"Ich setze mich für die gute Sache ein": Münchner Klimaaktivistin Lisa Poettinger wehrt sich gegen Kultusministerium

München - Lisa Poettinger will Lehrerin werden. Sie hat ihr Studium nach eigenen Angaben mit 1,7 beendet. Doch das Kultusministerium erlaubt ihr nicht, das Referendariat anzutreten. Denn Poettinger ist eine linke Klimaaktivistin. Es habe Zweifel an Poettingers Verfassungstreue, begründete das Kultusministerium seine Entscheidung.
Doch Lisa Poettinger wehrt sich. Am Montag, als die neuen Referendare in Bayern ihre Ausbildung an den Schulen starteten, hat ihre Anwältin Adelheid Rupp eine einstweilige Anordnung gegen den Berufsverbots-Beschluss beim Verwaltungsgericht eingereicht.
Was bedeutet das genau? Poettinger erklärt das so: „Das ist wie eine Klage im Schnellverfahren.“ Sie hoffe auf ein möglichst schnelles vorläufiges Urteil, damit sie doch noch dieses Halbjahr ihr Referendariat antreten kann. Und wenn das nicht klappt? „Dann kommt es zur Klage“, sagt Lisa Poettinger.
Poettinger ist Mitglied bei einer Gruppe, die als linksextrem eingestuft ist
Das Verwaltungsgericht bestätigt, dass der Antrag am 17. Februar einging. Ein Gerichtssprecher teilt mit: „Das Gericht ist sich der zeitlichen Dringlichkeit der Angelegenheit bewusst und wird nach Möglichkeit zeitnah entscheiden.“
Poettinger ist Mitglied des „Offenen Antikapitalistischen Klimatreffen München“, das der bayerische Verfassungsschutz als linksextrem einordnet. Zum Beispiel hat sie mit der Gruppe das Rathaus besetzt, um gegen die IAA zu demonstrieren.
Gegen Poettinger laufen außerdem zwei Verfahren: Sie hat gegen den Kohleabbau in Lützerath demonstriert und soll dort gegen Polizisten Widerstand geleistet haben. Allerdings steht auch die Polizei für ihren Einsatz in der Kritik. Außerdem soll Poettinger ein AfD-Wahlplakat beschädigt haben. Dieses Plakat, mit dem die AfD zu einer Protestkundgebung gegen eine Drag-Queen-Lesung für Kinder aufrief, sorgte in München für viel Aufregung. Ein Pfarrer zeigte die AfD sogar wegen Volksverhetzung an.
"Ich setze mich für die gute Sache ein - das sollte nicht bestraft werden"
„Ich bin ein Mensch, der sich für die gute Sache einsetzt, und das sollte nicht bestraft werden“, sagt Poettinger zur AZ. Sie sei qualifiziert: So habe sie vier statt zwei Fächer studiert, wie es eigentlich vorgeschrieben ist. Auch Praxiserfahrung habe sie: Poettinger arbeitet in einem Waldkindergarten. Ruben Hagspiel, ein Vater, der dort sein Kind betreuen lässt, setzt sich für Poettinger ein. Er habe sie stets als verantwortungsbewusst erlebt, sagte er.

Sie werde sicher keine Kinder indoktrinieren, hatte Poettinger schon oft zur AZ gesagt. Dabei erlebte sie selbst, dass es funktionieren kann, wenn Lehrer politisch sind: „Einer meiner Sozialkunde Lehrer war vorher CSU-Bürgermeister. Ich fand ihn super.“ Er sei neutral geblieben. Doch seine Erfahrung aus der Praxis sei wertvoll gewesen.