Eine Woche nach dem Anschlag von München: Verdi trauert am Tatort

München - Um gemeinsam der Verletzten und Betroffenen des Anschlags auf den Demonstrationszug der Gewerkschaft Verdi zu gedenken, treffen sich am Donnerstag Trauernde an der Seidlstraße in der Maxvorstadt. Alle Münchner waren dazu eingeladen, in der Nähe der Stelle, an der nur eine Woche zuvor ein Mann mit seinem Mini Cooper in die Menschen gefahren war, gemeinsam zu trauern.
Seidlstraße: Gedenken an Opfer des tragischen Anschlags
Über 1000 Personen versammeln sich auf der Seidlstraße. Claudia Weber, die Geschäftsführerin von Verdi München, eröffnet die Gedenkveranstaltung. "Wir können es nicht fassen, dass diese beiden jungen Leben ausgelöscht wurden", sagte sie. Die Verletzten und Toten "sind unsere Leute, die für ihre Rechte demonstriert haben, Seite an Seite. Deutsche und Nicht-Deutsche. Und dann so ein furchtbarer Anschlag." Es mache keinen Sinn, zu spekulieren, ob der Anschlag hätte verhindert werden können. Sie dankte lieber den Ersthelfern.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagt, er habe mit dem Mann und der Schwester der Verstorbenen sprechen können. "Sie sind unendlich tapfer. Ich finde ihre Botschaft absolut bemerkenswert", sagt Reiter. "Amel und Hafsa wurden ermordet," so Reiter, "ich kann und will es nicht anders nennen."

Die Seidlstraße ist für die Veranstaltung gesperrt, Polizei vor Ort präsent. Viele Leute haben Blumen mitgebracht und Verdi hat an die Trauernden rote Nelken verteilt. "Wir stehen für Solidarität! Hass und Hetze helfen niemandem" steht auf einem Banner auf der Bühne.
Werneke: "Dunkelste Stunde in der jüngeren Gewerkschaftsgeschichte"
Für Verdi-Chef Frank Werneke ist der Anschlag "die dunkelste Stunde in der jüngeren Gewerkschaftsgeschichte". Die Tat sei "feige, brutal, menschenverachtend, bewusst und gezielt" gewesen, so sagt er es.

Nach den Redebeiträgen werden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Das Gedenken dauert rund eine Stunde.
Wunsch der Angehörigen und der Gewerkschaft: Anschlag "nicht politisch instrumentalisieren"
Die Gewalttat des 24-jährigen Afghanen Farhad N., bei der ein zweijähriges Mädchen und dessen Mutter (37) ums Leben kamen und mindestens 37 Personen verletzt wurden, lässt die Münchner fassungslos zurück.
Schon am Abend des Tattages hatten sich nach einem Aufruf von Verdi etwa 400 Personen zu einer Solidaritätskundgebung am Odeonsplatz getroffen. Dort wurde den Betroffenen gedacht und sich gegen eine "rassistische Stimmungsmache" ausgesprochen.
Die Gewerkschaft und auch die Angehörigen der Todesopfer positionierten sich nach dem Anschlag rasch gegen "Hass und Hetze". Er solle "nicht politisch instrumentalisiert" werden, so der Wunsch. In eine ähnliche Richtung zielen auch am Donnerstag die Redner, sie wollen nicht, dass die Tat im Bundestagswahlkampf benutzt werde.