Einsatz an Silvester: Die heißen Nächte der Feuerwehr

An Neujahr sind Münchens Feuerwehrmännerim Dauereinsatz. Sie löschen Brände, retten Menschen, helfen bei Geburten – und werden dafür sogar mit Raketen beschossen
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Einsatz an Silvester (v.l.): Anton Schrödl, Andreas Felsner, Michael Klemer, Karl Grammer, Günter Berchtold
Daniel von Loeper Einsatz an Silvester (v.l.): Anton Schrödl, Andreas Felsner, Michael Klemer, Karl Grammer, Günter Berchtold

MÜNCHEN - An Neujahr sind Münchens Feuerwehrmännerim Dauereinsatz. Sie löschen Brände, retten Menschen, helfen bei Geburten – und werden dafür sogar mit Raketen beschossen

Es geht wieder um die Wurst, genauer: die Weißwurst. Denn wer zum ersten Einsatz des Jahres 2010 ausrücken muss, der besorgt die Zutaten für das Neujahrsfrühstück. So ist es Tradition bei der Münchner Feuerwehr. „Die Wetten laufen, jeder ist gespannt wen es heuer trifft“, erzählt Schichtführer Anton Schrödl schmunzelnd.

Egal, wer am 1. Januar die Würste holt, über Langeweile wird sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kein Feuerwehrmann beschweren können. An Silvester 2008 koordinierte die Feuerwehr mehr als 1300 Notrufe, rückte zu 127 Einsätzen und 462 Rettungsfahrten aus – in nur einer Nacht. Wenn anderswo Böller krachen und Sektkorken knallen, müssen Brandbekämpfer ihre Feuertaufe bestehen. In der AZ berichten vier Feuerwehrmänner von ihren heißen Neujahrsnächten.

Günter Berchtold (50), Hauptbrandmeister: Meine erste Silvesternacht 1980 bei der Feuerwehr werde ich nie vergessen. Wir mussten zu einer Kneipe in der Landsberger Straße. Um Mitternacht hatte sich dort ein Mann mit Spiritus übergossen und selbst angezündet – er starb am Unfallort. Überlebt hingegen hat ein Schotte in der Millenniumsnacht. Morgens um sechs mussten wir ihn auf der Leopoldstraße aus einem riesigen Müllhaufen aus Scherben und Böllern bergen. Er war unterkühlt und völlig betrunken.

Andreas Felsner (37), Hauptbrandmeister: Manche kennen Krieg nur aus dem Fernsehen – wir hingegen aus der Neujahrsnacht. Wenn wir an Silvester mit dem Einsatzwagen an den Menschenmassen im Zentrum vorbeifahren, werden wir regelrecht unter Beschuss genommen. Raketen, Böller, die Leute feuern alles auf uns ab. Zum Glück ist noch keinem Kollegen was passiert. Trotzdem könnten wir auf diese Erfahrung auch gut verzichten.

Michael Kiemer (26) Brandmeister und Rettungsassistent: Ich bin an Neujahr oft für den „Neugeborenen-Notarzt“ im Einsatz. Vor zwei Jahren rückten wir kurz vor 0Uhr aus, zu einer Münchner Privatklinik. Kaum waren wir da, um Punkt zwölf, kam auch schon das Baby auf die Welt. Weil es eine Problemschwangerschaft war, mussten wir es sofort in ein großes Münchner Krankenhaus verlegen. Ich habe das Baby im Auto stabilisiert und medizinisch versorgt. Später habe ich mich nach ihm erkundigt: Wir konnten das Neujahrsbaby retten. Es geht ihm gut.

Karl Gammer (39) Oberbrandmeister: „Leichte Wunden, Brände durch Raketen-Blindgänger – darauf stellen wir uns auch heuer ein, das ist ja Alltag an Silvester. Aber auch wir Feuerwehrleute zünden vor der Hauptwache ein paar Böller. Wer nicht fahren muss, darf auch ein bisschen Sekt trinken, allerdings ziemlich zügig. Denn um Punkt zwölf geht’s dann ja schon los.

Protokolle: Reinhard Keck

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