Eine Pille als Push-Up?
42 Prozent Mehl, 41 Prozent Hopfen: Damit will ein holländischer Hersteller die weibliche Brust zum Wachsen bringen. Die EU untersagte den Handel. Dagegen klagt jetzt der Zwischenhändler.
MÜNCHEN - „300000 Frauen können nicht irren”, so wirbt der holländische Hersteller für seine „Natural Push-Up”-Tabletten. Das natürliche Mittel stimuliere die Vergrößerung und Festigung der weiblichen Brust. Die EU nahm sich 2010 des Falls an und analysierte die Tabletten. Das Ergebnis: 42 Prozent Mehl, 41 Prozent Hopfen und auch der Rest des Produkts ist zwar unschädlich, aber halt auch nicht wirklich brustvergrößernd, so die Meinung der EU-Wissenschaftler.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit reagierte. Einem 38-jährigen Zwischenhändler aus Fürstenfeldbruck, der anonym angezeigt worden war, wurde der Handel mit dem umstrittenen Mittel wegen irreführender Werbung im Februar 2011 untersagt. Außerdem sei die Kennzeichnung für ein in Deutschland gelagertes Produkt auch in Deutsch notwendig, monierten die Gesundheitswächter. Polnisch reiche nicht. Radoslav T. klagte.
Doch seine Chancen stehen schlecht. Das Verwaltungsgericht sah zwar ein, dass ein deutscher Beipackzettel für ein Produkt, das offiziell nur in Polen vermarktet wird, nicht notwendig sei. Aber beim Urteil über die Qualität des Produktes schlossen sich die Richter der EU-Experten-Meinung an. Die Wissenschaftler waren zu dem Schluss gekommen, dass zwischen den holländischen Tabletten und einer Brustvergrößerung kein „kausaler Zusammenhang” besteht. Damit gaben die Richter dem Landesamt Recht, dass die „Natural Push-Up”-Werbung irreführend sei.
Radoslav T. argumentierte, dass er auf seiner polnischen Webseite keinerlei falsche Versprechungen mache. „Ich spreche nur von Möglichkeiten – und wenn die Frauen nicht zufrieden sind, bekommen sie ihr Geld zurück.” Das sei trotz der vielen Kundinnen aber bislang erst zwei Mal vorgekommen. „Einige bestellen sogar nach.”
Das Produkt gebe es seit 16 Jahren, gab Radoslav T. zu bedenken. In Polen seien die Natural-Push-Up-Tabletten zugelassen worden. Er habe auf Anordnung der Behörden lediglich die Dosierung reduzieren müssen. Dass die Münchner Richter die Werbung für irreführend halten, treffe ihn hart. „Dann muss man ja sogar den Namen ändern.”
30 Packungen liegen noch bei ihm Keller. Die werden jetzt zwar von den Behörden nicht sichergestellt, da keine Gesundheitsgefährdung besteht. Verkaufen darf Radoslav T. die angeblichen Wunder-Tabletten aber auch nicht mehr.
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