen sich die Mieter jetzt nicht mehr bieten lassen. Die Hausverwaltung schweigt
von  Abendzeitung
Sie frieren in ihren Wohnungen: Anneliese Beyer, Harald Fredl, Manfred Harnau, Inge Köbele und Gerti Rauscher (v. li.)
Sie frieren in ihren Wohnungen: Anneliese Beyer, Harald Fredl, Manfred Harnau, Inge Köbele und Gerti Rauscher (v. li.) © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Etwa 80 Parteien sitzen in ihrer Wohnung in der Brahmstraße seit gut vier Wochen bei maximal 17 Grad im Kalten. Das wollen sich die Mieter jetzt nicht mehr bieten lassen. Die Hausverwaltung schweigt

Gemütlich schaut’s aus in der kleine Küche im Erdgeschoss der Brahmsstraße, nicht weit vom Prinzregentenplatz. Aber gemütlich ist es nicht. Auf der Eckbank aus dunklem Holz sitzen dicht gedrängt vier Mieter, eingehüllt in dicke Mäntel. Es ist kalt in der Küche: 17 Grad – und das schon eine ganze Weile.

„Seit November frieren wir hier“, sagt Inge Köbele (72). Sie wohnt seit 29 Jahren in der Bogenhauser Wohnung, „Die Heizungen werden nur noch Hand warm“. Bei Außentemperaturen von zeitweise unter minus zehn Grad, wird’s da schon frisch. Inge Köbele und ihre Nachbarn sprechen von Kälterekorden von zehn Grad Celsius in den Zimmern, ansonsten klettere das Thermometer auf maximal 17 bis 18 Grad.

Die Wohnungen in der Brahmsstraße 10, 10a, 12, 14 und in der Zaubzerstraße 33 werden alle von einer Ölheizung betrieben, von der jetzt nur noch ein Kessel läuft. Inge Köbele erinnert sich, wie schon vergangenen Herbst zwei Monteure im Heizungskeller von einem defekten Kessel sprachen. Was die Bewohner ärgert, ist, dass die Hausverwaltung schon lange von dem Schaden weiß, aber nichts unternommen hat. Auf AZ-Anfrage wollte sich die Hausverwaltung Curanis, die in München und im niedersächsischen Munster sitzt, nicht äußern.

Die Mieter schreiben Emails und rufen bei der Firma an – wärmer wird es trotzdem nicht. Weihnachten verbrachten die Bewohner in dicken Wollpullis. Das angekündigte Notaggregat wurde nie eingebaut. „Ein Kessel läuft ja noch und bei 18 Grad erfriert in Deutschland sicher niemand“, sagte die Heizungsfirma Appl, die mit der Wartung der Heizung betraut ist, der AZ.

Mieterin Gerti Rauscher erinnert sich dagegen an ein Telefonat, bei dem ein Appl-Mitarbeiter ihr gesagt habe, aus Kostengründen sei der Auftrag, das Notaggregat einzubauen, von der Hausverwaltung storniert worden. Dann endlich, am 8. Januar, rücken die Heizungsmonteure an. Leider scheitern sie an der Türe des Heizungskeller – niemand ist da, der einen Schlüssel hat. Spätestens da schwant den Mietern nichts Gutes.

„Das ist Spekulation, aber ich fürchte, man will uns hier raushaben“, mutmaßt Inge Köbele. Die 72-jährige trifft die Kälte besonders hart – sie hat Rheuma. „Ich mach mir jeden Morgen schon immer den Gasherd in der Küche an, damit’s warm wird“, sagt die Rentnerin, „einmal bin ich gestürzt, weil morgens immer wacklig auf den Beinen bin. Ich bin mit dem Kopf im Ofen gelandet, gerade so konnte ich mich noch wegdrehen, damit ich mich nicht verbrenne.“

Dabei hat Inge Köbele früher sehr gerne in der Wohnanlage gelebt, als die noch ihrem früheren Arbeitgeber Deutschen Lloyd gehörte. „Seit die Häuser der Dewag gehören und von Curanis verwaltet werden, gibt es Ärger.“

Der Mieterbund empfiehlt den den Mietern, sofort eine Frist zu setzen, in der der Schaden behoben werden muss. „Man kann auch die Miete zurückhalten oder mindern,“, so Ulrich Ropertz vom deutschen Mieterbund. „Außerdem sollte man dringend einem Mieterverein beitreten, die vertreten einen im Falle einer Klage. Viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden.“

Von der Firma Appel wissen die Bewohner, dass noch diese Woche die Kessel repariert werden sollen. So richtig glauben können das Inge Köbele und ihre frierenden Nachbarn allerdings noch nicht.

Johanna Jauernig

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