Eine Wiese vor der Oper in München: Das sind die neuen Pläne für den Max-Jospeh-Platz

Lange haben sich die Stadt und der Denkmalschutz gestritten, wie es mit dem Max-Joseph-Platz weiter geht. Jetzt haben sie eine Lösung gefunden und die würde den alten König vielleicht freuen. Doch das Ende der Planungen ist das noch nicht.
von  Christina Hertel
Alle sind zufrieden: Denkmalschützer Mathias Pfeil, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Stadtbaurätin Elisabeth Merk
Alle sind zufrieden: Denkmalschützer Mathias Pfeil, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Stadtbaurätin Elisabeth Merk © Daniel Loeper

Altstadt - Seine Statue hat König Max Joseph nie mit eigenen Augen gesehen, zum Glück vielleicht. Als sein Sohn und Nachfolger Ludwig I sie am 13. Oktober 1835 auf dem Platz vor der Oper enthüllte, war er schon zehn Jahre tot. Über den Platz hatte sich Max Joseph kurz vor seinem Tod einige Gedanken gemacht: Unbedingt wollte er stehend dargestellt werden. Er wolle nicht "auf dem Kackstuhle" vor der Nachwelt posieren, soll er gepoltert haben. Nach seinem Tod 1825 übernahm sein Sohn die Planungen. Heraus kam: ein sitzender König.

Das Baureferat hat in den vergangenen Monaten in den Archiven gestöbert. Denn die Stadt will den Platz vor der Oper interimsmäßig umgestalten. Angedacht waren wildwachsende Gräser und blühende Stauden. Doch diesen Vorschlag kassierte der Denkmalschutz. Vor kurzem entdeckte das Baureferat die alten Pläne, die zum Ende von Max Josephs Regentschaft verfasst, aber nie umgesetzt wurden. Genau diese Ideen will das Baureferat nun verwirklichen.

Dieser historische Entwurf soll, so das Baureferat, aus dem Jahr 1825 stammen. Mutmaßlich aus dem Umfeld von Leo von Klenze, der München prägte.
Dieser historische Entwurf soll, so das Baureferat, aus dem Jahr 1825 stammen. Mutmaßlich aus dem Umfeld von Leo von Klenze, der München prägte. © Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Keine Angst: Die Statue von König Max Joseph wird nicht ausgetauscht. Er muss sitzen bleiben. Allerdings hatten der König und seine Planer damals eine Rasenfläche in acht symmetrischen Feldern rund um das Denkmal angedacht. 

Münchner Baureferentin über Pläne vor der Oper: "Wir waren uns nicht sicher, ob wir das hinbekommen"

Auf diesen Vorschlag haben sich Baureferat, Planungsreferat und der Denkmalschutz nun geeinigt. "Eine Weile war nicht sicher, ob wir das hinbekommen", sagt Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne). Und Matthias Pfeil, der Chef des Landesamtes für Denkmalschutz, verrät: "Ein bisschen gestritten haben wir schon."

Aber dieser Streit ist nun beigelegt, betonen alle. Sowohl die grüne Baureferentin, als auch der Denkmalschützer scheinen zufrieden. "Ich vermute, Max Joseph würde sich freuen", lautet das Fazit von Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos).

Die wilden Stauden sind verschwunden. Stattdessen schlägt das Baureferat eine Wiese vor – und verwirklicht damit einen alten Plan aus König Max Josephs Zeit.
Die wilden Stauden sind verschwunden. Stattdessen schlägt das Baureferat eine Wiese vor – und verwirklicht damit einen alten Plan aus König Max Josephs Zeit. © kübert Landschaftsarchitektur

Max-Jospeh-Platz: Im Herbst 2025 soll der neue Platz fertig sein 

Das Baureferat will den Plan möglichst schnell möglichst genau umsetzen. Im zweiten Quartal nächsten Jahres soll der Stadtrat über den Entwurf entscheiden, kündigt Baureferentin Ehbauer an. Im Herbst nach der IAA 2025 soll der Platz fertig sein. Ohne die Auto-Ausstellung, die auf dem Platz ihre Messestände aufbaut, könnten die Münchner wohl schon im Sommer 2025 den neuen Platz nutzen, meint Ehbauer.

Viele Details kann sie noch nicht verraten. Nur so viel: Der Belag, die Isarkiesel, die es so manchem Opernbesucher schwer machen, zur Vorstellung zu stöckeln, kommen weg. Auch der Unterboden wird entfernt und die Abdichtung zur Tiefgarage darunter wird erneuert. Dann verlegt die Stadt einen neuen Bodenbelag und Rasen.

Die Einfahrt in die Tiefgarage soll bleiben, wo sie sich heute befindet. Sie wird aber deutlich schmaler, erklärt Stadtbaurätin Merk. 

So sieht der Plan für den Max-Joseph-Platz aus. Er orientiert sich an einer Idee, die am Ende der Regentschaft von Max Jospeh I. entstanden ist
So sieht der Plan für den Max-Joseph-Platz aus. Er orientiert sich an einer Idee, die am Ende der Regentschaft von Max Jospeh I. entstanden ist © kübert Landschaftsarchitektur

Die Bepflanzung wird weniger wild als in dem ersten Vorschlag. Statt Gräser und blühender Stauden soll es Bäume in Pflanztrögen geben. Diesen Sommer hat die Stadt das schon ausprobiert: Da gab es auf den Stufen vor der Oper eine Bar und dort standen auch ein paar Felsenbirnen in Kübeln. Genau die gleichen Bäume sollen es wieder werden, sagt Ehbauer. Denn diese Art wird nur fünf bis sechs Meter hoch. "Die Bäume stehen nicht in Konkurrenz zu den Gebäuden." Die Anzahl steht noch nicht fest. Auch wie viele und welche Sitzmöbel auf den Platz kommen, muss das Baureferat noch ausarbeiten.

In zehn Jahren will die Stadt München den Platz noch einmal umbauen

Denkmalschützer Pfeil ist mit dem Vorschlag auch deshalb zufrieden, weil er noch so viel offen lässt – und weil er relativ günstig sein soll. Ehbauer spricht von einem einstelligen Millionenbetrag. "Je mehr man jetzt baulich eingreift, desto mehr fixiert man", sagt er. Und genau das will Pfeil nicht. Denn eigentlich will die Stadt den Platz vor der Oper grundlegend neugestalten. In einem neuen Konzept ist ein großer Wasserspiegel wie in Bordeaux angedacht . Das geht aber erst in zehn Jahren, wenn der neue S-Bahnhalt Marienhof fertig ist. So lange rollen noch die Lastwagen am Platz vorbei.

"Wir streben einen großen Wettbewerb für 2028 oder 2029 an", kündigt Ehbauer an. Die Architekten sollen sich dann auch mit der Frage beschäftigen, wie es mit der Tiefgarage weiter geht. Ziel ist, dass gar keine Autos mehr über den Platz fahren. Auch mit der Maximilianstraße sollen sich die Planer dann beschäftigten. Denn aus den Parkplätzen dort soll eine Allee werden.

Die Diskussion, wie das alles klappen und aussehen könnte, will die Verwaltung verschieben. Als Nächstes muss erst einmal der Stadtrat der Interimslösung zustimmen. Sowohl Grüne als auch die SPD sprechen sich dafür aus. Die CSU muss laut ihrem Fraktionschef Manuel Pretzl noch beraten.

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