Einwohnerzahlen: So eng ist es in Ihrem Viertel!
15.270 pro Quadratkilometer - So viele Menschen leben in Schwabing-West. In Aubing-Lochhausen sind es auf gleicher Fläche dagegen nur 1.218 – und am stärksten zugelegt hat Trudering-Riem. Die AZ erklärt die Gründe.
Die Münchner rücken seit Jahren näher zusammen. Sie haben gar keine andere Wahl: Die Bevölkerung wächst, schon im nächsten Jahr soll die 1,5-Millionen-Grenze geknackt werden. Und all die Zuzügler brauchen ein Dach über dem Kopf. Neue Wohngebiete, Nachverdichtungen – in der Stadt wird es enger.
Wo ist die Einwohnerdichte besonders hoch? Und wie hat sie sich in den einzelnen Stadtbezirken zuletzt entwickelt? Die AZ gibt einen Überblick.
DICHTE München ist laut Statistik die am dichtesten besiedelte Großstadt Deutschlands. Die Unterschiede innerhalb der Stadt sind dabei allerdings gewaltig. Nirgendwo teilen sich mehr Menschen den vorhandenen Platz als in Schwabing-West. Dort lebten Ende vorigen Jahres 15270 Menschen pro Quadratkilometer.
Auch in der Schwanthalerhöhe und Au-Haidhausen wohnt man auf engem Raum (siehe Tabelle). „Ursache ist die für diese Gebiete typische gründerzeitliche Blockrandbebauung“, erklärt Katja Strohhäker vom Planungsreferat. Und freilich die zentrale Lage. Ganz anders sieht’s am Stadtrand aus. Am luftigsten haben es die Bewohner im Bezirk Aubing-Lochhausen-Langwied: Da sind es gerade mal 1218 Menschen pro Quadratkilometer. Sprich: Wer dort lebt hat im Schnitt 12,5 Mal so viel Platz wie ein Schwabinger.
Demnächst steht aber auch in diesem westlichsten aller Bezirke ein Wachstumsschub an: Im Neubaugebiet Freiham werden bis zu 20000 Menschen eine neue Bleibe finden. Wen noch der Vergleich zum flächigen Freistaat interessiert, dem sei gesagt: Die bayernweite Bevölkerungsdichte liegt bei 179 Einwohnern pro Quadratkilometer.
ENTWICKLUNG DER STADTBEZIRKE München wächst überall – aber nicht überall gleich stark. Der stadtinterne Vergleich zeigt: In den vergangenen sechs Jahren hat Trudering-Riem die mit Abstand rasanteste Entwicklung hingelegt (siehe Grafik). Hier nahm die Einwohnerdichte um mehr als 21 Prozent zu.
Warum wächst der Stadtbezirk so stark? Katja Strohhäker vom Planungsreferat sagt: „Dies ist zum einen auf die Messestadt Riem zurück zu führen, in der Wohnraum für insgesamt rund 16000 Einwohner entstehen wird – wobei der größte Teil davon schon realisiert wurde.“
Zum anderen sei es nach dem Wegzug des Flughafens Riem im Jahr 1992 zu massenhaften Nachverdichtungen im Bereich Trudering gekommen.
Relativ konstant ist die Einwohnerdichte seit 2006 dagegen in Ramersdorf-Perlach. Dort kamen nur 3,7 Prozent Einwohner dazu.
STATISTISCHE WIRREN Die AZ hat für den Stadtbezirks-Vergleich aktuelle Zahlen mit Daten vom Jahresende 2006 abgeglichen. Nicht ohne Grund: Eine längerfristige Betrachtung führt rasch in den Wald. Im Februar 2006 ist in München die Zweitwohnungssteuer eingeführt worden. Die Folge: Zahlreiche Menschen meldeten ihren alten Nebenwohnsitz ab. Weil sie mitunter schon seit Jahren nicht mehr in der Stadt lebten. Andere ließen ihn in einen Hauptwohnsitz umregistrieren.
Die Folge: In manchen Stadtbezirken waren danach auf einen Schlag rund 8500 Nebenwohnungen weniger gemeldet. Ohne dass tatsächlich weniger Menschen dort gelebt hätten. Das Phänomen führte auch zu Verzerrungen in der Statistik zur Einwohnerdichte.
Peter Geisser vom Statistischen Amt München sagt: „Deswegen gibt ein Vergleich nach 2006 den meisten Aufschluss über die Entwicklung in den Stadtbezirken.“
DIE HERAUSFORDERUNGEN Die Stadt muss die wachsende Dichte Münchens irgendwie händeln. Bei Neubaugebieten ist das freilich unproblematisch, da kann die nötige Infrastruktur von vornherein mit eingeplant werden – zum Beispiel Krippen.
Schwieriger sei es, wenn’s um schrittweise und schwer abschätzbare Nachverdichtungen gehe, heißt es im Planungsreferat der Stadt. „Da rennen wir der Entwicklung oft hinterher.“
WOHNFLÄCHENVERBRAUCH Bekanntermaßen herrscht in München schon jetzt akuter Wohnungsmangel. Neben dem krassen Zuzug trägt aber noch etwas anderes zum Druck auf den Wohnungsmarkt bei: der stetig wachsende Wohnflächenverbrauch. Der einzelne Münchner braucht immer mehr Platz. Ohne dieses Phänomen nähme die Einwohnerdichte in der Stadt wohl noch rascher zu. „Vor 30 Jahren hatte jede Person nur 20 Quadratmeter Fläche zur Verfügung – jetzt sind es 40“, erklärt Rudolf Stürzer, Chef des Haus- und Grundbesitzervereins in München.
Der Trend geht auch mit der hohen Zahl der Single-Haushalte einher. Denn auch wer alleine wohnt, hat Flur, Bad, Küche. Stürzer: „Nur um den Flächenzuwachs pro Person in München auszugleichen, bräuchten wir pro Jahr mindestens 5000 neue 70-Quadratmeter-Wohnungen.“
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