Eine Spur weniger

Der AZ-Lokalredakteur John Schneider über das autofreundliche München.
von  John Schneider
Der Verein „Mobil in Deutschland“ hat verglichen, wie autofreundlich deutsche Großstädte sind. München kommt dabei gut weg.
Der Verein „Mobil in Deutschland“ hat verglichen, wie autofreundlich deutsche Großstädte sind. München kommt dabei gut weg. © dpa

Der AZ-Lokalredakteur John Schneider über das autofreundliche München.

Wieder einmal liegt München weit vorne. Der Automobil-Club „Mobil in Deutschland“ hat in einem Städtevergleich herausgefunden, dass München in Sachen Autofreundlichkeit nur von Hamburg geschlagen wird. Sehr schön – und dass sich ein Auto-Club darüber freut, dass man an der Isar nicht so oft im Stau steht wie an der Leine, ist nur verständlich. Doch bei der Forderung nach mehr Straßen, nach der Abschaffung der Umweltzone oder der einfachen Gleichsetzung von Mobilität und Lebensqualität, schießen die Lobbyisten übers Ziel hinaus.

Unweigerlich kommt da die Erinnerung an längst überwunden geglaubte Zeiten auf. In den 60er Jahren wurden deutsche Städte nach dem Ideal der Autogerechtigkeit geplant. Der Mobilität wurde alles untergeordnet, alte, gewachsene Stadtviertel für immer zerstört, um Platz zu schaffen für Durchfahrtsstraßen. In den 70er Jahren begann angesichts verödeter Innenstädte das Umdenken, aber es dauerte lange, auch nur die schlimmsten Auswüchse zu beheben. Mobilität ist wichtig, keine Frage. Aber auch der Autofahrer steigt irgendwann aus seinem heiligen Blech. Und dann will er durch eine Stadt flanieren, die nicht nur im Auto leicht zu durchqueren ist, in der man gut einen Parkplatz findet, sondern die für den Menschen noch möglichst lange lebenswert ist.

Dafür wird er gerne in Kauf nehmen, dass man nicht mit jedem Stinker in die City fahren darf und dass es bei der Verkehrsplanung auch mal ’ne Autobahn-Spur weniger sein kann.


 

 

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