Eine Stadt im Härtetest

MÜNCHEN - Am Samstag finden neben dem Kirchentag die 150-Jahr-Party des TSV 1860 und die Pferd International statt – das Chaos ist programmiert! Vor allem in der U2 Richtung Messestadt wird es extrem eng werden.
Es kommt immer alles zusammen. Am Samstag finden im Münchner Osten neben dem Kirchentag noch zwei Großveranstaltungen statt: Auf der Olympia-Reitanlage in Riem lädt die Messe „Pferd International“ ein, Fans vom TSV 1860 feiern im Einkaufszentrum in den Riem Arcaden das 150-jährige Bestehen ihres Vereins und auf dem Messegelände in Riem werden wieder wie jeden Tag Zehntausende zur Agora (Marktplatz) des 2. Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) anreisen. Es wird wohl eng in den öffentlichen Verkehrsmitteln, vermutlich noch enger als bereits in den vergangenen Tagen. Die ÖKT-Veranstalter rechnen mit mehr als 100 000 Menschen, die sich in den Osten der Stadt bewegen werden.
„Vor allem die U2 wird betroffen sein, sie stößt bereits wegen des Ökumenischen Kirchentags an ihre Kapazitäts- und Leistungsgrenzen“, sind sich Polizei, MVG und ÖKT-Organisatoren einig. Die Verantwortlichen raten, auch die S-Bahn nach Trudering zu nehmen und dort in die Shuttle-Busse zum Messegelände umzusteigen, um die U2 etwas zu entlasten (siehe unten). Auch auf den Straßen gen Münchner Osten rechnet die Polizei mit Behinderungen.
Die Münchner und ihre Gäste mussten sich auch schon am Eröffnungstag des Kirchentages in Geduld und Gelassenheit üben: Schier ewiges Warten auf die Tram, Verkehr, der sich in der Innenstadt staut – auf Münchens Straßen ging es teilweise chaotisch zu. Da es wegen der Sperrungen und Staus zum Teil gar kein Fortkommen mehr gab, wurden viele Tramzüge der Linien 16, 17, 18 und 19 vorzeitig gewendet. Für Kopfschmerzen sorgte am Mittwoch außerdem eine Rauchentwicklung an der Station Poccistraße. Die Züge der U3 und U6 konnten dort ab etwa 16.05 Uhr bis 18.45 Uhr nicht halten, Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Der Rauch kam über eine Lüftungsanlage. Die Ursache war bis gestern unklar. Möglicherweise lag ein technischer Defekt vor.
Der Einsatz im U-Bahnhof führte auch dazu, dass die Lindwurmstraße fast drei Stunden lang gesperrt wurde, mal in der einen Richtung, dann in der anderen und zeitweise komplett.
Bei der MVG wirkte man mit der Bewältigung des Massen-Andrangs insgesamt zufrieden. Allein am Eröffnungsabend gab’s rund 600 000 zusätzliche Fahrten. Auch Promis wie Ministerpräsident Horst Seehofer und Ehefrau Karin, OB Christian Ude oder Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, kamen mit einem Shuttlebus zum Eröffnungsgottesdienst zur Theresienwiese. Die U2 fuhr im 3,3-Minutentakt, um die Massen zu transportieren. Die Trambahnen verkehrten im 10-Minuten-Takt und vier Stunden länger als üblich. MVG-Sprecher Christian Miehling: „Wir haben alles gemacht, was technisch möglich war. Mehr war nicht drin.“
Donnerstagfrüh machten sich dann wieder 70000 Menschen in Richtung Messe auf den Weg. Übervolle Züge und Fahrgäste, die am Kolumbusplatz in der Warte-Schleife hängen blieben. Doch das ganz große Chaos blieb trotz Rekord-Fahrgastzahlen laut MVG aus. Miehling: „Wir bewältigen den Ansturm sehr gut.“
N. Job, J. Schneider