Einer wird es werden – aber wer?
Nach dem Verzicht von Christine Strobl auf die OB-Kandidatur ist wieder alles offen. 2012 soll das Nachfolger-Geheimnis gelüftet werden. Die AZ hat die möglichen Kandidaten unter die Lupe genommen
MÜNCHEN „Begeistert war er nicht“, erzählt Christine Strobl über den Moment, als sie OB Christian Ude eröffnet hat, dass sie nicht mehr als OB-Kandidatin der SPD zur Verfügung steht. Sie war jahrelang mit die erste Wahl. Die SPD-Basis hat es exklusiv über die AZ erfahren.
Nach ihrer langen Krebserkrankung ist die Witwe in sich gegangen und hat entschieden: „Neben dem ausfüllenden Amt einer zweiten Bürgermeisterin ist es mir nicht möglich, auch eine OB-Kandidatur zu schultern. Ich weiß, was da auf mich zukommt.“
Inzwischen ist sie wieder gesund. „Gott sei Dank hat die letzte Großuntersuchung ergeben, dass nichts mehr da ist“, erzählt sie der AZ. Sie hat auch wieder mit Sport angefangen. „Ich schaffe auch mein altes, tägliches Arbeitspensum wieder.“
Jetzt ist in der Nachfolgefrage wieder alles offen. OB Christian Ude hat eine Aspirantin weniger, die er als seine Nachfolgerin küren könnte.
Immerhin ist er froh, dass Christine Strobl die Politik nicht aufgibt und im nächsten Wahlkampf wieder dabei ist. Ihr Ziel: Zweite Bürgermeisterin zu bleiben. „Ich halte das für sehr bedeutsam“, sagt Ude der AZ: „Denn sie verkörpert die Frauen an der Stadtspitze und sorgt für die Kontinuität auch nach dem Jahre 2014, wenn der jetzige Oberbürgermeister geht.“
Wer wird jetzt OB-Kandidat der SPD? Da hüllt er sich weiter in Schweigen und nennt die alten Namen: Ulrich Pfaffmann, Alexander Reissl, Julian Nida-Rümelin, Brigitte Meier und Dieter Reiter. Kompetent aber in anderen Ämtern: Florian Bieberbach, Christoph Frey und Messechef Klaus Dittrich.
2012 soll der Kandidat genannt werden. „Den Fahrplan wird die Partei beraten“, sagt Ude und zitiert den Juso Ude aus dem 60er Jahren: „Die Kandidatenfindung ist die ureigenste Sache der Partei, da braucht es keine Hirtenbriefe vom Amtsinhaber.“ – „Aber selbstverständlich sollte man sich seinen Rat einholen“, sagt er heute lachend.
Bei der Kür könnte auch passieren, was gerade neu in die Satzung der Münchner SPD aufgenommen wurde: eine Abstimmung an der Basis.
Warum will Ude nicht schon den Namen nennen? Er war 1993 auch längst als Kronprinz bekannt. „Weil drei Jahre vorher der absolute Blödsinn sind.“ Dann könnten Presse und politische Gegner den Kandidaten in einem Dauerwahlkampf zerpflücken.
Dabei gibt er sich nach außen gelassen: „Die Personalauswahl der Münchner SPD ist höchst überzeugend.“ Da ist jeder um Längen besser als der 24-Prozent-Kandidat der CSU. Also als Seppi Schmid.
Sprach es, traute danach die Oktoberfest-Paare und hob im Ballon ab zum Flug über München.
Willi Bock