Eine Stadt schneit ein – und taut wieder auf
München - So richtig massig Schnee war’s eigentlich gar nicht, der in den vergangenen 24 Stunden auf München fiel. Aber die weißen Flocken hatten trotzdem eine ziemlich durchschlagende Wirkung: rutschende Fußgänger, Radler und Autos, verspätete S-Bahnen und ausgefallene Flüge. Aber ein Ende der Schneezeit ist in Sicht: Ab Freitag soll es wieder tauen.
Bei der S-Bahn gab’s mehrere Weichen- und eine Triebfahrzeugstörung, vor allem die Flughafen-S1 war davon betroffen. Mehrmals mussten die Fahrgäste bis zu 15 Minuten auf ihre Züge warten oder sich auf eine veränderte Streckenführung einstellen. Der Autoverkehr in der Stadt lief bis auf acht kleinere Karambolagen weitgehend reibungslos, gestern früh ging es auf den Straßen aber ziemlich eng zu – wegen des Schneefalls waren offenbar viele Pendler aufs Auto umgestiegen.
Ein Streufahrzeug kam von der Fahrbahn ab und rammte ein Bushaltehäuschen.
Im Umland herrschten in der Nacht zum Dienstag und am Dienstagvormittag auf Autobahnen und Landstraßen zum Teil chaotische Zustände: Autos kamen reihenweise von der Fahrbahn ab. Oder sie kollidierten mit anderen Verkehrsteilnehmern – wie ein Münchner, der auf der B318 bei Warngau (Kreis Miesbach) gegen die Schaufel eines Schneepflugs prallte. Die Beifahrerin wurde leicht verletzt.
Auf der A8 zwischen München und Bad Aibling erwischte der Schnee mehrere Lkw eiskalt. Immer wieder musste der Verkehr in einer Fahrtrichtung angehalten werden. Es kam zu kilometerlangen Staus. Die Polizei in Schwaben zählte von Montagabend bis Dienstagmorgen fast 100 Unfälle. Meist blieb es bei Blechschäden.
Am Münchner Flughafen hatten die Schneeräumer einen stundenlangen Großeinsatz zu absolvieren. Trotzdem mussten einige Flüge witterungsbedingt gestrichen werden. Zwischen Immenstadt und Oberstdorf konnten bis gestern Mittag keine Züge fahren.
Der Chef der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), Bertram Brossardt, weist darauf hin, dass Arbeitnehmer unabhängig von der Wetterlage dafür verantwortlich sind, pünktlich an ihrem Arbeitsplatz zu erscheinen: „Grundsätzlich gilt, dass der Winter die vereinbarten Arbeitspflichten nicht einfriert.“
Meteorologen sagen fürs Wochenende Temperaturen bis zu neun Grad voraus – der Schnee schmilzt ab heute. Die Folge: Weiße Weihnachten sind eher nicht in Sicht.
Davon lässt man sich auf Bayerns höchstem Berg nicht beeindrucken: Mit zweiwöchiger Verspätung wird dort am Samstag die Ski-Saison eröffnet. Durch die Schneefälle der letzten Tage beträgt die Schneehöhe derzeit etwa 2,40 Meter, die konstant niedrigen Temperaturen versprechen optimalen Pulverschneespaß.