Eine Million für Tunnel unterm Englischen Garten

MÜNCHEN Sie wirbeln, sie werben, sie lassen nicht locker. Jetzt haben die Münchner Architekten Hermann Grub und Petra Léjeune die erste Million eingesammelt für ihre Vision vom Tunnel unterm Englischen Garten. Der soll den staugeplagten Isarring, der seit fast 50 Jahren den Park am Kleinhesseloher See so hässlich zerschneidet, unter die Erde verpflanzen – und den Englischen Garten wiedervereinen (AZ berichtete).
Die Allianz-Umweltstiftung spendiert die erste von 59 Millionen Euro, die der 375-Meter-Tunnel samt Rampen und Begrünung kosten soll. Stiftungs-Chef Lutz Spandau übergab gestern im Seehaus einen symbolischen Gutschein. „Wir wollen anstiften zum Stiften“, sagte er – und freilich auch: „Wir bauen damit keinen Tunnel.“ Das Geld soll für die Vereinigung des Parks verwendet werden „und nur dafür“. „Ein riesengroßer, toller Meilenstein“, jubiliert Grub, der sich das Projekt mit seiner Frau ausgedacht hat. Und: „Was für ein Weihnachtsgeschenk!“
Bleibt die Frage: Wer zahlt jetzt den Rest?
Begeisterung zeigen bislang alle, die dafür in die Kassen langen müssten: Der Münchner Stadtrat, Bayerns Ex-Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) und zuletzt CSU-Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, den das Architektenpärchen aus Berlin hat einfliegen lassen.
Nur: Eine Zusage mag bislang keiner geben. Jedenfalls so lange nicht, bis Münchner Bürger und Unternehmen nicht in ihre privaten Taschen greifen. Ein Drittel der Kosten, so fordern es OB Christian Ude und die Rathaus-Grünen, soll über private Spenden finanziert werden – satte 20 Millionen Euro also. Immerhin stehen noch zwei andere Tunnelprojekte ins Haus: an der Tegernseer Landstraße und an der Landshuter Allee.
Bis 2018 liegt das Allianz-Geld bereit. Wenn bis dahin keine „definitive Entscheidung zum Bau“ steht, zieht die Stiftung den Betrag zurück. Aber so lange, glaubt das Planer-Paar, wird’s sowieso nicht dauern. Bis Ende 2012 wollen sie die 20 Millionen gesammelt haben (Grub: „Kein Problem!“). Vielleicht macht die beiden ein Brief so zuversichtlich, der sie am Mittwoch zu Petra Léjeunes Geburtstag erreicht hat. Es schrieb: Hans-Jochen-Vogel – der Münchner Alt-OB, der für die Olympischen Spiele 1972 den hässlichen Isarring durch das grüne Kleinod hat bauen lassen.
Damals, schreibt er, sei „eine Untertunnelung jenseits unserer Vorstellungskraft“ gewesen. Heute nicht mehr. Weshalb er seine „Sympathie“ für das Projekt „in nächster Zeit durch eine Spende zum Ausdruck bringen“ werde. Wenn das kein gutes Omen ist.