„Eine Sache für sich“

Die Wirtin Karin Nessenius über die Vorzüge eines Viertels, das ohne Laufpublikum, aufgesetzte Hektik und Szene auskommt.  
Karin Nessenius |
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Überragt wird der Marktplatz in der Au von der neugotischen
Mariahilfkirche. 172 Jahre ist sie alt. Die Blumen sind frisch.
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Carlito zeigt bei „ L'Angelo dei Sapori“ Kekse aus Italien.
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Hinterhof-Idylle: Auf den Hügeln hinter den Siedlerhäusern in der Oberen Au geht Bürgerreporterin Karin Nessenius gern spazieren.
6 Hinterhof-Idylle: Auf den Hügeln hinter den Siedlerhäusern in der Oberen Au geht Bürgerreporterin Karin Nessenius gern spazieren.
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Nur wer genau hinschaut, sieht sie: Maria in der Häuserwand.
6 Nur wer genau hinschaut, sieht sie: Maria in der Häuserwand.
Gabriele Rosin lötet Ringe noch von Hand – in der Falkenstraße.
6 Gabriele Rosin lötet Ringe noch von Hand – in der Falkenstraße.

Mein Viertel - AZ-Serie Folge 21: Die Wirtin Karin Nessenius über die Vorzüge eines Viertels, das ohne Laufpublikum, aufgesetzte Hektik und Szene auskommt, einst Bösewichte anzieht und heute vor allem Unangepasste.

Die Wahrheit ist: Es gibt fast keinen einzigen großen Laden in der Au. Das stört uns hier aber auch nicht besonders. Denn mal ehrlich: Braucht man wirklich 85 verschiedene Orangensäfte zur Auswahl? 60 Waschmittel? 300 Cornflakessorten? Nein, die Au ist eine Sache für sich. Du bist in der Stadt – und nicht in der Stadt.

Ich habe das Gefühl, dass auch die Bewohner das immer stärker zu schätzen wissen. Zu den Vorzügen ihres Viertels zählt natürlich auch die extreme Isarnähe. Ohne über eine Straße gehen zu müssen, ist man in den Isarauen.

Ihren einst schlechten Ruf ist die Au glücklicherweise längst losgeworden. Woher der stammte? Wohl aus der Geschichte. Zeitweise war dieses Gebiet nämlich nicht der Münchner Gerichtsbarkeit zugeordnet – was in der Praxis, vereinfacht gesagt, bedeutete: Die „Bösen“ mussten nur über die Brücke gehen und waren schon um einiges sicherer. Klar, dass das eine gewisse Anziehungskraft auf eine bestimmte Klientel ausgeübt hat. Heute ist es dagegen eher die Mischung aus sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen, die das Viertel ausmacht.

Kein Laufpublikum und keine Szene

Ich persönlich lebe im Glockenbachviertel, betreibe aber seit neun Jahren das „Wirtshaus zum alten Kreuz“ in der Falkenstraße 23. Vorher war ich nie in der Au, außer auf den Bauernmärkten. Durch sie bin ich überhaupt erst mit dem Stadtteil in Berührung gekommen. Eine Verbindung, die bis heute hält.

Was ich auch in meinem Wirtshaus merke: In der Au gibt es kein Laufpublikum. Egal, was du machst, du gehst gezielt hin. Das macht es für die Geschäfte nicht leicht, sorgt aber auch dafür, dass sich auf die Dauer nur Qualität durchsetzen kann.

Auch gibt es keine „Szene“ in der Au. Es sind einfach „die Leut“ da, Menschen, die sich nicht zuordnen lassen und auch nicht zuordnen lassen wollen. Das finde ich sehr angenehm. Was bei uns zum Glück auch fehlt, ist diese aufgesetzte Hektik. Was stattdessen da ist: eine aufrichtige Nettigkeit.

 

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