"Einige werden nicht mitkommen": Ärger um zu hohe Kosten am neuen Elisabethmarkt in München

München - Die zehn Markthäusl für jeweils zwei Läden stehen schon hinter dem gelben Bauzaun am Schwabinger Elisabethplatz. Zwischen den grau gestrichenen Latten der Holzfassaden leuchtet es apfelgrün hervor, das sieht fröhlich aus in der Herbstsonne am Montagvormittag. Gerade flexen Arbeiter an Sockelblechen, arbeiten in den Innenräumen an Holzverkleidungen. Werkeln am Estrich, an Lüftungs- und Heizungsrohren und an den Klimaanlagen.

Ein Dreivierteljahr noch, dann soll nächsten Sommer der nagelneue Elisabethmarkt eröffnen. Dann können die zwölf Markthändler mit ihrem Obst, Gemüse, Biokäse, Wurstspezialitäten, Kaffee, Smoothies und mehr aus ihren Interims-Containern (die seit drei Jahren seitlich vor dem Giselagymnasium stehen) an ihren angestammten Marktplatz zurückziehen - und acht neue Standlleute mit neuem Sortiment und Gastronomie kommen dazu.
Heimelige Plätze am Elisabethmarkt, darunter ein "Bankerl-" und einen "Brunnenplatz"
"Wir sind da gut im Zeitplan", sagt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), die als Chefin der Münchner Markthallen am Montag einen Blick hinter die Bauzaunkulisse geworfen hat. Die Kritiker, sagt sie, die den urigen früheren Markt aus der Nachkriegszeit vermissen, seien längst verstummt. Nach etlichen Workshops habe man nun eine "hundertprozentige Zustimmung" der Anwohner erreicht.

Denn was da kommen soll, hört sich wirklich gut an: Es wird drei heimelige Plätze zwischen den neuen Markthäusern geben, darunter einen "Bankerl-" und einen "Brunnenplatz" mit Trinkwasserbrunnen. Auch zehn Toiletten für die Besucher werden da sein, und vor allem: zwei Dachterrassen oben auf zwei Markthäusern, wo man konsumfrei sitzen und die Marktatmosphäre genießen kann, mit Blick übrigens auf begrünte Standl-Dächer und Klinkerpflaster. Wie dort alte und junge Schwabinger, Schülerinnen, Mütter und Mittagspäusler zusammenkommen, das kann man sich gut vorstellen.
Vorfreude bei den Standlleuten? "Einige werden nicht mitkommen"
Wie groß ist also die (Vor-)Freude bei den Standlleuten? Karl Huczala, ihr Sprecher am Elisabethmarkt, muss da erst mal tief Luft holen. "Einige werden nicht mitkommen", sagt er nach einer Pause, "weil die neuen Kosten einfach hoch sind". Die 23 Euro Standmiete, die die Stadt pro Quadratmeter haben will, seien zwar "sehr im Rahmen" für die Lage. "Aber die Umsatzpacht, die obendrauf kommt, müsste gedeckelt werden, weil sie die extrem gestiegenen Einkaufspreise, Energie- und Mitarbeiterkosten nicht berücksichtigt. Es wird sonst schwer, dass sich das rechnet." Zudem muss jeder Händler seine neue Ladeneinrichtung selber bezahlen. Zehntausende Euro seien das. "Wir hoffen da noch auf gute Gespräche mit der Stadt", sagt Huczala.

Von mindestens einem angestammten Käsehändler und einem Metzger ist klar, dass sie deswegen Schluss machen. Aber es könnten mehr werden. Helmut Breu (58) mit seinem Obst- und Gemüsestandl, zum Beispiel, der seit 40 Jahren am Markt ist. "Ich müsste 100.000 Euro in die neue Einrichtung stecken, von der Kühlung übers Licht bis zu neuen Schreinereinbauten für meine Ware", sagt er, "und meine Miete wird sich mehr als verdoppeln." Ob er dafür weiter eine 80-Stunden-Woche stemmen will, da hadert er noch mit sich.

Beim bayerischen Italiener Luigi De Prato (63) vom demeter-Biostand nebenan wird es davon abhängen, ob er einen Nachfolger findet, dem die Stadt gute Konditionen bietet. In seinem Alter mag er so hohe Investitionskosten nicht mehr allein tragen. Und bei der neuen Grundmiete, die sich fast verdopple, "da muss ich sehr, sehr viele Kartoffeln verkaufen, um das hereinzuholen."

Umzug macht Standl-Besitzer Bauchweh: "Letztes Wort noch nicht gesprochen"
Einen Plan B hat sich jedenfalls Stefan Haiker (59) ausgedacht, dem der Umzug ebenfalls Bauchweh macht. 20 Jahre führt er das Biokäsemanufaktur-Standl mit feinen Käsen und Broten schon am Markt. Unter einer 60-Stunden-Woche war das nie zu schaffen. Jetzt für den Umzug nochmal 60.000 Euro oder mehr in eine neue Ladeneinrichtung stecken? Vielleicht, sagt er, gehe er dann lieber in die Sozialarbeit, "man kann nach 20 Jahren auch einmal was anderes machen, oder?" Es ist das letzte Wort, auch mit der Stadt, noch nicht gesprochen.

Wer sich auf eins der noch freien Standl bewerben will, meldet sich bei den Markthallen München: stadt.muenchen.de/infos/vermietung-immobilien-mhm