Eine Nacht auf der Theresienwiese
Freitag ist mein Ladentag – wir vier Schmuckmacher von der „Tragbar” in der Zenettistraße wechseln uns mit Verkauf und Beratung ab. Das ist ein ideales Konzept, weil wir alle Kinder haben. In unserem Laden setzen wir ausgefallene Eheringideen aus fairem Gold und persönliche Wünsche um, neben unseren eigenen Kollektionen verkaufen wir Unikat- Mode von Katharina Kumbrink.
Wenn mein Ladentag zu Ende ist, starte ich das Wochenende gern im Restaurant Goldmarie in der Schmellerstraße. Die Atmosphäre ist nett und die Leute auch, leise oder keine Musik, und bei der feinen Hausmannskost von leicht bis deftig ist für jeden was dabei.
Dann kann es losgehen – dieses Wochenende ist wirklich vollgepackt.
In den Kammerspielen ist ein Erfindungsabend, „Holt mich hier raus” von Schorsch Kamerun mit Pollyester. Nach der Vorstellung mache ich mich mit Polly auf den Weg zur Theresienwiese, da übernachten wir auch.
In aller Frühe verkaufen wir nämlich unseren ganzen Kellerschrott auf dem Flohmarkt. Zeug, das sich bei anderen Flohmärkten angesammelt hat: Ich mag die Idee von Nachhaltigkeit, und ich habe auch kein Problem damit, die Sachen von anderen Leuten aufzutragen. Mit meinen Freundinnen mache ich auch gern Tauschpartys: Jeder bringt seine abgelegten Klamotten mit und die von den Kindern, und was übrig bleibt, spenden wir an ein SOS-Kinderdorf.
Shoppen mag ich nicht besonders, das ist mir zu stressig. Ich geh’ nicht mal in den Supermarkt, sondern bestelle die Biokiste. Die Zeit mit meinen Kindern mag ich nicht damit verbringen, mit ihnen durch die Stadt zu hetzen.
Um 16 Uhr will ich in der Archäologischen Staatssammlung sein, da führt der Kurator Peter Bauhuis durch die Ausstellung Der Galliumhort von Obertraun. Ein Schmuck-Sensationsfund aus einem Metall, dass bei Körpertemperatur schmilzt. Das interessiert mich schon von Berufs wegen. Aber ich mache nicht nur Schmuck, sondern auch skurile Devotionalien und medizinische Brusthütchen aus fair gehandeltem Silber für stillende Mütter, oder Etageren aus seltenen Sammeltassen.
Zur Stärkung geht’s dann ins Redhot in der Amalienpassage. Das neue Steakhaus von Ulf Dröge, ein toller Koch.
Weiter um 20 Uhr ins Maximiliansforum, wo meine Freundin Zora Thiessen Theaterpremiere hat. Theater steht bei mir oft auf dem Programm – eine Aufführung hinterlässt einen intensiven Eindruck, wirkt manchmal noch Monate. Kino ist da Zeitverschwendung, finde ich. Ich mag zeitgenössische Stücke, aber auch das Käthchen von Heilbronn sollte man als Münchner gesehen haben.
Danach gehe ich noch in den Club Kong, das neue Ding von den Leuten vom Café King – das wird sicher wieder ein toller Laden.
Sonntag schlafe ich aus. Später kommen die Kinder vom Papa wieder, Karl und Lovis, drei und neun Jahre, wir unternehmen was Nettes. Zur Zeit steht Fahrrad fahren ganz oben auf dem Plan, weil Karl das gerade gelernt hat. Ich fahre wahnsinnig gern mit dem Rad durch die Stadt.
Vielleicht fahren wir also an die Isar, oder an den Spielplatz am Röcklplatz, und essen ein Eis bei Tomaso. Abends in die Taverna Anesis: Zu Akki in der Schmellerstraße, ein netter Wirt mit super Essen nach einem Feierwochenende, Lamm aus dem Ofen mit Artischockenherzen und Zitronensoße zum Beispiel. Vielleicht können wir ja draußen sitzen. Dann gehen wir heim – wir wohnen praktischerweise über der Tragbar.
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