"Einfach geil!" - Der Jubel der Startbahngegner

"So sehen Sieger aus": Frenetischer Jubel bei den Startbahngegnern. Nachdem klar war, dass die Münchner die dritte Startbahn gestoppt haben, kennt die Freude keine Grenzen.
von  dapd

Immer wieder bricht frenetischer Jubel unter den Gegnern der dritten Startbahn am Münchner Flughafen aus. Die Stimmung der gut 200 Aktivisten in einem zum Café umgebauten Bauernhof im Münchner Stadtteil Sendling ist schon nach der Auszählung der ersten Stimmbezirke ausgelassen. „Dieses Ergebnis ist einfach nur geil“, ruft die bayerische Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause in den Saal.

München - Eine Politik, „die auf höher, schneller, weiter setze“, habe keine Mehrheit und keine Zukunft. Seit dem frühen Sonntagabend fiebern die Gegner der dritten Startbahn dem Ergebnis des Bürgerentscheids zum Flughafenausbau entgegen. Auf einer Leinwand, über Twitter-Meldungen und über Kurznachrichten aus dem Kreisverwaltungsreferat können sie nach und nach verfolgen, wie in den 320 Stimmbezirken abgestimmt wurde.

Als zunächst deutliche Ergebnisse aus den ersten Stimmbezirken mit niedriger Wahlbeteiligung eintreffen, bricht lauter Jubel und rhythmisches Klatschen aus. Auch Bause, die bayerische Grünen-Vorsitzende Theresa Schopper und der Sprecher des Aktionsbündnisses AufgeMUCkt, Hartmut Binner, feiern Arm in Arm mit.

Anspannung in den Gesichtern

Als die Zahlen zwischenzeitlich knapper ausfallen, steigt die Anspannung in den Gesichtern der vor der Leinwand versammelten Menschen wieder, nur um sich später erneut in lautem Jubel und Freudenschreien zu entladen. Bei jedem durchgegebenen Zwischenstand feiern die Startbahngegner von neuem. Als sich schließlich ein Votum gegen die dritte Startbahn immer klarerer abzeichnet, ruft Schopper den Menschen auf der Wahlparty entgegen: „Wir haben gekämpft. Und wir haben überzeugt – und ich glaube, das werden wir schaffen.“ Den Befürwortern wirft sie vor, nur mit Geld Wahlkampf betrieben zu haben und verweist auf die Fußballfloskel „Geld schießt keine Tore“: „Geld gewinnt heute Abend auch nicht, wir werden gewinnen“, schreit sie.

"Deutschlandweit ein Signal“

Groß ist auch die Genugtuung bei Hartmut Binner vom Aktionsbündnis AufgeMUCkt. Den Befürwortern des Startbahnbaus ruft er zu: „Ihr habt zwar mehr Pulver, aber wir zusammen haben mehr Freunde.“ Dem Ergebnis misst er eine Bedeutung für das gesamte Bundesgebiet bei: „Das ist deutschlandweit ein Signal“, schwärmt er. Er selbst hatte nicht abstimmen dürfen – weil er nicht in München, sondern in Freising wohnt. Nur die Münchner konnten ihr Votum zur geplanten dritten Startbahn im Erdinger Moos abgeben. Sie stimmten darüber ab, ob die Landeshauptstadt München als einer von drei Eignern der Flughafengesellschaft der Erweiterung zustimmt oder sie ablehnen muss.

Da unter den Eignern der Flughafengesellschaft Einigkeit bei wichtigen Beschlüssen herrschen muss, ist der Flughafenausbau nun vom Tisch. Als schließlich Christian Magerl, „prominenter“ grüner Startbahngegner vom Kreisverwaltungsreferat zur Party herüberkommt, bricht noch einmal lauter Jubel aus: Die Menge empfängt ihn mit „So sehen Sieger“-Gesängen.

Aktivist Binner richtet bei aller Freude über den Sieg aber den Blick schon wieder nach vorn und kündigt an, sich weiter zu engagieren: „Der Kampf hört nicht auf.“ Ab sofort werde man für Nachtflugverbote in ganz Deutschland eintreten. „Aber vor allem bei uns.“

 

 

 

 

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