Einzigartiges Konzept: Münchner Designerin auf veganer Mission

Designerin Daniela Brunner entwirft und verkauft vegane Mode in der Maximilianstraße. Die Erlöse spendet sie komplett an den Tierschutz.
von  Sven Barthel
Vegane Mode: Designerin Daniela Brunner in einem blau schimmerndem Top ihres Labels Giulia & Romeo
Vegane Mode: Designerin Daniela Brunner in einem blau schimmerndem Top ihres Labels Giulia & Romeo © Christian Behnke

Groß, blond, selbstbewusst und finanziell abgesichert, all das trifft auf Daniela Brunner zu. Doch sich auf ihrem Status auszuruhen, ist für sie keine Option. Schon während ihrer kaufmännischen Ausbildung im Modehandel wurde der gebürtigen Rheinländerin klar, dass sie eine eigene Firma auf die Beine stellen möchte.

Nach einem Au-pair-Jahr in London und einem Studium an der Textilfachschule in Nagold tat sie das dann auch. Zunächst als Vertrieblerin für italienische Lederschuhe, wo sie wertvolle Kontakte in der Modebranche knüpfen konnte und gutes Geld verdiente. Dann als Golfschuh-Produzentin und seit 2018 als Gründerin ihres veganen Modelabels Giulia & Romeo.

Brunners Firmenphilosophie: "Konsequenter Verzicht auf Materialien tierischen Ursprungs"

Vegane Mode bedeutet in Brunners Fall den Verzicht auf Materialien tierischen Ursprungs: kein Leder, kein Pelz, eben auch kein Horn, auch Wolle und Seide sind für sie tabu. Im Luxussegment ein Novum.

"Ja, es gibt Stella McCartney, die zwar kein Leder verwendet, dafür aber diverse andere animalische Materialien." Alle anderen veganen Labels wiederum spielen nicht in der Luxus-Liga und zielen auf Zielgruppen mit schmalerem Geldbeutel und geringerem modischen Anspruch.

Brunners Definition von Luxus: "Qualität, Exklusivität, Einzigartigkeit." Mit ihrer Mode möchte sie keine Ökos ansprechen, sondern kaufkräftige Fashionistas - jene mit einem Herz für Tiere. Aktuell prägen glitzernde Abendkleider, lässig geschnittene One-Size-Blusen und flauschige Wendejacken mit Kapuze ihre Kollektion.

Was weg ist, ist weg: kleine Stückzahlen sichern die Exklusivität

Modisch, extravagant und solide verarbeitet. Ein Blick in das Innere einer Bluse lässt Kappnähte an den Seiten erkennen. Es sind besonders stabile Nähte, die einige Arbeitsschritte mehr erfordern als das Setzen einer gewöhnlichen Kettelnaht. Ein Qualitätsmerkmal.

Brunner bespricht ihre Ideen mit einem Schnittmacher und einem Schneider, die sie dann für sie umsetzen. Das Ganze passiert nicht im Ausland, sondern vor den Toren Münchens. Die Stückzahlen pro Teil sind klein. Manches gibt es nur einmal pro Größe. Somit bleiben ihre Entwürfe sehr exklusiv.

Das Wort "Vegan" ziert in schnörkellosen Versalien einige Sweat- und T-Shirts. Mal auf der Brust, mal am Rücken.

Die verwendeten Stoffe seien nachhaltig. Brunner achtet beim Einkauf auf Zertifikate, die das belegen sollen. Die rosafarbenen Tüten, in denen Brunners Kunden ihre Einkäufe heimtragen, sind aus recycelter Pappe.

 "Ich brauche schon lange keine Statussymbole mehr, um mich gut zu fühlen"

Früher shoppte Daniela Brunner noch bei Chanel und Hermès Kaschmirpullis und Lederwaren, doch irgendwann konnte sie das nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren: "Es ist schwierig für mich, Geld bei einem Unternehmen zu lassen, welches seinen Profit auf Tierleid aufbaut", erklärt sie ihre Abkehr von Modehäusern mit einer ethisch bedenklichen Produktpalette.

Obwohl ihr eigenes Geschäft in der Maximilianstraße genau zwischen den Stores der beiden großen französischen Luxusmarken liegt, falle ihr der Verzicht auf die in den Schaufenstern lockenden Edel-Accessoires nicht schwer: "Ich brauche schon lange keine Statussymbole mehr, um mich gut zu fühlen. Im Gegenteil."

In einem der Bürcklein-Gebäude in bester Lage: Der Giulia-&-Romeo-Store in der Maximilianstraße.
In einem der Bürcklein-Gebäude in bester Lage: Der Giulia-&-Romeo-Store in der Maximilianstraße. © Giulia & Romeo via Schoeller und von Rehlingen PR

Seit sie Mutter ist, haben sich ihre Prioritäten verschoben. Daniela Brunner hat drei Kinder, nach zwei von ihnen hat sie ihr Label benannt. Das Muttersein habe sie sensibler gemacht, Tierleid erträgt sie nicht. Sie hat Videos gesehen, in denen Tieren lebendig gehäutet und Schafe beim Scheren am After blutig verletzt wurden. Bilder, die sie zum Weinen bringen und die sie nicht vergessen kann.

"Ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, dem das Leid von Tieren völlig egal ist."

Statt über den unethischen Umgang der Menschen mit Tieren zu lamentieren, versucht sie nun mittels eines konsequent veganen Lebensstils, diese Missstände nicht zu fördern.

Erst kürzlich hat sie einem Bauern vier Kälbchen abgekauft, die zur Schlachtung vorgesehen waren, und an Gut Aiderbichl vermittelt. Dort dürfen sie nun ein bis an ihr natürliches Lebensende friedlich vor sich hin grasen. Tieren in Not zu helfen, das erfülle sie. Weshalb sie nicht nur Designerin und dreifache Mutter ist, sondern auch Retterin von zwei großen Mischlingshunden, die sie von einem Tierheim auf Sardinien zu sich nach Hause, an den Starnberger See, geholt hat.

"Gleichgültigkeit gegenüber Tierquälerei" kann Brunner "nicht nachvollziehen": "Ich kann nicht wirklich mit jemandem befreundet sein, dem das Leid von Tieren völlig egal ist."

Als Ehefrau des Münchner Bauunternehmers Urs Brunner gehört Daniela Brunner der High Society an und trifft dort immer wieder auf Menschen mit Taschen und Accessoires aus Kroko-, Echsen- und Straußenleder. Sie versuche dann immer etwas Aufklärungsarbeit zu leisten und freue sich, wenn sie die betreffenden Personen bewegen kann, zumindest ihre künftigen Kaufentscheidungen zu überdenken.

Besonders Reiche und Prominente könnten ihrer Ansicht nach spielend leicht mehr unternehmen, um die Welt auch für Tiere zu einer besseren zu machen. "Wer die finanziellen Möglichkeiten hat, etwas zu bewegen, der sollte es auch tun."

Sie selbst geht hier voran. Brunner spendet alle Erlöse aus den Verkäufen ihres Modelabels komplett an Peta und Animal Equality. Sie steht voll und ganz hinter den Aktionen der Tierschutzorganisationen und vertraut darauf, dass ihre Spenden auch deren Zweck zugutekommen.

Für dieses in der Modebranche einzigartige Konzept wurde Daniela Brunner von Peta mit dem "Vegan Award" in der Kategorie "Fashion" ausgezeichnet. Ihr Kampf gegen die weltweiten Missstände im Umgang mit Tieren ist ein kostspieliges Unterfangen. "Undercover-Recherchen, Aufklärungskampagnen - da sind ein, zwei Millionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Drum möchte Daniela Brunner mit ihrem Label beständig wachsen.

Giulia & Romeo
Maximilianstraße 6
www.giuliaandromeo.com
Instagram: giuliaandromeo

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